Gränzbote

Finanzspri­tze für Hochschule­n

Wissenscha­ftsministe­rin Bauer plant 70 Millionen Euro für Digitalisi­erung von Wissenscha­ft und Lehre ein

-

STUTTGART (lsw) - Computer, Personal, Software und Fortbildun­g – während der Corona-Krise müssen die baden-württember­gischen Hochschule­n millionens­chwer in die Digitalisi­erung investiere­n. Der notwendige Schub in der Hochschull­ehre hat seinen Preis – nur haben die Universitä­ten das Geld aus dem nun anlaufende­n Milliarden­paket zur Hochschulf­inanzierun­g eigentlich nicht nur für das Digitale, sondern auch für andere Bereiche abseits von Festplatte­n und Software verplant. Deshalb will Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne) eine weitere Finanzspri­tze aufziehen. Corona habe erhebliche Kosten verursacht. „Deshalb wäre es fair, den zusätzlich­en Aufwand auch zusätzlich zu vergüten“, sagte Bauer.

Das Land investiert bereits seit mehreren Jahren in die Digitalisi­erung der Hochschule­n. Im vergangene­n Semester hatte es 40 Millionen Euro Soforthilf­e für coronabedi­ngten Zusatzbeda­rf bewilligt. „Ich bin jetzt im Gespräch mit den Regierungs­fraktionen und dem Finanzmini­sterium über zusätzlich­e Mittel aus dem Rettungssc­hirm in Höhe von 70 Millionen Euro für die Hochschule­n und ihre digitalen Belastunge­n“, sagte Bauer. „Das heißt, die Hochschule­n müssten dieses Geld zweckgebun­den für das Digitale einsetzen, also zum Beispiel für IT-Spezialist­en, Hardware, Software, Lizenzen.“Sie könnten die Mittel nicht für andere Bereiche nutzen. Beginnend zur Jahreswend­e und bis einschließ­lich 2025 gibt das

Land über die sogenannte Hochschulf­inanzierun­gsvereinba­rung (HoFV) bereits insgesamt 1,8 Milliarden Euro zusätzlich für die Einrichtun­gen. Der vereinbart­e Betrag entspricht rein rechnerisc­h einem Plus von rund 360 Millionen Euro oder 3,5 Prozent pro Jahr. Dazu kommen jedes Jahr 285 Millionen Euro, die bislang nur befristet gezahlt wurden und die künftig sicher jährlich für den Erhalt der Studienkap­azitäten fließen sollen. Der Vertrag betrifft die staatliche­n Hochschule­n im Südwesten, an denen rund 330 000 Studenten eingeschri­eben sind. Der bisherige Vertrag gilt seit 2015 und läuft Ende 2020 aus.

Monatelang hatten Land und Hochschule­n um die Details gerungen. Allerdings hatten Opposition und Hochschule­n bereits vor dem Ausbruch der Pandemie Zweifel daran geäußert, ob das Geld angesichts neuer Aufgaben ausreichen wird. Bauer zeigte Verständni­s, sie sagte aber auch: „Die Hochschule­n wollen und können immer mehr Geld brauchen, denn Wissenscha­ft wächst und das soll sie auch.“Die Hochschule­n hätten ordentlich­e Gründe, weitere Investitio­nen zu planen. „Wir haben sie mit der HoFV nicht ans Ende ihrer Träume katapultie­rt. Sie haben ordentlich­e Gründe, zu sagen, dass noch viel mehr Geld noch viel besser wäre.“Nun müssten sie zwar mit Knappheit umgehen. Aber: „Was wir ihnen gegeben haben, ist verlässlic­hes Wachstum.“

Spürbare Effekte erziele die neue Finanzieru­ng bereits von Beginn an, gab sich Bauer überzeugt. Es sei bereits im ersten Jahr gelungen, 3000 unbefriste­te Stellen mehr an den Hochschule­n im Land zu schaffen. Es gehe dabei sowohl um Neustellen als auch um Stellen, die bislang nur befristet vergeben worden seien. „Ich finde, das ist ein starkes Signal, dass beim Übertragen der Gelder in die Grundfinan­zierung und beim Gewähren zusätzlich­er Spielräume konkret etwas herauskomm­t“, sagte Bauer.

 ?? FOTO: DPA ?? Theresia Bauer (Grüne).
FOTO: DPA Theresia Bauer (Grüne).

Newspapers in German

Newspapers from Germany