Sattes Umsatzplus bei Storz & Bickel
Tuttlinger Firma rechnet mit Zuwachs von 80 Prozent – Produktion in Zelt verlagert
TUTTLINGEN - Einen Parkplatz bei der Firma Storz & Bickel zu bekommen, ist momentan nicht so leicht. Zwar befindet sich ein Teil der Belegschaft am Heimarbeitsplatz. Die Zahl der Mitarbeiter ist aber so stark angestiegen, dass auf den Flächen für die Autos ein Zelt als Produktionsstätte aufgestellt werden musste. Ein klares Zeichen: Der Hersteller von Verdampfern ist gut durch die CoronaPandemie gekommen.
„Wir sind konkurrenzlos“, sagt Firmengründer Markus Storz, der Ende das Jahres als Geschäftsführer aufhört (wir berichteten). Dies ist vielleicht ein Grund, warum es gut für das Unternehmen – das 2018 an die kanadische Canopy Growth Corporation verkauft wurde – läuft. Ein anderer, weil das Verdampfen von Kräutern seit Auftreten von Covid 19 für viele Menschen interessant geworden ist, mutmaßen er und sein Geschäftspartner Jürgen Bickel. Die Zahlen für 2020 zeigen, dass der Absatz trotz des Auftretens des Coronavirus da war.
In den vergangenen Jahren habe man gut 10 000 Geräte verkauft, sagt Bickel, der in dem Tuttlinger Unternehmen den kaufmännischen Bereich verantwortet. In diesem Jahr waren es 25 000 Verdampfer. Durch das Internet habe sich die Schließung von Geschäften nicht so bemerkbar gemacht. Auswirkungen habe die Pandemie höchstens im Versand und beim Einkauf der Materialien gehabt. „Unsere Zulieferer kommen zu 80 Prozent aus Deutschland, selbst Tuttlingen ist stark vertreten“, sagt Bickel. Dennoch kamen „einige Sachen aus Fernost“nicht so zuverlässig an. Auch die Kurzarbeit habe bei Unternehmen zu Schwierigkeiten geführt, rechtzeitig zu liefern.
Unterm Strich hat das die Bilanz von Storz & Bickel nicht getrübt. Ein Umsatzplus von 80 Prozent dürfte nach Auskunft der Geschäftsführer für das Jahr stehen bleiben. „Wir haben alle Konzernziele übertroffen.“
Der „Rückenwind“müsse nun aber verarbeitet werden – eine nicht unerhebliche Herausforderung für das Tuttlinger Unternehmen. Weil der Erweiterungsbau der Firmenzentrale für Teile der Produktion und die Logistik nicht rechtzeitig fertig geworden ist – wohl erst Mitte nächsten Jahres – musste die wachsende Herstellung der Verdampfer und das Lager ausgegliedert werden. 15 Herstellungsplätze sowie Materialien befinden sich im Zelt auf dem Parkplatz.
Genügend Mitarbeiter für die Aufgaben hat Storz & Bickel jetzt. „Wir haben gefunden, was wir gesucht haben“, erklärt Bickel. Dies sei – auch wegen der Kurzarbeit in anderen Unternehmen – nicht leicht gewesen. Innerhalb eines Jahres schraubte der Medizinproduktehersteller seine Mitarbeiterzahl von 95 auf rund 200 hoch. Und dem „gewünschten Wachstum“sind im Gewerbegebiet Grubenäcker noch keine Grenzen gesetzt. Im Bürobereich seien noch Flächen frei, und auch in der Logistik werde es mit dem bald fertigen Erweiterungsbau noch reichen. Vielleicht müsse man das Lager „nach außerhalb verlagern. Dann muss aber Durchsatz in der Produktion anders organisiert werden“. Auch wenn es keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr im Gewerbegebiet Grubenäcker gibt, soll es nach Ansicht von Storz und Bickel mit dem gleichnamigen Unternehmen in Tuttlingen weitergehen.
Ob die beiden Geschäftsführer dann noch mitreden, ist unwahrscheinlich. Markus Storz nimmt gegen Ende des Jahres seinen Hut, er war seit dem Verkauf vor zwei Jahren als Berater im Unternehmen. „Beim Verkauf habe ich gesagt, ich habe keine Motivation, für andere zu arbeiten. Jetzt habe ich meinen Vertrag erfüllt und bin froh, dass die Arbeitsbelastung wegfällt. Ich komme nur noch, wenn es Fragen gibt.“Auch Jürgen Bickel deutete im Gespräch seinen Abschied an. „Einen festen Termin gibt es aber nicht.“