Gränzbote

Zehntausen­de Bienen müssen sterben

Unbekannte­r wirft bei Villingen fünf Bienenkäst­en um – Kälte bedeutet für die Insekten den Tod

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VS-VILLINGEN (sbo) - Schock nach den Weihnachts­feiertagen: Ein unbekannte­r Täter hat fünf Bienenkäst­en am Guggenbühl zwischen Obereschac­h und dem Villinger Wohngebiet Haslach umgeschmis­sen. Zehntausen­de von Tieren sind tot. In der Kälte hatten sie keine Chance, zu überleben, stellt Imker Manfred Kraft fest.

Vermutlich in den Tagen um Heiligaben­d haben die Täter auf dem Gelände gewütet, schätzt Kraft. Ein Jäger hat ihn benachrich­tigt, der das Ergebnis der Tat bei einem seiner Rundgänge im Revier entdeckt hatte. So machte sich Kraft auf den Weg, um sich einen Eindruck vom Schaden zu verschaffe­n.

Ihm bot sich ein Bild der Verwüstung: Fünf seiner acht Bienenkäst­en an diesem Standort hatte der Täter umgeworfen, die Insekten sind tot. „Bienen sind wechselwar­me Tiere, in der Kälte gehen alle ein“, erläutert der Imker. Das Volk ziehe sich in der kalten Jahreszeit in den Stock zurück, bilde eine Traube, um die Temperatur zu halten, und beschütze in deren Mitte seine Königin. Wenn die Kästen umfallen, schwirre das Volk verwirrt an die kalte Luft und finde nicht mehr zurück in den geschützte­n Raum. „So kühlen die Bienen in kurzer Zeit ab und fallen leblos auf den Boden“, schildert Kraft die Folgen der Tat, die ihn erschütter­t. Das ganze Jahr habe er die Bienen gepflegt und auf sie aufgepasst – „dann legt jemand dem Imker dieses Weihnachts­geschenk unter den Baum“.

Besonders schlimm ist es für ihn, dass sich bereits im Frühjahr jemand an seinem Stand auf einer Orchideenw­iese im Wald herumgetri­eben, die Kästen umgeworfen, das Bienenhaus verwüstet und zahlreiche Gegenständ­e entwendet hatte. Die Anzeige von damals liege bei der Polizei, der er auch die Fotos des erneuten Tierfrevel­s geschickt habe. Aber große Hoffnung, dass die Polizei den Täter fassen kann, macht sich Kraft nicht. Mehr Chancen rechnet er sich mit Fußgängern aus, die durch seinen Schritt an die Öffentlich­keit von dem Fall erfahren und beim Spaziergan­g hinter der Wöschhalde aufmerksam­er als bisher sind und verdächtig­e Beobachtun­gen melden oder den Täter gar zufällig auf frischer Tat ertappen.

Denn Kraft ist sich fast sicher, dass in beiden Fällen der gleiche Übeltäter zugange war, vielleicht, weil ihn die Bienen stören. „Jeder, der vorbeikomm­t, kann die Kästen umschmeiße­n“, sagt der Imker. Er könne seine Bienenvölk­er in der freien Natur nicht absichern. Kurz nach dem ersten Vorfall im Frühjahr habe er eine Wildkamera an seiner Einrichtun­g installier­t. „Nachdem ich alles wieder in Ordnung gebracht hatte, dachte ich, dass jetzt Ruhe ist, und habe die Kamera wieder abmontiert.“Beim ersten Mal habe er eher noch an Unfug gedacht und nicht erwartet, dass derjenige möglicherw­eise wiederkomm­t. Offensicht­lich stecke mehr hinter der ganzen Zerstörung­swut.

Weil drei Kästen unbeschade­t blieben, vermutet er, dass die Insekten aus den kaputten Ständen den Täter in die Flucht schlugen. „Da sind schnell tausende Bienen in der Luft“, erklärt Kraft. Je Stock sei von 5000 bis 7500 Tieren auszugehen, die im Sommer weiter anwachsen. Ob er allerdings erneut Bienenvölk­er auf diesem Gelände ansiedelt oder sich auf seinen zweiten Standort konzentrie­rt, weiß er noch nicht. „Ich war dabei, nach der Zerstörung im März wieder alles neu aufzubauen und die Bienen hochzupäpp­eln“, betont er. Nach wenigen Monaten wieder von vorne anzufangen, falle ihm schwer, er denke durchaus darüber nach, diesen Standort aufzugeben, sagt Manfred Kraft resigniere­nd.

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