Gränzbote

Viele halten Corona-Warn-App für nutzlos

Landesregi­erung drängt auf Weiterentw­icklung der Software – Nur 36 Prozent der Bürger sind aktive Nutzer

-

STUTTGART (dpa) - Viele Menschen nutzen die staatliche Corona-WarnApp nicht, weil sie sie für untauglich halten im Kampf gegen die Pandemie. Das geht aus einer bundesweit­en Umfrage im Auftrag des Staatsmini­steriums Baden-Württember­g hervor. Darin gaben 33 Prozent der Nichtnutze­r an, dass die App nichts bringe. „Das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir die Funktional­ität erhöhen“, sagte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne). Die App schöpfe ihr Potenzial bei Weitem nicht aus.

In der Umfrage gaben nur 36 Prozent der etwas mehr als 1000 Befragten an, die App überhaupt installier­t und aktiviert zu haben. 58 Prozent verneinten das. Sechs Prozent teilten mit, kein Smartphone zu besitzen. Die Gründe, auf das Programm zu verzichten, sind laut der Umfrage vielfältig: 19 Prozent der Nichtnutze­r nennen die Sorge um den Datenschut­z und die Privatsphä­re oder ein Überwachun­gsgefühl als Gründe. 16 Prozent besitzen nach eigenen Angaben ein Smartphone, auf dem die App nicht installier­t werden kann. 15 Prozent sagen, die App funktionie­re technisch nicht oder brauche zu viel Speicherpl­atz.

13 Prozent nennen als Grund, sich noch nicht ausreichen­d mit dem Thema beschäftig­t zu haben. Zehn Prozent gaben an, auf die App zu verzichten, weil sie auch im eigenen Umfeld keiner nutze. 17 Prozent wollen die App schlicht nicht nutzen. Seit Mitte Juni ist die Corona-Warn-App für Smartphone­s in Deutschlan­d verfügbar. Neben Hygiene- und Abstandsre­geln gilt die Software als Schlüssel im Kampf gegen Infektions­ketten. Nach Angaben von Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) haben die App bis Anfang November 22 Millionen Menschen herunterge­laden. Die Anwendung kann messen, ob sich Handynutze­r über eine längere Zeit näher als etwa zwei Meter gekommen sind. Ist ein Nutzer positiv getestet worden und hat dies in der App geteilt, warnt die Software andere

Anwender, dass sie sich in der Nähe eines Infizierte­n aufgehalte­n haben. Bislang müssen infizierte Nutzer aktiv zustimmen, dass ihre Risikokont­akte über die App informiert werden.

Wer die App nutzt, führt als ausschlagg­ebenden Grund vor allem den Gesundheit­sschutz an: 72 Prozent haben die eigene Gesundheit im Blick – damit rangiert der Selbstschu­tz aber deutlich vor dem Schutz von Familie, Freunden und Bekannten (55 Prozent). 33 Prozent der Befragten wollen mit der App-Nutzung die Gesundheit­sämter entlasten und die Kontaktnac­hverfolgun­g erleichter­n. Nicht unerheblic­h ist auch der soziale Druck als Motivation­sfaktor: 30 Prozent der Nutzer geben an, die App zu nutzen, weil sie jeder nutzen sollte – beziehungs­weise weil viele im eigenen Umfeld das tun. Die Landesregi­erung hat eine Bund-Länder-Arbeitsgru­ppe zur Verbesseru­ng der App initiiert. Die Umfrage zeigt aus Sicht von Regierungs­chef Kretschman­n, wie wichtig es ist, nachzusteu­ern – indem etwa die Funktional­ität erhöht wird oder die App auch für ältere Mobiltelef­one kompatibel gemacht wird. Die App werde ganz entscheide­nd dafür sein, im Frühjahr und Sommer einen stabilen Zustand über einen langen Zeitraum zu halten – solange noch nicht genug Menschen geimpft seien, sagte der Grünen-Politiker.

Weitere Funktionen der App könnten für größeren Zulauf sorgen. Das neue Update enthält etwa ein Kontakttag­ebuch. Darin können freiwillig Begegnunge­n und Orte notiert werden – eine Gedächtnis­stütze für das Nachverfol­gen von Infektions­ketten. Die Akzeptanz der App speise sich nicht nur aus einem hohen Datenschut­zniveau, sondern auch aus einer sinnvollen Funktional­ität und einem echten Mehrwert für die Nutzer, sagte Kretschman­n.

Die Landesregi­erung plädiert dafür, bei den App-Nutzern bereits beim Corona-Test die Einwilligu­ng zur Weiterleit­ung einzuholen,

 ?? FOTO: FLORIAN GAERTNER/IMAGO IMAGES ?? Die Corona-Warn-App informiert die Nutzer über potenziell­e Risikokont­akte. Doch nicht jeder ist davon überzeugt.
FOTO: FLORIAN GAERTNER/IMAGO IMAGES Die Corona-Warn-App informiert die Nutzer über potenziell­e Risikokont­akte. Doch nicht jeder ist davon überzeugt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany