Gränzbote

Der erste Preissprun­g steht schon fest

Tanken war dieses Jahr ungewöhnli­ch billig – 2021 wird damit Schluss sein

- Von Christof Rührmair, Jürgen Krämer und Andreas Hoenig

MÜNCHEN/BERLIN (dpa) - Das neue Jahr wird teurer für Autofahrer und Autofahrer­innen. Schon in der Nacht zum 1. Januar 2021 werden die Spritpreis­e aller Voraussich­t nach einen kräftigen Sprung machen. Wer noch im alten Jahr tankt, kann sich einige Euro sparen. Doch auch langfristi­g ist eher nicht mehr damit zu rechnen, dass Sprit wieder so billig wird wie im abgelaufen­en Jahr.

Für den erwarteten Preissprun­g in der Nacht zum 1. Januar sind zwei Effekte verantwort­lich: Die Mehrwertst­euer kehrt wieder auf ihr altes Niveau zurück und die neue CO2-Bepreisung verteuert auch Treibstoff­e. Zusammen macht das zehn bis elf Cent pro Liter aus, wie sowohl der Mineralölw­irtschafts­verband (MWV) als auch der ADAC errechnet haben. Wie viel davon letztlich beim Kunden ankomme, entscheide sich aber im Wettbewerb, heißt es vom MWV. Einen großen Ansturm auf die Tankstelle­n vor der Erhöhung erwartet der ADAC nicht. Dafür sei das Verkehrsau­fkommen aktuell zu gering.

So gut sich der Preissprun­g zum Jahresbegi­nn beziffern lässt, so schwierig ist die weitere Entwicklun­g vorherzusa­gen. Beim ADAC erwartet man tendenziel­l eine Steigerung. „Aber das muss nicht so kommen“, sagt ein Experte des Verkehrscl­ubs. Die Entwicklun­g hänge vor allem vom Ölpreis ab. Wie viel gefahren wird – und damit die Nachfrage nach Benzin und Diesel – spiele im Vergleich eine untergeord­nete Rolle.

Der MWV betont, dass die Spritpreis­e nicht direkt am Ölpreis hängen und von verschiede­nen Faktoren beeinfluss­t werden. Die Einkaufspr­eise für die Tankstelle­n entstünden an einem eigenen Markt und könnten durchaus von der Entwicklun­g der Ölpreise abweichen.

Doch wie werden sich die Ölpreise entwickeln? Experten erwarten, dass sie von der Aussicht auf eine schnelle Einführung wirksamer Corona-Impfstoffe gestützt werden. In seltener Einmütigke­it gehen Ökonomen von einer starken Konjunktur­erholung aus. Einige sprechen bereits von einem „Nach-CoronaBoom“. Zudem dürfte auch die starke Konjunktur­erholung in Asien für eine höhere Nachfrage nach Rohöl und Auftrieb bei den Weltmarktp­reisen sorgen.

Schon kurz vor dem Jahresende hatte ein neues Konjunktur­paket in den USA die Ölpreise beflügelt. Im Dezember lag der Preis für das in Europa wichtige Nordseeöl der Sorte Brent zeitweise wieder über 50 Euro und damit so hoch wie seit März nicht mehr. Der starken Erholung im Herbst war allerdings ein historisch­er Absturz der Ölpreise vorangegan­gen. Im April war der Preis für Rohöl aus den USA wegen der Corona-Krise und einem Preiskrieg führender Ölstaaten sogar zeitweise in den negativen Bereich gefallen.

2021 könnte es nun vor allem in der zweiten Jahreshälf­te nach oben gehen. „Die wirtschaft­liche Erholung wird die Energienac­hfrage anschieben“, versichert­e Rohstoffan­alystin Barbara Lambrecht von der Commerzban­k. In den Wintermona­ten werde Corona aber noch weiterhin „Bremsspure­n“hinterlass­en.

Generell wurden die Experten vom Ausmaß der zweiten CoronaWell­e überrascht. Unter anderem hatte die Organisati­on erdölexpor­tierender Länder (Opec) kurz vor dem Jahresende ihre Prognose für das erste Quartal 2021 gesenkt. Auch die Internatio­nale Energieage­ntur (IEA) setzte bei der Nachfragep­rognose für 2021 den Rotstift an.

„Der Markt bleibt fragil“, schreiben die IEA-Experten und nennen als Begründung die wirtschaft­lichen

Beschränku­ngen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Allerdings haben führende Förderstaa­ten bereits auf die Folgen der zweiten Corona-Welle reagiert. So hatten die in dem Verbund Opec+ zusammenge­fassten Ölstaaten im Dezember beschlosse­n, die Fördermeng­e ab Januar nur um 500 000 Barrel pro Tag zu erhöhen und nicht wie zunächst angepeilt um etwa zwei Millionen Barrel.

Wie auch immer der Ölpreis sich 2021 entwickelt: Mögliche Kapriolen werden sich nur gedämpft in den Spritpreis­en wiederfind­en. So ist die Mineralöls­teuer, die bei Superbenzi­n 64,5 Cent pro Liter ausmacht, konstant. Die reinen Kosten für die Produktbes­chaffung machen nach Zahlen des MWV typischerw­eise nur einen Bruchteil des Preises an der Zapfsäule aus.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Die wieder höhere Mehrwertst­euer und die neue CO2-Bepreisung machen Treibstoff­e ab dem 1. Januar rein rechnerisc­h um zehn bis elf Cent pro Liter teurer.

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