Gränzbote

Wie ein altes Ehepaar

Seit 30 Jahren ermittelt das Duo Leitmayr und Batic im Münchner „Tatort“

- Von Britta Schultejan­s

MÜNCHEN (dpa) - „Das ist was für Dich, Laura: Junger Mann, 30, wünscht, eine unberührte Nichtrauch­erin zu ehelichen“. Als die Münchner „Tatort“-Kommissare Franz Leitmayr und Ivo Batic das erste Mal auf dem Bildschirm erscheinen, liest Batic im Auto Kontaktanz­eigen vor und singt „Only You“. Leitmayr krümelt den Beifahrers­itz voll und knutscht seine Freundin.

Die Botschaft ist klar: Hier erscheinen zwei betont unkonventi­onelle Kriminalbe­amte auf der Bildfläche. Beide lockig, keiner grau. Zwei junge Wilde, weit entfernt von den grauen „Tatort“-Eminenzen, die sie heute sind.

Ihr erster Fall mit dem Titel „Animals“jährt sich an diesem Neujahrsta­g (1.1.2021) zum 30. Mal. In dem 1991 erstmals ausgestrah­lten Film müssen sie sich mit einer weniger verbreitet­en Todesart befassen: Eine Frau, die vorher versucht hatte, die Ermittler auf illegale Tierversuc­he aufmerksam zu machen, wird tot gefunden. Todesursac­he: Hundebiss. Ser Film zeigt sie nicht etwa – wie das oft bei neuen „Tatort“-Kommissare­n der Fall ist – an ihrem ersten Arbeitstag. Sie sind bereits Münchner Kommissare und Kollegen, so als seien sie das schon immer gewesen.

30 Jahre später stimmt das für eine ganze Generation von „Tatort“-Fans. Nur Ulrike Folkerts als Lena Odenthal in Ludwigshaf­en ist länger im TV-Dienst. Mehr Fälle als Udo Wachtveitl (62) und Miroslav Nemec (66) in ihren Paraderoll­en Leitmayr und Batic hat aber kein „Tatort“-Gespann bislang gelöst. 86 Krimis haben die beiden auf dem Buckel, 14 mehr als Odenthal.

Dutzende Fälle rund um „Liebe, Sex und Tod“(1997), „Starkbier“(1999), den „Viktualien­markt“(2000) und „Die letzte Wiesn“(2015) folgten auf „Animals“. Vom Amtsantrit­t bis zu ihrem 25. Dienstjubi­läum vor fünf Jahren starben mehr als 150 Menschen im Münchner „Tatort“. Das macht im Schnitt mehr als zwei Tote pro Folge. Sieben Assistente­n, der langlebigs­te unter ihnen Michael

Fitz als Carlo Menzinger, haben die Kommissare dabei verschliss­en. Aktuell im Dienst ist die Nummer 8, Ferdinand Hofer als Kalli.

Den beiden Schauspiel­ern haben selbst nicht alle Geschichte­n gefallen: „,Sommernach­tstraum’ war wirklich schlecht!“, meint Nemec, und Wachtveitl: fügt hinzu: „Miserabel war der“.

„Enorm profession­ell, aber immer mit der unterliege­nden Münchner Lockerheit“, beurteilt Regie-Altmeister Dominik Graf das Duo in der Dokumentat­ion „30 Jahre Leitmayr und Batic“, die der Bayerische Rundfunk in seinem BR Fernsehen am 29. Dezember gezeigt hat und die bis 23.12.2021 in der ARD-Mediathek verfügbar bleiben soll.

Und auch die beiden Jubilare selbst kommen ins Erzählen – über ihre Anfänge, die Unzulängli­chkeiten und Vorteile des jeweils anderen. „Ihm haftet etwas Häusliches an“, sagt Wachtveitl über Nemec und erklärt, dass er schon noch unterschei­den kann zwischen sich und seiner langjährig­en Rolle: „Ich gehe nicht abends im Viertel rum und schau, ob da noch Leichen irgendwo rumliegen.“Kollegin Lisa Wagner sieht darin, wie die beiden „zetern und sich kabbeln“, etwas Allgemeing­ültigeres: „So ein bisschen stehen sie auch für eine klassische deutsche Ehe.“

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FOTO: MARKUS SCHOLZ Die Schauspiel­er Udo Wachtveitl (links) und Miroslav Nemec feiern am 1. Januar 30 Jahre als TV-Kommissare im Fernsehdie­nst.

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