100 Jahre Rudolf Würthner
Akkordeonmusiker, Komponist und Arrangeur stellet das Instrument auf den Kopf
TROSSINGEN (pm) - Dieses Jahr wäre Rudolf Würthner (1920-1974), der bekannte Trossinger Akkordeonkomponist und -arrangeur, 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat seine Familie in Zusammenarbeit mit dem in Trossingen ansässigen Musikverlag Notenwunderland eine Jubiläums-CD mit Kompositionen aus dem Tonbandarchiv Rudolf Würthners produziert.
Vom Leiter des Deutschen Harmonikamuseums in Trossingen, Martin Häffner, stammt diese Würdigung:
Rudolf Würthner wurde am 13. August 1920 als jüngstes von acht Kindern in Trossingen geboren. Mit viereinhalb Jahren verlor er durch einen Unfall Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Nichtsdestotrotz bekam er von seiner ältesten Schwester eine diatonische Handharmonika geschenkt und erhielt Unterricht bei Hermann Schittenhelm.
Dieser stellte das Instrument kurzerhand auf den Kopf, ermöglichte so ein ordentliches Musizieren, und nahm ihn mit elf Jahren in sein heute noch existierendes Hohner Akkordeonorchester 1927 auf. Drei Jahre später wurde Rudolf Würthner Lehrling im Instrumentenbau der Firma Matthias Hohner AG Trossingen. Prof. Hugo Herrmann, der damalige Direktor der Städtischen Musikschule – heute Hohner Konservatorium – erkannte früh Würthners Begabung und überzeugte dessen Eltern, ihren Sohn ein Musikstudium aufnehmen zu lassen. Schon zwei Jahre später wurde Würthner mit ausgezeichneten Abschlussergebnissen
als Akkordeonlehrer an dieses Institut übernommen. In diesen Jahren verfasste er bereits Bearbeitungen klassischer Werke, schrieb eigene, später veröffentlichte Kompositionen und gab gleichzeitig Solokonzerte mit Uraufführungen bereits vorhandener Originalmusik.
Nach der Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft übernahm er die 1946 neu gegründete Solistenklasse und wurde bei Hans Brehme am Hochschulinstitut für Musikerziehung Trossingen (seit 1975 Staatliche Hochschule für Musik) in Komposition unterrichtet. 1948 beteiligte er sich beim
Coupe Mondiale des Accordéonistes in Lausanne als einer der ersten Akkordeonisten mit der Bearbeitung eines Orgelwerkes von Johann Sebastian Bach und erreichte den zweiten Platz. 1947 betraute Dr. Ernst Hohner ihn mit der Leitung des späteren Orchesters des Hauses Hohner.
Nach einer größeren Anzahl von Konzerten im süddeutschen Raum wurden erste zum Teil mehrwöchige Auslandstourneen in das westeuropäische Ausland, sowie nach Nordafrika, den USA, Kanada, Mexiko, Australien und Neuseeland unternommen, insgesamt 1541 Konzerte sowie 205 Platten- und Rundfunkaufnahmen, Filmmusiken und später auch Fernsehaufnahmen.
Trotz der umfangreichen Tätigkeiten wurde das Orchester 1963 aufgelöst und ein Elektronium-Ensemble unter Kurt Gelück sowie das Trossinger Akkordeon Ensemble unter Würthner gegründet. Auch dieses Ensemble bedachte er mit Arrangements und Kompositionen. Ebenso wurde das Dirigieren wieder ein wichtiger Punkt seiner Tätigkeit. . 1968 schloss sich der Kreis : Würthner wurde die Leitung des Hohner Akkordeonorchesters 1927 übertragen. Höhepunkte waren Rundfunkaufnahmen, der Auftritt bei der Fensehlotterie „Ein Platz an der Sonne“1970, dem Sonntagskonzert 1972 im ZDF und das Festkonzert anlässlich des Internationalen Akkordeon Festivals 1973 in Bonn.
Am 3. Dezember 1974 setzte eine seltene Erkrankung dem Leben Rudolf Würthners ein Ende.