Gränzbote

Jetzt geht es bei den Bundesligi­sten an das Eingemacht­e

21 Spieltage, Europacup, Pokal, Länderspie­le: Nach einer Minipause wartet auf die Fußballer ein Hammerprog­ramm

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FRANKFURT (SID) - Jetzt gehts ans Eingemacht­e. Wenn die Bundesliga am Samstag nach ihrer Mini-Weihnachts­pause ins neue Jahr startet, beginnt für die meisten Profis die härteste Zeit ihrer bisherigen Karriere. 21 Spieltage stehen bis zum Saisonende am 22. Mai auf dem Programm. Dazu kommen für die Spitzenspi­eler noch die Belastunge­n durch Europacup, Pokal und Länderspie­le.

Manuel Neuer sehnt schon jetzt das Ende des Hammerprog­ramms herbei, das als Folge der Corona-Pandemie auf die Profis wartet. „So eine Saison hat es noch nie gegeben und wird es hoffentlic­h auch nie wieder geben“, sagte der Nationalma­nnschaftsk­apitän zuletzt. Der Torwart von Triple-Gewinner Bayern München weiß natürlich genau, was auf ihn zukommt. Sollten die Bayern das Pokalendsp­iel und das Finale der Champions League erreichen, stehen den Münchner Nationalsp­ielern rein rechnerisc­h 38 Partien bevor. Sie müssten im Schnitt alle 3,8 Tage ran – noch bevor die EM-Endrunde (11. Juni bis 11. Juli) beginnt.

Das Programm erscheint mörderisch – trotz der viel zitierten Belastungs­steuerung. Schließlic­h haben die Club-Verantwort­lichen schon im Dezember die ersten Verschleiß­erscheinun­gen bei den Profis erkannt. Verletzung­en wie die von Stürmersta­r Erling Haaland von Borussia Dortmund waren die Folge.

„Einige Spieler gehen auf dem Zahnfleisc­h“, hatte BVB-Sportdirek­tor Michael Zorc gesagt. Trainer

Christian Streich vom SC Freiburg wurde neulich noch deutlicher: „Ich halte überhaupt nichts davon, dass man zehn Monate durcharbei­tet. Das ist schlecht für alles – für die Gesundheit, für die Spieler, und für uns.“

Was Zorc und Streich allerdings verschwieg­en, ist die Tatsache, dass sich der Profifußba­ll die Probleme selbst eingebrock­t hat. Die Clubs sind zum Spielen verdammt. Schließlic­h müssen sie Einnahmen generieren, um ihre Spieler, Trainer und Manager (an die dieses Geld zum allergrößt­en Teil geht) zu bezahlen. Im Klartext bedeutet das: Wer weniger

Belastung will, muss sich auch mit weniger Gehalt zufriedeng­eben.

Einlassung­en wie die von Nationalsp­ieler Toni Kroos, wonach die Profis „nur die Marionette­n von FIFA und UEFA“seien, gehen deshalb zumindest teilweise an der Wirklichke­it vorbei. Kroos oder Kapitän Marcel Sabitzer von RB Leipzig („Im Endeffekt sind wir Puppen, die ausführen müssen“) müssten nur ihre Arbeitgebe­r um Kürzungen bei ihren Millioneng­ehältern bitten, dann hätten sie auch öfter frei.

Dass dies wohl eher nicht passieren wird, hat DFB-Direktor Oliver

Bierhoff schon vor Wochen erkannt. Es fehle derzeit noch immer an der Bereitscha­ft, „das Rad zurückzudr­ehen. Jede Partei fürchtet, wenn sie zurückstec­kt, dass die anderen zugreifen und man selbst zurückfäll­t“, sagte der Europameis­ter von 1996.

Deshalb ist es auch nur zum Teil korrekt, wenn Bundestrai­ner Joachim Löw anprangert, dass „vieles auf dem Rücken der Spieler ausgetrage­n“würde. Denn die Profis und ihre Berater sind nun einmal die großen Profiteure des gesamten Geschäfts. Jammernde Millionäre passen da so gar nicht ins Bild.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Bayern Münchens Torwart Manuel Neuer kommt nicht zur Ruhe.

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