Frauenquote für Vorstände kommt
BUND und Heinrich-Böll-Stiftung fordern Reform der Fleischproduktion in Europa
BERLIN (dpa) - Die große Koalition will für mehr Frauen in den Chefetagen der großen Unternehmen sorgen. Das Kabinett beschloss am Mittwoch einen Gesetzentwurf, nach dem in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens ein Frau sitzen muss. Bei Firmen mit einer Mehrheitsbeteiligung des Bundes soll generell bereits bei mehr als zwei Mitgliedern in der Geschäftsführung mindestens eine Frau sein.
BERLIN - Seit acht Jahren beobachten die Böll-Stiftung und der Umweltverband BUND die Geschehnisse rund um die Erzeugung und den Konsum von Fleisch. Die Ergebnisse finden sich im Fleischatlas 2021 wieder. Verändert hat sich in dieser Zeit vor allem die Einstellung vieler Verbraucher. Vor allem die jungen Konsumenten verzichten zunehmend auf Wurst und Schnitzel. Das ergab eine repräsentative Umfrage unter 15- bis 29-Jährigen für den Atlas. Jeder zehnte Jugendliche ernährt sich danach vegetarisch, 2,4 Prozent sogar vegan. Ein weiteres Viertel zählt sich zu den „Flexitariern“, die nur gelegentlich Wurst oder Burger konsumieren und dabei bewusst zu hochwertigen Erzeugnissen greifen.
Der Anteil der Vegetarier liegt bei jungen Leuten damit doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Vor allem bei jungen Frauen ist der Verzicht auf Fleisch angesagt. Sie stellen 70 Prozent dieser Gruppe. Den Autoren der Studie zufolge ist das Ernährungsverhalten der Befragten vor allem ein Ausdruck einer politischen Haltung, die für mehr Klimaschutz und weniger Massentierhaltung eintritt. „Was die Generation eint, ist die Ablehnung der heutigen Form der Tierhaltung“, stellen die Autoren fest. Dieser Trend hat auch schon andere Bevölkerungsschichten erreicht. Im vergangenen Jahr erreichte der Verkauf von Fleischersatzprodukten mit einem Umsatz von 273 Millionen Euro einen neuen Rekordwert. Im Vergleich zu den über 40 Milliarden Euro Umsatz mit Würsten und Steaks ist der Anteil jedoch noch gering.
Insgesamt gewinnen andere Nahrungsmittel allmählich an Bedeutung. Verzehrten die Deutschen bei der ersten Studie vor acht Jahren noch 66 Kilogramm Fleisch pro Jahr waren es zuletzt noch knapp 59 Kilogramm. Doch nach Ansicht von Barbara Unmüßig, Chefin der Böll-Stiftung, reicht der Rückgang nicht aus. Denn Deutschland liegt hinter den USA mit einem pro-Kopf-Verzehr von 100 Kilogramm noch mit an der Spitze des Fleischkonsums. Auch zeigt die Verbrauchskurve weltweit steil nach oben. „Der Fleischkonsum hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt“, erläutert Unmüßig.
Aufgrund der gravierenden Folgen der Tierhaltung fordern BUND und die Stiftung eine Halbierung des weltweiten Fleischverbrauchs. Ein Problem ist der hohe Anteil der Tierhaltung an den CO2-Emissionen. 14,5 Prozent des Ausstoßes des Klimagases gehen darauf zurück. Zudem werden große Flächen für den Futteranbau benötigt, was zu Lasten der Artenvielfalt geht. Schließlich ist die Massentierhaltung selbst ein wesentlicher Kritikpunkt, gerade in Deutschland. Denn die Konzentration der landwirtschaftlichen Betriebe in diesem Segment nimmt laut Fleischatlas weiter zu. Vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ist die Dichte der Tierhaltung enorm. Sie liegt auf dem Niveau des europäischen Spitzenreiters Niederlande. In beiden Bundesländern werden rund 60 Prozent der Schweineund Hühnerbestände gehalten. Trotz wachsender Produktion müssen immer mehr kleine Betriebe aufgeben. So stieg die Zahl der Tiere pro Betrieb in der Mastschweinhaltung seit 2018 von 398 auf 653.
„Das System ist nicht zukunftstauglich“, sagt Unmüßig und fordert eine andere Agrarpolitik in Deutschland und Europa. Im Blick hat sie dabei vor allem einen höheren Fleischpreis, um das Konsumverhalten zu steuern. Damit sich auch ärmere Haushalte das Schnitzel noch leisten können, plädiert sie für einen höheren Hartz-IV-Regelsatz. Der BUND fordert zudem eine Haltungskennzeichnung, um Verbraucher vom Kauf des Billigfleischs abzuhalten. Auch müsse die Verschwendung bekämpft werden. Laut BUND landen jährlich 18 Millionen Tonnen Fleisch im Abfall. Dabei stellt sich die Umweltorganisation an die Seite der Bauern, die kürzlich gegen zu niedrige Preise der Discounter auf die Straße zogen. „Die Lage auf den Höfen ist dramatisch“, sagt BUND-Chef Olaf Bandt. Es dürfe nicht sein, dass Milchviehhalter ihre Erzeugnisse zu Preisen verkaufen müssen, die ihre Kosten nicht abdecken.