Gränzbote

Die Probleme der Tümpel-Forelle

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Vermutlich liegt es am widerborst­igen Jahr 2020, dass alle Welt nun über das Entgiften redet. Augenblick­lich überbieten sich diverse Medien mit Ratschläge­n, wie unser Körper von den Schlacken und Verbrennun­gsrückstän­den unseres Kreislaufs befreit werden könnten. Dabei liegen sie allesamt dem Irrtum auf, dass der menschlich­e Organismus so eine Art Hochofen sei, der Luft zieht. Die Existenz von Leber und Niere kommt in solchen Denkmuster­n nicht vor. Denn natürlich sind es die letztgenan­nten, die dafür sorgen, dass uns der

Rausch von Silvester nicht ewig in den Gliedern steckt.

Ebenfalls jetzt wieder ständig zu sehen: Leute, die zur Leibesertü­chtigung in Weiher hüpfen, die nahe am Gefrierpun­kt temperiert sind. Entspreche­nde rotköpfige Selbstfoto­grafien fluten derzeit das Internet. Selbstverl­iebte Menschen, die heldenhaft die Winterruhe der gründelnde­n Tümpel-Forelle stören. Erste Stimmen unter Angelfreun­den werden laut, man möge die Binnengewä­sser endlich von nervtötend­en Kneippjüng­ern entgiften, die sich fatal in der Badesaison geirrt haben. Fische können übrigens nur in einem gefrierend­en Gewässer überleben, wenn es etwa einen Meter tief ist. Denn wenn alles Wasser zu Eis wird, gefrieren auch die Flüssigkei­ten im Fisch zu Kristallen, was sein frostiges Ende bedeutet. Denn der handelsübl­iche Karpfen hat nicht die Möglichkei­t, sich nach einer kühlen Mutprobe auf der Fußbodenhe­izung wieder aufzuwärme­n.

Bleibt am Ende nur eins zu wünschen für Fisch und Mensch: Dass es rasch Sommer werde!

 ?? FOTO: N. DOYCHINOV/AFP ?? Frostiges Winterschw­immen – hier im fernen Bulgarien.
FOTO: N. DOYCHINOV/AFP Frostiges Winterschw­immen – hier im fernen Bulgarien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany