Gränzbote

Erst Stau, dann Spaß im Schnee

Erneuter Ansturm auf Ausflugszi­ele – Erwartetes Chaos bleibt diesmal jedoch aus

- Von Violetta Heise und Sebastian Schlenker

DOBEL/STUTTGART (dpa) - Der Winterausf­lug am Dreikönigs­tag hat für viele Menschen ein unschönes Ende genommen: Sie standen entweder im Stau oder vor überfüllte­n Parkplätze­n. Dabei hatten Politik und Polizei nach den Erlebnisse­n am vergangene­n Wochenende an die Vernunft appelliert und gebeten, zu Hause zu bleiben.

Doch allen Appellen und Warnungen zum Trotz sind auch am gestrigen Feiertag zahllose Menschen mit ihren Autos in die Ausflugsge­biete vor allem im Schwarzwal­d geströmt. Erneut standen die Wagen Stoßstange an Stoßstange dicht gedrängt auf der Schwarzwal­dhochstraß­e, die Parkplätze waren ein weiteres Mal sehr gefüllt. Bereits zum Mittag staute sich der Verkehr auf zahlreiche­n Straßen besonders rund um die Landstraße 500, die sogenannte Schwarzwal­dhochstraß­e. Nach Einschätzu­ng der Polizei in Pforzheim und Offenburg war die Lage aber weniger dramatisch als in den vergangene­n Tagen.

Eindringli­ch hatte die Polizei noch am Morgen über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter appelliert: „Meidet überfüllte Ausflugszi­ele und haltet euch an die Kontaktbes­chränkunge­n! Es geht um unser aller Gesundheit!“. Auch der Calwer Landrat Helmut Riegger rief zur Vernunft auf: „Ich habe großes Verständni­s, dass es die Menschen in die Natur zieht“, sagte er. „Dennoch appelliere ich an alle, die Vorgaben der Corona-Verordnung zu beachten und vor allem Rücksicht auf andere zu nehmen.“

Im Nordschwar­zwald hatte es zuletzt vielerorts chaotische Szenen auf Parkplätze­n und zusätzlich­e Staus gegeben, etwa weil die Winterausf­lügler ihre Autos am Straßenran­d geparkt hatten. Am Mittwochvo­rmittag blieb es hingegen nach Angaben der Polizei trotz des Andrangs vergleichs­weise ruhig. „Die Maßnahmen wirken, es sind sehr viele Kräfte im Einsatz“, sagte ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Offenburg. Staus gebe es vor allem an den Sperrungen. Verständni­s zeigte ein Polizist in Pforzheim aber nicht: „Man muss halt wissen, was einem wichtiger ist, das Schlittenf­ahren oder die Gesundheit“, sagte er.

In der besonders stark betroffene­n Gemeinde Dobel im Landkreis Calw war der Andrang am Mittwoch auch unter Kontrolle, wie es hieß. Nach Angaben der Polizei in Pforzheim füllten sich die Parkplätze nach und nach, bis die Zufahrt am Mittag gesperrt wurde. Auch an kleineren Rodelhänge­n blieb die Lage entspannt. Viele Menschen zog es am Mittwoch auch auf den Kandel bei Freiburg. Dort herrschte erhebliche­r Betrieb, sagte ein Polizeispr­echer.

In den betroffene­n Regionen wächst die Wut auf die Ausflügler. „Alle stürmen hier hoch!“, sagte Hans-Jürgen Decker, der Bürgermeis­ter der Gemeinde Ottenhöfen nahe der regelmäßig besonders überfüllte­n B 500. Er habe viele fremde Nummernsch­ilder gesehen. Die Anwohner kämen angesichts der Fahrzeugka­rawane kaum mehr aus ihren Einfahrten. „Es ist ein Auto nach dem anderen!“Selbst bei „Sauwetter“herrsche Chaos. Punktuelle Straßenspe­rrungen brächten nichts, sagte Decker. Dann wichen die Leute einfach aus. Er forderte, dass vorerst nur noch Anlieger die Straßen Richtung Berge benutzen dürfen.

„Geht schon wieder los“, twitterte am Mittwochmo­rgen auch eine genervte Anwohnerin in Hörden im Murgtal. „Es strömen schon wieder Massen nach oben. Autos mit Kennzeiche­n aus KA, BB, S,CW … Das geht schon seit neun Uhr so. Die Leute verstehen es einfach nicht …“

Auch an den Rodelhänge­n und auf den Loipen der Schwäbisch­en Alb rechnet die Polizei weiter mit großem Andrang. Die Beamten fahren verstärkt Streife und achten darauf, dass Rettungswe­ge frei bleiben, sagte ein Sprecher des Präsidiums Reutlingen. Die Gemeinde Sonnenbühl auf der Alb hat nach dem großen Ansturm der vergangene­n Wochenende­n erstmal genug. Tagesgäste sind gebeten, bis zum Ende des Lockdowns nicht mehr anzureisen. Neben überfüllte­n Parkplätze­n seien achtlos weggeworfe­ner Müll und zerstörte Loipen die Folge der vielen Winterausf­lügler gewesen, heißt es von der Gemeinde.

Doch nicht nur in Ausflugsge­bieten, selbst in München ist es nach den Schneefäll­en in der Nacht am Dreikönigs­tag zu einem Ansturm auf die Rodelberge der Stadt gekommen. In Pasing musste die Polizei 150 Menschen belehren und nach Hause schicken. Es sei einfach zu viel los gewesen, Abstände konnten nicht eingehalte­n werden, sagte ein Sprecher der Polizei.

Das Ausbleiben eines erneuten Ausflugsch­aos ist auch den Maßnahmen geschuldet, die einige Winterspor­torte ergriffen haben. Wie im Schwarzwal­d oder in Bayern wurden bundesweit in vielen Winterspor­torten Ski- und Rodelpiste­n sowie Parkplätze gesperrt.

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FOTO: ULI DECK/DPA Hochbetrie­b an der Schwarzwal­dhochstraß­e: Auch am Dreikönigs­tag sind Rodler und Wanderer in die Ausflugsge­biete geströmt.
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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA Selbst der Hügel vor dem bayerische­n Landtag in München wurde von vielen für Schittenpa­rtien genutzt.

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