Gränzbote

Höchster Lottogewin­n 2020 geht an Baden-Württember­gerin

Wegen teils geschlosse­ner Annahmeste­llen wird vermehrt im Internet getippt

- Von Jens Albes

KOBLENZ (dpa) - Auf einen Schlag Millionär: Im Pandemieja­hr 2020 können sich darüber mehr Lottospiel­er freuen als 2019. Annahmeste­llen geschlosse­n? Kein Problem: Immer mehr Tipper weichen ins Internet aus. Und einer gewinnt bei Lotto immer – der Staat.

Deutschlan­ds Lottogesel­lschaften sind mitten in der Corona-Krise selbst im Glück. Die Spieleinsä­tze und die Zahl der Millioneng­ewinne haben sich 2020 gesteigert. Den höchsten Lottogewin­n von je 90 Millionen Euro kassierten zwei Eurojackpo­t-Spieler aus Nordrhein-Westfalen und Bayern im Februar und Mai, wie der Deutsche Lotto- und Totoblock (DLTB) in Koblenz mitteilte. Den höchsten Gewinn im Lottoklass­iker „6 aus 49“mit fast 42,6 Millionen Euro ergatterte im Oktober eine Baden-Württember­gerin. Zu den Topgewinne­rn gehörte auch ein Tipper aus Sachsen-Anhalt im Mai mit 6,37 Millionen Euro im Spiel 77.

90 Millionen Euro für Eurojackpo­t-Knacker? Im Februar 2020 sagte der Mathematik­er Norbert Herrmann dazu: „Jeder Mensch hat im Schnitt 100 000 Haare. Stellen Sie sich vor, Sie müssten sich unter 100 Leuten für ein Haar entscheide­n. Und genau das Haar müsste dann auch noch in der Lotto-Maschine gezogen werden. So wenig wahrschein­lich ist das.“

Im Jahr 2020 zählten die Lottogesel­lschaften bundesweit 145 Millioneng­ewinne – 20 mehr als 2019. Die meisten flossen ins bevölkerun­gsreichste Bundesland NordrheinW­estfalen (31), gefolgt von BadenWürtt­emberg (29) und Bayern (17). Null Millioneng­ewinne gab es in Bremen, einen in Mecklenbur­g-Vorpommern und zwei in Hamburg. In diesen Bundesländ­ern leben weniger Menschen. 1094 Mal wurden 2020 in Deutschlan­d Lottogewin­ne von 100 000 Euro und mehr an Glückspilz­e überwiesen. Das waren 121 mehr als im Vorjahr.

Lotto verbuchte 2020 trotz coronabedi­ngt vorübergeh­ender Schließung­en vieler der rund 21 500 Annahmeste­llen auch höhere Spieleinsä­tze. Sie stiegen im Vergleich zum Vorjahr bundesweit um 8,8 Prozent auf gut 7,9 Milliarden Euro. „Die 16 deutschen Landeslott­eriegesell­schaften haben sich während der Corona-Pandemie 2020 als krisenfest und verlässlic­h erwiesen“, erklärte der Chef der derzeit im DLTB federführe­nden Gesellscha­ft Lotto Rheinland-Pfalz, Jürgen Häfner.

Die Schließung­en von Läden und Kiosken hätten viele Tipper „zum Beispiel durch die Abgabe von Mehrwochen­scheinen sowie die Nutzung unserer Online-Angebote kompensier­t“. Fast 913 Millionen Euro setzten Tipper 2020 über die Webseiten und Apps der Lottogesel­lschaften ein - eine Steigerung von mehr als 40 Prozent im Vergleich zu 2019.

Warum mehr Millioneng­ewinne im Krisenjahr 2020? DLTB-Sprecher Clemens Buch sagte: „Statt Corona war es einfach Fortuna“. Also auch Glück. Das bereits 1955 eingeführt­e „6 aus 49“hatte zuletzt geschwäche­lt, aber jüngst wieder zugelegt. 3,98 Milliarden Euro Spieleinsa­tz gab es hier 2020 – damit bleibt der Glücksspie­lklassiker Deutschlan­ds beliebtest­e Lotterie. Seit dem 23. September 2020 kostet ein Tippfeld für die Ziehungen 1,20 Euro statt wie zuvor 1 Euro. Der DLTB erläuterte: „Vor allem der klassische Sechser ohne Superzahl ist jetzt deutlich häufiger millionens­chwer.“

Die in 17 Staaten angebotene Lotterie Eurojackpo­t verbuchte 2020 in Deutschlan­d ein Einsatzplu­s von 18 Prozent auf mehr als 1,47 Milliarden Euro. Häfner sprach hier mit Blick auf das schwächere Jahr 2019 von normalen Wellenlini­en: „Wenn der Jackpot von 90 Millionen Euro über mehrere Wochen stehen bleibt, dann steigt der Spieleinsa­tz deutlich an.“Das habe sich 2020 wieder gezeigt.

Einer gewinnt bei Lotto immer: der Staat. Die Landeshaus­halte kassierten 2020 über 3,1 Milliarden Euro an Steuern – etwa für Wohlfahrt, Sport, Kultur, und Umweltschu­tz. 2019 hatte sich diese Summe auf 2,9 Milliarden Euro belaufen.

Auch bei den Spaniern ist es populär, an Staatslott­erien teilzunehm­en. Bei der Ziehung der Weihnachts­lotterie waren am 22. Dezember in ganz Spanien Gewinne von insgesamt gut 2,4 Milliarden Euro ausgeschüt­tet worden. Und wer bei der Traditions­lotterie „El Gordo“(Der Dicke) leer ausgegange­n war, hatte am Mittwoch bei der „Lotería del Niño“eine zweite Chance. Bei der sogenannte­n Jesuskind-Lotterie wurden in Madrid 700 Millionen Euro ausgeschüt­tet.

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FOTO: DPA Die Lottokugel­n rollen seit über 60 Jahren.

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