Landrat spricht sich gegen Bewegungsradius aus
Sorge bereitet dem Gesundheitsamt nach wie vor die wenigen Impfdosen - leichte Entspannung im Klinikum und den Pflegeheimen
LANDKREIS TUTTLINGEN - Aufatmen ist angesagt, zumindest vorerst: Im Landkreis Tuttlingen - wie auch in ganz Baden-Württemberg - soll der Bewegungsradius auch bei einer 7-Tages-Inzidenz von über 200 nicht eingeschränkt werden. Und trotz leichter Besserungen in den Pflegeheimen und dem Klinikum bleibt die Lage angespannt.
15 Kilometer von der eigenen Haustür entfernt und dann ist Schluss – so war zumindest der Plan der Bundesregierung für Landkreise mit einer 7-Tages-Inzidenz von über 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern. Tuttlingen lag in den vergangenen Wochen immer knapp darunter oder darüber (202,2 am 5. Januar, 196,5 am 6. Januar) und ist damit momentan landesweit auf Platz drei der Städte mit der höchsten 7-TageInzidenz – knapp hinter dem EnzGrund kreis und dem Stadtkreis Pforzheim. „Das ist natürlich ein unerwünschter Spitzenplatz“, sagt Landrat Stefan Bär.
Trotzdem will der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) diese Regelung in seinem Bundesland vorerst nicht einführen. Auch Landrat Stefan Bär spricht sich in einer Pressekonferenz am vergangenen Dienstag gegen einen solchen Bewegungsradius aus. „Jetzt eine Zone einzuführen, in der man sich bewegen darf, halte ich persönlich für den falschen Weg“, sagt der Landrat. Die Maßnahmen seien nur schwer zu kontrollieren. Auch, weil es sowieso schon Defizite bei den Kontrollen gebe.
22 neue Fälle meldet das Tuttlinger Landratsamt am Dienstag, 29 Fälle sind es am Mittwoch. Das sei angesichts der höheren Zahlen der vergangenen Wochen aber noch kein
zur Erleichterung. Vorsichtig positiv sieht er aber die momentane Entwicklung im Tuttlinger Klinikum. „Aktuell befinden sich dort 26 Personen, zwei davon müssen beatmet werden“, sagt er. Im Gegensatz zu den letzten Wochen seien das wenige. Auch in den Pflegeheimen sei man nun erstmals seit Wochen wieder unter 100 Fällen. „In den Einrichtungen sind momentan 93 Coronainfizierte“, erzählt der Landrat. Davon seien 56 Bewohner und 37 Mitarbeiter betroffen.
Besonders vor den Feiertagen wollten noch viele einen Test machen. Zwischen dem 25. Dezember und dem 3. Januar war das Abstrichzentrum
in Spaichingen an insgesamt sechs Tagen geöffnet. Besonders am Tag nach Weihnachten und am Neujahrstag sei dort besonders viel los gewesen, erzählt der Landrat. „An diesen Tagen war das Abstrichzentrum fast neun Stunden in Betrieb“, sagt er. Knapp 400 Abstriche wurden dabei genommen, dabei sind 84 Personen positiv getestet worden.
Auffällig sei auch, dass sich die letzten Tage die „Kundschaft“verändert habe. Ursprünglich sei das Abstrichzentrum nur für Reiserückkehrer und Kontaktpersonen gedacht gewesen. Mittlerweile seien es verstärkt Selbstzahler, die auf eigene Kosten einen Test machen wollten. Auch, um mit einem negativen Ergebnis die Familie im Ausland zu besuchen. „Zwei der aktuell positiv getesteten sind Reiserückkehrer“, sagt Bär. Einer davon käme aus dem Kosovo zurück, der andere aus Spanien. Er sei gespannt, ob es sich dabei um Einzelfälle handelt, oder ob diese Fälle nun wieder öfter auftreten.
Nach wie vor würden sich aber die meisten im privaten Raum anstecken. „Wir merken das häufig, dass nachdem eine Person positiv getestet wurde häufig auch viele Familienmitglieder oder Personen aus dem engen Kreis mit dem Virus infiziert sind“, sagt er.
Weiterhin mit Sorge blickt der Landrat auf die Impfdosen, die der Landkreis in der kommenden Woche bekommen soll. „Es ist viel zu wenig“, stellt er fest. Denn unter Volllast könnten im Impfzentrum direkt 750 Menschen pro Tag geimpft werden. Abzüglich der Impfdosis für die Zweitimpfung und den festgelegten Impfdosen für die Heime bleiben für das Kreisimpfzentrum selbst lediglich noch 180 Termine pro Woche zur Verfügung. Bär: „Wir brauchen dringend mehr Impfstoff.“