Hauptsache Ballgefühl
Sven Barreto-Ungar will in Tuttlingen eine Ballschule aufmachen, sobald Corona es zulässt
Ein Tuttlinger will sich mit einer Ballschule selbstständig machen.
TUTTLINGEN - Seit Monaten steht Sven Barreto-Ungar an der Startlinie – nein, eigentlich ist er vor Monaten schon losgelaufen. Sein Ziel war nur noch ein paar Schritte entfernt, da hat ihn Corona links überholt. Der Traum von der eigenen Ballschule rückte für den Neu-Tuttlinger wieder in weite Ferne.
Eine Ballschule. Das hat wenig mit Abschlussbällen zu tun, sondern vielmehr mit echtem, runden Leder: Medizinball, Tennisball, Fußball, Basketball. „Es geht darum, dass Kinder lernen, ein Ballgefühl zu entwickeln“, erklärt Barreto-Ungar.
Er ist von Beruf Grundschullehrer mit Schwerpunkt Sport. Ja, das Ballgefühl lernten Kinder auch im Schul- oder Vereinssport, räumt er ein, aber bei dem einen spielten Bälle nur eine Nebenrolle und bei dem anderen „wird viel zu früh spezialisiert“.
Barreto-Ungar hat das in der eigenen Biografie erfahren. Als Kind geht er früh ins Fußballtraining, wird sogleich als talentierter Torwart erkannt und steht von da an fast nur noch im Tor. „Ich hab nur noch Torwarttraining gemacht. Beim normalen Fußballspielen konnte ich dann gar nicht mehr mithalten, weil mir einfach die Übung mit dem Ball gefehlt hat“, erzählt er.
Dabei sei es wichtig, in den ersten Lebensjahren möglichst breit zu lernen, was man mit Bällen alles machen kann. Schon für Babys und Kleinkinder bietet Barreto-Ungar Kurse an. „Am Anfang geht es vor allem um das Spielerische und die Bewegung“, sagt er. „Später, so ab sechs Jahren, wird es dann konkreter, da kommen spezielle Übungen dazu wie Schießen, Werfen, Annehmen, Dribbeln.“
Und erst mit etwa acht Jahren sollen die Kinder sich spezialisieren – auf Fußball, Handball, Tennis oder was immer ihnen auch liegen mag.
Er orientiert sich dabei am Konzept
der Heidelberger Ballschule, für die er selbst schon gearbeitet hat. Vier Prinzipien nennt die Ballschule dabei für den Umgang mit den Kindern in ihren Kursen: Er soll entwicklungsgemäß und vielseitig sein, die Kinder sollen spielerisch unangeleitet lernen, und das mit möglichst viel Freude.
Dass Barreto-Ungar dieses Konzept nun ausgerechnet in Tuttlingen in einer eigenen Ballschule verwirklichen möchte, ist eher Zufall. Ursprünglich stammt er aus Tübingen, studierte dann Grundschullehramt in Freiburg, wo er auch den TorwartNachwuchs des SC 04 Freiburg trainierte. Nach beruflichen Stationen unter anderem in Heidelberg zog es ihn Anfang des Jahres mit seiner Familie nach Tuttlingen, weil seine Frau hier eine passende Stelle gefunden hatte.
Barreto-Ungar kümmert sich aktuell hauptsächlich um die gemeinsame zweijährige Tochter und sieht jetzt den perfekten Zeitpunkt gekommen, seinen Traum von der eigenen Ballschule als Hauptberuf umzusetzen. „Ich habe einfach gemerkt, dass mir das noch mehr liegt als das Unterrichten“, sagt er. Zudem gebe es in den Tuttlinger Vereinen aktuell kein Angebot, das Bälle in den Fokus nimmt.
Vier Kurstermine pro Woche plant er, trainiert werden soll in der Stadion-Sporthalle in der Jahnstraße. Er habe auch schon zahlreiche Anmeldungen bekommen, sagt Barreto-Ungar, nur konnte er coronabedingt bisher nicht loslegen. Sicher sei aber: „Sobald es wieder erlaubt ist, werde ich starten.“
Die Kurse sind nach Altersgruppen unterteilt: 1,5- bis Dreijährige, Drei- bis Sechsjährige und Sechsbis Neunjährige. Sie kosten jeweils 26,50 Euro pro Monat, es gibt ein Schnupperangebot. Weitere Infos unter: www.ballschule-tuttlingen.de