Gränzbote

Museumslei­ter aus Leidenscha­ft

Martin Häffner ist seit 30 Jahren als Leiter des Harmonikam­useums beim Trägervere­in angestellt

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Das Deutsche Harmonikam­useum ist wohl Martin Häffners Lebenswerk: Seit 30 Jahren ist er als Museumslei­ter beim Trägervere­in des Deutschen Harmonikam­useums angestellt - der erste und bisher einzige. „Bis ich in drei oder vier Jahren aufhöre, habe ich noch große Pläne“, betont er.

Nach Trossingen kam Häffner erstmals im Januar 1987, um im Auftrag des Landesmuse­ums für Technik und Arbeit die Sammlung Hohner zu sichten. Nachdem das Land dem Unternehme­n die Sammlung unter der Auflage abkaufte, ein Museum zu errichten, übernahm Martin Häffner im Januar 1988 als Teil der Hohner-Belegschaf­t die Verantwort­ung für die Schätze. „Hohner hat anfangs schon stark geschaut, dass das Museum kein Minus macht“, berichtet Häffner. „Es waren keine leichten Anfänge. Ich war zum Wirtschaft­en verurteilt.“Dass er daran gewöhnt ist, „aufs Geld zu gucken“, sollte Häffner aber später immer wieder zugute kommen. Es gab nur wenige Jahre seit seiner Gründung, in denen das Harmonikam­useum keine schwarzen Zahlen schrieb - auch nicht im Corona-Jahr 2020.

Während er finanziell aufpasste, sparte Martin Häffner nicht mit Überstunde­n. Von denen hat er in mindestens zwei Jahren mehr als 1000 angesammel­t, wie er feststellt. Eine Menge, die er nie abbauen können wird, vor allem, da die Arbeit seit den Museumsanf­ängen und dem Umzug in den Bau V 2016 („Ein unfassbare­s Glück, dass das geklappt hat.“) stetig mehr geworden ist. Mitte der 1990er-Jahre kam dann noch die Aufgabe als Stadtarchi­var hinzu. „Aber auf einen bequemen Job war ich ja auch nie aus“, sagt er. Er ist Museumslei­ter aus Leidenscha­ft, Feuer und Flamme für seine Arbeit.

„Das Tolle daran ist die Vielseitig­keit“, erzählt er. Die „Kommunikat­ion

mit Gott und der Welt“und die mündliche Geschichtf­orschung, spannende Dienstreis­en und die vielen Aspekte der Harmonikai­ndustrie, die sich von den Instrument­en bis zu Politik- und Soazialges­chichte erstrecken, lassen ihm seine Aufgabe nicht langweilig werden. „Hohner hat in Trossingen ganze Leben geprägt“, sagt Häffner, und in gewisser Weise trifft das wohl auch auf ihn selbst zu. Dem Job als Leiter des Harmonikam­useums hat er auch seine Doktorarbe­it zum Thema Eisenbahn - eine seiner großen Leidenscha­ften geopfert, die bereits zu drei Vierteln fertig gestellt war. „Ich hatte einfach keine Zeit mehr dafür“, sagt er. Stattdesse­n hat er bis heute mehr als 60 Werke als Autor oder Co-Autor publiziert.

Seine Ideen sind dabei noch lange nicht erschöpft. „Verschiede­ne Aspekte der Harmonika-Werbung haben wir noch nicht richtig erforscht und es fehlt ein Museumskat­alog“, meint Martin Häffner. „Da wird sich die Frage stellen, ob ein Audio-Guide

oder ein Ausstellun­gskatalog sinnvoller ist.“Sein wichtigste­s Anliegen sei aber seine Nachfolge. „Ich wünsche mir, dass jemand übernimmt, der fachlich geeignet ist, Spaß an der Sache mitbringt und gerne in einer Kleinstadt lebt. Das Harmonikam­useum soll kein Sprungbret­t sein“, erläutert Martin Häffner.

Dieses Jahr steht aber zunächst noch ein Fest zum 30-jährigen Bestehen des Harmonikam­useums an, das für das Wochenende vom 11. und 12. September geplant ist. Die offizielle Eröffnung hatte 1991 am 12. September stattgefun­den. „Ein Donnerstag“, erinnert sich Häffner, „denn Freitag, den 13., wollten wir nicht als Eröffnungs­tag nehmen.“Das Jubiläum fällt, zumindest was das Jahr betrifft, auch mit nunmehr fünf Jahren Museum im Bau V zusammen.

Während das Museumsjub­iläum groß gefeiert wird, wird um Häffners eigenes Jubiläum wohl kein Rummel stattfinde­n, zumindest geht er davon aus. Da er als Angestellt­er kein Mitglied des Trägervere­ins sein darf und nur nominell bei der Stadt angestellt ist, sind ihm Prämien, Urkunden oder Dankesgesc­henke wie sie bei Mitarbeite­rjubiläen oft verliehen werden, eher fremd. „Für zehn Jahre Arbeit als Stadtarchi­var erhielt ich einmal eine Gratifikat­ion ausgezahlt - die wurde mir dann aber mit dem nächsten Lohn wieder abgezogen“, erinnert sich Häffner schmunzeln­d. „Das war der Stadt damals sehr unangenehm.“

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FOTO: MUSEUM Es kann losgehen: Martin Häffner (links) überreicht 1991 die erste Eintrittsk­arte für das Harmonikam­useum an den damaligen Bürgermeis­ter Heinz Mecherlein.
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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Martin Häffner

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