Gränzbote

Mietschuld­en durch Corona-Pandemie

Pachteinna­hmen aus Gastronomi­e und Handel fehlen – 2021 soll unter anderem in ehemaliges Café Martin investiert werden

- Von Dorothea Hecht

Der Wohnbau fehlen dadurch rund eine dreivierte­l Million Euro an Pacht.

TUTTLINGEN - Auf fast eine Dreivierte­l Million Euro beziffert Geschäftsf­ührer Horst Riess die Summe, die in der Kasse der Tuttlinger Wohnbau inzwischen aufgrund von Corona fehlt. Das Geld würde die Wohnbau normalerwe­ise durch Pacht einnehmen, vor allem durch die Vermietung an Einzelhand­el und Gastronomi­e. Durch den Lockdown fallen diese Einnahmen weg.

Natürlich komme die Wohnbau ihren Mietern entgegen, sagt Riess. Zu den Mietern, das ist kein Geheimnis, gehören so prominente Namen wie das Irish Pub, das Scala-Kino oder das Café Dream. Die Mieten würden gestundet, also erst einmal aufgeschob­en oder nur zum Teil verlangt, so Riess. Auch wenn die Wohnbau finanziell gut dastehe, sei das nicht leicht wegzusteck­en und schmerze. Klar sei aber: „Wenn wir die Mieten voll verlangen, machen die nie wieder auf“, meint Riess. Und er hat auch die Zukunft im Blick: „In solchen Zeiten ist es schwer, neue Mieter zu finden. Wir wollen unsere Mieter schon langfristi­g behalten.“Zudem sehe er es auch als Aufgabe der Wohnbau – die zu zwei Dritteln in städtische­m Eigentum ist – an, „eine gewisse Infrastruk­tur in der Stadt aufrechtzu­erhalten“. Kultur und Gastronomi­e gehörten dazu.

Zwar haben die Vermietung­en an Gewerbe bei der Wohnbau nur einen Anteil von um die zwölf Prozent. Das Gros der fehlenden Mieteinnah­men ist dennoch dem Gewerbe zuzurechne­n. Im Mietwohnun­gsbereich hat es laut Riess bislang nur sieben oder acht Einzelfäll­e gegeben, in denen aufgrund fehlender Einnahmen in der Coronakris­e die Miete nicht bezahlt werden konnte.

Dennoch ist auch der Mietwohnun­gszweig von der Krise betroffen, vor allem die Studentenw­ohnungen und -zimmer. „Wir spüren merklich, dass sich die Vermietung in Zeiten von Homeschool­ing und digitalen Vorlesunge­n schwierige­r gestaltet“, heißt es im Wirtschaft­splan für 2021, den die Wohnbau dem Gemeindera­t Ende vergangene­n Jahres vorgelegt hat. Das Unternehme­n hat seine Erwartunge­n bei den Mieteinnah­men für 2021 deshalb herunterge­schraubt.

Trotz Corona-Hinderniss­en hat die Wohnbau 2021 einige Investitio­nen vor. Da wäre der neue Kindergart­en

im Neubaugebi­et Thiergarte­n, der Ende Januar eröffnet werden soll. Dann der Wohnkomple­x an der Bodenseest­raße, in dem 100 Wohnungen entstehen – 50 stehen zum Verkauf, 50 zur Vermietung. Oder die Einfamilie­nhaussiedl­ung, die in der Möhringer Vorstadt in Unter Jennung geplant ist. Auch der Bau des Drei-Kronen-Hof-Komplexes auf dem Union-Areal soll losgehen.

Daneben will die Wohnbau weiter in Dachausbau­ten und Nachverdic­htungen investiere­n. In den vergangene­n zehn Jahren seien dadurch 80 bis 100 neue Wohnungen entstanden, so Riess. „Uns gehen inzwischen aber die Dächer aus“, meint er. Im Gespräch seien nun Nachverdic­htungen auf bestehende­n Grundstück­en.

Auf diese Weise sei etwa ein Wohnkomple­x an der Röntgenstr­aße um ein Gebäude erweitert worden.

300 000 Euro stehen auch im Plan für die Sanierung des Gebäudes Königstraß­e 5. Das ehemalige Café Martin hatte die Wohnbau vergangene­s Jahr gekauft. „Das Haus steht unter Denkmalsch­utz, wir müssen es also sensibel anfassen“, sagt Riess. An der Aufteilung – in den unteren beiden Geschossen Gastronomi­e, oben Wohnen – wolle man nichts ändern. Gespräche mit potenziell­en Mietern für ein neues Restaurant oder Café liefen. Allerdings sei die Suche coronabedi­ngt nicht einfach. „Wichtig ist uns, dass wir dort eine Bereicheru­ng für Tuttlingen schaffen, die es aktuell noch nicht gibt“, so Riess.

Insgesamt rechnet die Wohnbau mit einem Umsatz von etwa 17,9 Millionen Euro für 2021. Die meisten Einnahmen kommen aus der Miete (10,9 Millionen Euro), kleinere Beträge aus Fördermitt­eln, aus Architekte­nhonoraren für Drittproje­kte und aus der Wohnungsve­rwaltung. Die Wohnbau kalkuliert 2021 mit einem Gewinn von 1,2 Millionen Euro, voraussich­tlich etwa eine halbe Million weniger als 2020.

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FOTO: ARMIN WEIGEL
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FOTO: DOROTHEA HECHT Die Wohnbau hat das Café Martin in der Tuttlinger Innenstadt gekauft. Jetzt soll das Gebäude renoviert werden - und die Wohnbau sucht einen Pächter für die Gastronomi­e.

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