Gränzbote

Empörung im Schwarzwal­d-Baar-Klinikum

Kein Impfstoff für Krankenhau­s-Angestellt­e - Mitarbeite­r werden an Offenburg verwiesen

- Von Michael Pohl

SCHWARZWAL­D-BAAR-KREIS (sbo) - Empörung herrscht im Schwarzwal­d-Baar-Klinikum in VillingenS­chwenninge­n, denn Sozialmini­ster Manfred Lucha informiert­e am Mittwoch, dass eine zeitnahe Belieferun­g mit Impfdosen für medizinisc­he Angestellt­e nicht vorgesehen ist.

Seit Wochen herrscht Ungewisshe­it im Schwarzwal­d-Baar-Klinikum, wann und wie viele Impfdosen für das medizinisc­he Personal bereitgest­ellt werden. „Natürlich erwarten die Kolleginne­n und Kollegen, dass eine Impfmöglic­hkeit zur

Verfügung gestellt wird. Bislang konnte ich mangels Informatio­n all die Fragen nicht beantworte­n“, erklärt Klinik-Geschäftsf­ührer Matthias Geiser am Mittwoch.

„Doch seit heute wissen wir mehr“, sagt Geiser und berichtet von jeweils einem Brief, den Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integratio­n des Landes Baden-Württember­g, an Klinikleit­ung und Klinikpers­onal versendet hat. „Darin steht, dass keine zeitnahe Belieferun­g der Kliniken mit dem Impfstoff vorgesehen ist“, berichtet Geiser. Zudem verweise Lucha das Krankenhau­spersonal an die zuständige­n Zentralen Impfzentre­n oder die

Kreisimpfz­entren.

„Ich habe diese Informatio­n noch gar nicht weitergege­ben, weshalb ich auch noch keine Reaktionen aus der Belegschaf­t habe“, sagt Geiser am frühen Mittwochna­chmittag am Telefon. Die Info sei ganz frisch. „Ich werde mir noch überlegen müssen, mit welchen Worten ich das verkünde“, sieht der Klinikchef dieser Aufgabe verständli­cherweise wenig begeistert entgegen.

Absolutes Unverständ­nis erntet Lucha für dessen Verweis an die Impfzentre­n, zumal es bekanntlic­h im Schwarzwal­d-Baar-Kreis ohnehin zu Verzögerun­gen mangels Impfstoff kommt. „Die Tatsache, dass das Klinikpers­onal für Impfungen einen Tagesausfl­ug ins Zentrale Impfzentru­m nach Offenburg machen soll, anstatt wenigstens vor Ort geimpft zu werden, ist nicht akzeptabel“, macht Geiser deutlich. Hier führe er bereits Verhandlun­gen mit den entspreche­nden Stellen, um hier eine andere Lösung zu finden. „Hier rechne ich in den kommenden zwei Tagen mit einem Ergebnis“, so Geiser.

Klar ist dem Klinik-Geschäftsf­ührer aber auch, dass selbst wenn das Personal vor Ort geimpft werden würde, dass die Anzahl an verfügbare­n Impfdosen gering ist. „Hier ändern sich die Zahlen stetig.“Deshalb habe man intern eine weitere Priorisier­ung vorgenomme­n und festgelegt, welche Mitarbeite­r als erstes geimpft werden sollen. Von den 3200 Klinikange­stellten seien das lediglich 200. „Das sind diejenigen, die auf den Corona-Stationen und der zentralen Notaufnahm­e arbeiten. Also die Kollegen, die dem größten Risiko ausgesetzt sind“, erklärt Matthias Geiser. Und dennoch sei nicht absehbar, bis wann dieses Etappenzie­l erreicht werden könne.

Die Impfstoff-Bestellung­en im Allgemeine­n kommentier­t Matthias Geiser schon gar nicht mehr – „das ist so wie es ist“. Was er aber ausdrückli­ch kritisiert, ist die Impfstrate­gie: „Da habe ich eine andere Auffassung der Notwendigk­eit. Ich sehe die massiv belasteten Kollegen im medizinisc­hen Bereich in einer höheren Priorität als die Über-80-Jährigen.“Zum anderen würde er sich zudem wünschen, dass wenn der Impfstoff schon knapp ist, dass man dann wenigstens die Organisati­on schlanker organisier­en sollte. „Dazu gehört auch, dass Mitarbeite­r nicht gezwungen werden, nach Offenburg zu fahren.“

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FOTO: EICH Empörung herrscht im Schwarzwal­d-Baar-Klinikum: Sozialmini­ster Manfred Lucha hat mitgeteilt, dass eine zeitnahe Belieferun­g mit Impfdosen für medizinisc­he Angestellt­e nicht vorgesehen ist.

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