Ein Sieg der Beharrlichkeit
Jetzt soll es also Armin Laschet richten. Überraschend klar hat er die Wahl zum CDU-Bundesvorsitzenden gewonnen. Wahrscheinlich war dieser digitale Parteitag einer der ehrlichsten in der Geschichte der Republik und aufgrund der Spannung eine Sternstunde der Demokratie. Laschet wird jetzt bundesweit zeigen müssen, dass er tatsächlich das Vertrauen, für das er emotional geworben hat, in pragmatische Politik ummünzen kann.
Und das wird schwierig, wie die Reaktionen auf seinen Sieg zeigten. Er muss auf den konservativen Flügel der CDU zugehen und ihn integrieren. Die Unzufriedenheit und Enttäuschung dort ist mit Händen zu greifen. Friedrich Merz, die Ikone der Konservativen, verweigert weiter die Mitarbeit in der Partei und lehnt anders als Norbert Röttgen einen Posten im Präsidium ab. Merz will sich auch nach seiner zweiten Niederlage binnen kurzer Zeit nicht in die CDU einbringen. Mannschaftsspieler sehen anders aus.
Wissend, dass er bei Angela Merkel auf Granit beißen wird, brachte er sich als Wirtschaftsminister ins Spiel. So etwas kann kurzum als alberner Klamauk bezeichnet werden. Einen solchen hat auch Gesundheitsminister Jens Spahn aufgeführt, als er plötzlich in der Fragerunde der Basis auftauchte und pro Laschet intervenierte. Auch wenn er sich tags darauf entschuldigte, nach dieser Aktion kann er nun ebenfalls von der Liste der möglichen Kanzlerkandidaten gestrichen werden.
Von Laschets Geschick hängt ab, wie die Christdemokraten das schwierige Wahljahr 2021 überstehen werden. Sollte die Landtagswahl in Baden-Württemberg danebengehen, dann würde für das Ergebnis gewiss auch er verantwortlich gemacht. Bitter für Laschet, denn die Südwest-CDU hatte sich in großer Mehrheit hinter Merz versammelt.
Seit Samstag wird diskutiert, wer denn nun der aussichtsreichste Kanzlerkandidat ist. Bayerns Markus Söder gilt gemeinhin als Favorit. Aber die Beharrlichkeit , die Laschet in den vergangenen Monaten gezeigt hat, belegt, dass das Rennen um den Kandidaten der Union noch offen ist.