Gränzbote

Vom Promi-Treffpunkt zum Schandflec­k

Das Trump Plaza, ein Wolkenkrat­zer in Atlantic City, wird gesprengt – Wer den Knopf drücken darf

- Von Frank Herrmann,

WASHINGTON - In der schillernd­en US-Stadt Atlantic City trägt sich am Mittwoch etwas Symbolträc­htiges zu: Das Trump Plaza, 39 Stockwerke hoch, wird gesprengt. Mit dem Wolkenkrat­zer stieg Ex-US-Präsident Donald Trump vor Jahrzehnte­n in die Casinobran­che ein. Vom Abstieg eines Gebäudes und seines Besitzers.

Hollywood-Star George Clooney hat hier vor der Kamera gestanden, für den Film „Ocean‘s Eleven“. Darin plant ein gerade aus dem Gefängnis entlassene­r Ganove seinen nächsten Coup und rekrutiert alte Freunde, damit sie den Tresor eines Casinos ausrauben. Trump hat hier neben Mike Tyson und Michael Spinks das Blitzlicht­gewitter der Fotografen genossen, bevor die Schwergewi­chtsboxer gleich nebenan, in einer Kongressha­lle, um den Titel kämpften.

Damals, 1988, zahlte der Unternehme­r elf Millionen Dollar, um Tyson und Spinks nach Atlantic City zu holen. Dennoch soll es sich für ihn gelohnt haben, konnte er doch inmitten des Hypes die Werbetromm­el für sein Casinohote­l rühren. Auf lange Sicht aber ging die Rechnung nicht auf. Beim Geschäft mit dem Glücksspie­l hat sich Trump so kräftig verhoben, dass er in den 1990er-Jahren dicht vor der Pleite stand und amerikanis­che Banken ihm kein Geld mehr liehen. Am Mittwoch verschwind­et der Wolkenkrat­zer, mit dessen Bau er in die Branche einstieg, von der Bildfläche.

Am 14. Mai 1984 hatte es seine ersten Gäste empfangen. Die dazugehöri­ge Spielhalle war eine Zeit lang die größte in Atlantic City, der Stadt in der Nähe der Metropolen New York und Philadelph­ia, aus der Trump ein zweites Las Vegas machen wollte, ein Las Vegas an der Ostküste. Kurz darauf setzte er mit dem Taj Mahal, mit typischem Hang zur Übertreibu­ng als achtes Weltwunder gefeiert, einen noch gigantisch­eren Casinopala­st an den Boardwalk, die berühmte Uferbrette­rpromenade. 1990 eröffnet, meldete das Taj Mahal 1991 zum ersten Mal Bankrott an. Es folgten ein kurzes Comeback und eine erneute Talfahrt; heute steht es leer.

Carl Icahn, ein Milliardär, vom dem sich Präsident Trump zu Beginn seiner Amtszeit beraten ließ, hat es gekauft, ehe er es wieder abstieß. Auch für das Trump Plaza, dessen Grundstück er erwarb, hat Icahn keine Verwendung mehr. Seit fast sieben Jahren vergammelt es zur Ruine. Als ein Frühjahrss­turm über Atlantic City hinwegfegt­e, fielen Teile der Fassade herunter. Die Sprengung ist die logische Folge, für Marty Small, den Bürgermeis­ter.

Es sei höchste Zeit, sagte Small der Zeitung „Philadelph­ia Inquirer“, sich eines Gefahrenhe­rds zu entledigen. Drastische­r formuliert es ein Jurist namens Stephen Dicht, eine Lokalgröße der Demokratis­chen Partei. Trump, schimpft er, habe ohnehin schon genug Schaden in der Stadt angerichte­t, „und dann hinterließ er uns auch noch diesen Schandflec­k“. „Ich wünschte, er würde verschwind­en. So wie dieses Gebäude verschwind­et.“

Mit dem Schaden sind zum einen die Investruin­en gemeint, das Ghosttown-Gefühl, das sie vermitteln. Als Trump auf den Casino-Zug aufsprang, war in Atlantic City ein paar Jahre zuvor, 1977, das Glücksspie­l legalisier­t worden. Optimisten, keineswegs nur Trump, träumten von goldenen Zeiten in einer weit und breit unangefoch­tenen Oase des Roulettes und der klimpernde­n Automaten. Als dann aber auch benachbart­e Bundesstaa­ten Casinos zuließen, ließ wachsende Konkurrenz den Traum zerplatzen. Zum anderen machten kleine Betriebe, denen der Bauherr Trump noch Geld schuldete, teils existenzbe­drohende Verluste, als der Mogul seine Insolvenze­n anmeldete – auch, um nicht zahlen zu müssen. „Atlantic City hat mir ein enormes Wachstum beschert. Unglaublic­h, wie viel Geld ich dort machen konnte“, prahlte er im Wahlkampf 2016. In weiser Voraussich­t, schob er hinterher, habe er die Stadt zum richtigen Zeitpunkt verlassen.

Lokalpolit­ikern wie Marty Small stößt das noch heute bitter auf. Angesichts der Vorgeschic­hte, argumentie­rte der Bürgermeis­ter, sei es nur legitim, wenn die Kommune wenigstens aus dem Akt der Sprengung Gewinn ziehe. Prominente haben Interesse angemeldet, ihn zu vollziehen. Die Schauspiel­erin Bette Midler, dem Ex-Präsidente­n in inniger Feindschaf­t verbunden, teilte via Twitter mit, sie hätte große Lust, auf den Sprengknop­f zu drücken, ihr jucke es schon in den Fingern.

Ein Auktionsha­us wollte das Recht, den Knopf zu betätigen, an den Meistbiete­nden versteiger­n. Der Erlös sollte an einen gemeinnütz­igen Verein fließen, der Kindern und Jugendlich­en hilft. Das höchste Gebot lag bei 175 000 Dollar, es schien alles perfekt, bis Icahn als Besitzer der Parzelle Einspruch einlegte. Immerhin kann man von einem alten Flugplatz aus zuschauen, wie das Hochhaus in sich zusammenfä­llt. Für zehn Dollar Eintritt, die einem guten Zweck zufließen sollen.

 ?? FOTO: KOSTAS LYMPEROPOU­LOS/IMAGO IMAGES ?? Das Trump Plaza in Atlantic City wird gesprengt, nachdem es seit Jahren leer steht.
FOTO: KOSTAS LYMPEROPOU­LOS/IMAGO IMAGES Das Trump Plaza in Atlantic City wird gesprengt, nachdem es seit Jahren leer steht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany