Niko Reith: „Man muss Jugendlichen ins Handy schauen“
FDP-Landtagskandidat will jugendgerechte Wege gehen, um sie für die Politik zu begeistern
TUTTLINGEN - Niko Reith will für die FDP in den Landtag einziehen. Und er weiß, worauf er sich einlässt, denn er saß bereits zwischen 2014 und 2016 in dem Gremium. Sollte er gewählt werden, will er vor allem eins: Die Jugend mehr für die Politik begeistern.
Als Nachrücker von Leopold Grimm hat Reith Erfahrungen mit der Arbeit im Landtag gemacht. Nun will er diese Erfahrungen fortsetzen. Dabei ist ihm vor allem wichtig, die Jugend einzubinden. „Als ich damals im Landtag saß, bin ich in die Schulen gegangen. Das hat den Schülern gefallen.“Aus seiner Sicht müsse man die politische Bildung so früh wie möglich „in die Schule bringen“. „Die Schüler dürfen nicht nur das Historische sehen, sondern müssen auch die politische Bildung der Gegenwart erfahren.“Denn nur so könne man erreichen, dass die nächste Generation sich mehr politisch engagiere. Aktuell sei es leider so, dass viele Bürger von den „unglaublich vielen Möglichkeiten, sich Gehör zu verschaffen“, nur wenig Gebrauch machten. Er sehe es auch daran, dass in den Kreistagssitzungen kaum Zuhörer seien, selbst wenn es um Themen geht, die polarisieren. „Das ist aber kein Vorwurf“, sagt Reith. Viele hätten einfach das Gefühl, dass ohnehin nichts passiere, selbst wenn sie sich engagierten. „Ich versuche daher, engen Kontakt zu wahren.“
Eben auch zu den Jugendlichen. Um diese zu erreichen, reiche es aber nicht, einen Jugendgemeinderat einzurichten oder zu erwarten, dass die Jugendlichen zu den Sitzungen kommen. „Es muss eine Beteiligung im Jugendformat sein. Man muss ihnen ins Handy schauen“, sagt Reith. Nur so könne man sie erreichen. Daher sei er mit dem Softwareentwickler Squad House aus Tuttlingen dabei, die App „Your voice“auf den Markt zu bringen, über die man mit den Jugendlichen in Kontakt treten kann.
Er hofft auch, dass sich die aktuelle Situation bald bessern wird. Dazu setzt Reith wie viele andere auf den Impfstoff. „Der Impfstoff ist eine große Errungenschaft unserer Medizin.“Natürlich verstehe er, dass diejenigen, die zeitnah an der Reihe sind, eventuell Bedenken hätten, weil der Impfstoff noch nicht so lange erprobt sei. „Es ist ein Abwägungsprozess.
Natürlich gibt es Risiken, aber ich wäre froh, wenn das Impfen schneller vonstatten ginge, damit Corona verschwindet.“Er selbst würde sich „auch jetzt schon“impfen lassen. Für Impfverweigerer und Verschwörungstheoretiker habe er kein Verständnis. Er ist auch der Meinung, dass es für diejenigen, die sich impfen lassen, keine Einschränkungen mehr geben dürfte, sofern klar sei, dass man sich und andere nicht mehr anstecken könne. „Das hört sich wie ein Privileg an, aber eigentlich sind die Einschränkungen ein Eingriff in unsere Bürgerrechte.“Die Grundlage dieses Eingriffs sei der Schutz der Gesundheit. „Fällt diese Grundlage weg, dann gibt es auch keinen Grund mehr für einen Eingriff.“
Doch Corona könne auch Chancen bieten. Als Beispiel nennt Reith das Homeoffice. „Das wird in Zukunft ein Thema sein, das die Arbeitswelt bereichern wird.“Dadurch lasse sich beispielsweise Beruf und
Familie besser vereinbaren. Doch natürlich gibt es auch Nachteile. „Das direkte Feedback fehlt.“Das sehe er bei seiner Tochter, die im ersten Semester studiert. „Das ist eine Katastrophe.“Ihr entgehe nicht nur das normale Studienleben, sondern ihr fehlten auch die sozialen Kontakte zu ihren Kommilitonen.
Fragt man Niko Reith, wie er sich selbst mit drei Wörtern beschreiben würde, antwortet er: „Engagiert, heimatverbunden, Herzmensch.“Mit diesen Eigenschaften will er die Menschen von sich überzeugen. Er versuche, ganz nah bei den Leuten zu sein, „auch wenn ich im Wahlkampf auf Lokalgespräche verzichten muss“. Zwar hörten sich Politiker immer gern selbst reden, doch er wolle auch zuhören. „Ich übe mich darin, ein guter Zuhörer zu sein“, sagt Reith, der mit dem Slogan „zuhören – nachdenken – handeln“für sich wirbt. Er versuche herauszufinden, „wo der Kittel-Brennfaktor am größten ist“.