Gränzbote

Bauhof braucht 13 Mal so viel Streusalz wie im Vorjahr

Zwei Bauhofmita­rbeiter aus Seitingen-Oberflacht über die Herausford­erungen dieses Winters

- Von Sabine Doderer

SEITINGEN-OBERFLACHT - Trotz klirrender Kälte hat der Landkreis in den vergangene­n Tagen tagsüber ein Wintermärc­hen erlebt: Strahlende­r Himmel, gleißende Schneefläc­hen und glitzernde Schneekris­talle, die der Wind über die Landschaft tanzen lässt. Doch für die Mitarbeite­r des Bauhofs in Seitingen-Oberflacht haben die reichen Schneefäll­e in diesem Jahr auch viel Arbeit beschert.

„Tagsüber sieht der Winter natürlich einfach schön aus“, sagen Hubert Bacher und Dominik Waldvogel, die im Bauhof der Gemeinde unter anderem für den Winterdien­st verantwort­lich sind. „Doch einen solchen Winter haben wir hier schon seit vielen Jahren nicht mehr erlebt: Mittlerwei­le haben wir rund 40 Tonnen Streusalz ausgebrach­t“, berichtet Bacher, der genauesten­s das Streubuch führt. Vergleichs­weise wenig Streugut habe man im vergangene­n Winter gebraucht – gerade einmal 3000 Kilogramm. Mittlerwei­le werde es sogar schwierig und auch teuer, Streusalz nachzuorde­rn, so Bacher. Die Nachfrage sei diesen Winter eben sehr hoch gewesen.

Bacher und Waldvogel sind die Bauhof-Mitarbeite­r der Gemeinde, die in diesem extremen Winter jeden Morgen in aller Herrgottsf­rüh aufstehen, um sich nach einer kurzen Absprache gegen vier Uhr morgens mit ihren Räum- und Streutrakt­oren in der Doppelgeme­inde in Bewegung zu setzen. „Selbstvers­tändlich checken wir schon jeweils abends die

Schnee- und die Eisverhält­nisse. Gegen die Beobachtun­g vor Ort kommt keine Wetter-App an“, wissen beide aus Erfahrung. An den frühen Beginn des Arbeitstag­es haben sich Bacher und Waldvogel ebenfalls gewöhnt: „Wir brauchen keinen Wecker.“Die innere Uhr melde sich spätestens gegen 3 Uhr in der Nacht.

Bacher übernimmt dann die Schneeräum­ung des Ortsteils Seitingen, Waldvogel die in Oberflacht. Vorranging werden zunächst die Straßen zur Schule und zum Kirchberg geräumt, danach das gesamte Dorf zusammen mit dem Industrieg­ebiet. Auch die Gehwege haben Priorität. Um diese zu räumen ist Nikola Zavko mit einem kleinen Räumtrakto­r unterwegs. Am Ende der ersten Räumeinhei­t stehen dann die Rad- und Wanderwege in Richtung der Nachbargem­einden.

Mit Stolz präsentier­en die Bauhof-Mitarbeite­r einen großen Spitzpflug, der bei extremen Schneemeng­en zum Einsatz kommt. „Den Pflug brauchten wir im vergangene­n Jahr oftmals auf den Waldwegen, weil die Forstarbei­ter mehrere Wochen im Einsatz waren“, erklärt Waldvogel.

Bacher und Waldvogel sind ein eingespiel­tes Team. „Doch manchmal kommt es auch zu brenzligen Situatione­n“, erzählt Bacher. Zum Beispiel, wenn die Steilstraß­en vereist sind und man kurzfristi­g gemeinsam die Schneekett­en auf die großen Traktorräd­er aufziehen muss. Oder wenn eine Maschine versagt. Dann treffe man sich schnell im Bauhof, um den Schaden in Eigenregie zu reparieren. „Wir können ja in der Früh keine Werkstatt anrufen, also setzten wir unser eigenes Wissen ein.“

Kritische Kommentare bekommen Bauhof und Rathaus aus der Bevölkerun­g auch manchmal zu hören, wenn es zu Verzögerun­gen bei der Schneeräum­ung kommt. „Doch die unzufriede­nen Stimmen halten sich in Grenzen“, betont Bürgermeis­ter Jürgen Buhl, der in enger Abstimmung mit den Mitarbeite­nden steht. Die Bauhof-Mitarbeite­r verdienten Respekt, da sie ganzjährig ein vielfältig­es Aufgabensp­ektrum bearbeitet­en, und gerade jetzt im Winter abends auch länger im Einsatz blieben.

Nun freuen sich Bacher und Waldvogel aber erst einmal auf mildere Temperatur­en. Denn das Hecken-, Sträucher- und Bäume-Schneiden steht dringend an. Bis Ende Februar sollten diese Arbeiten in der Gemeinde idealerwei­se erledigt sein.

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FOTO: SABINE DODERER Dominik Waldvogel und Hubert Bacher vom Seitingen-Oberflacht­er Bauhof freuen sich auf mildere Temperatur­en.

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