Digitales Austeilen am Aschermittwoch
Alle Reden aufgrund der Corona-Pandemie im Netz – Söder kritisiert die Grünen
PASSAU/STUTTGART/BERLIN (dpa/ AFP) - Der politische Aschermittwoch ist ein festes Ritual im Kalender der Parteien. Hier holen die Amtsträger zum Rundumschlag aus, es wird Bier getrunken und verbal ungehemmt auf den politischen Gegner eingedroschen. Doch der Aschermittwoch im zweiten Corona-Jahr fällt mitten in die Zeit von Viren und Mutanten, von Ausgangssperren und Kontaktverboten. Die Reden wurden ins Internet verlagert, der Kampf gegen die Corona-Pandemie stand im Mittelpunkt. Während es in Baden-Württemberg trotz Wahlkampfs eher steril zuging, bewies die CSU mit ihrem Vorsitzenden
Markus Söder, dass digital und emotional sich nicht ausschließen.
Zugleich zeichnete sich bei den vielen Veranstaltungen der Parteien aber eine klare Frontlinie für die Bundestagswahl in gut sieben Monaten ab: Die in Umfragen klar führende Union muss mit Angriffen von allen Seiten rechnen. So erklärte etwa FDP-Chef Christian Lindner mit Blick auf das Vorgehen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), es sei ein „Offenbarungseid", dass eine digitale Industrienation bis heute keine Alternativen zu Kontaktbeschränkungen gefunden habe. Auch sprach er bei der Veranstaltung der Liberalen in München von „Stubenarrest“.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet, ein potenzieller Kandidat für die MerkelNachfolge, zeigte sich unbeeindruckt. In einem knapp achtminütigen Grußwort bei der CSU-Veranstaltung sagte der CDU-Chef: „Wenn CDU und CSU so dicht beieinanderstehen, werden wir auch dieses so wichtige Wahljahr bestehen.“
Söder teilte bei seiner aus der Dreiländerhalle in Passau übertragenen Rede kräftig aus – gegen AfD, SPD und Grüne. Über deren Vorsitzende Annalena Baerbock sagte er: „Frau Baerbock hat mal gesagt: Ja, sie traue sich das Kanzleramt zu. Und zwar sofort, ohne einen einzigen Tag Regierungserfahrung. Es kommt mir vor wie jemand, der sagt, nächste Woche beginne ich mit der Fahrschule und übernächste Woche werde ich Formel-1-Weltmeister.“Seinen strengen Corona-Kurs verteidigte er. Zugleich präsentierte Söder eine vorsichtige Perspektive für weitere Lockerungen in Bayern.
Die Grünen, im Südwesten sonst am Aschermittwoch stets in Biberach, begnügten sich mit einer virtuellen Sitzung in Berlin. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann wurde zugeschaltet. Er gab sich ruhig, nachdenklich und zitierte Aristoteles.