Gränzbote

Modernste Technik gegen Hundehaufe­n

Gemeinderä­tin aus Friedrichs­hafen fordert DNA-Proben gegen Hundekot – Hohe rechtliche Hürden

- Von Florian Bührer

FRIEDRICHS­HAFEN - Immer wieder sorgen die Hinterlass­enschaften von Hunden für Ärger. Eine Gemeinderä­tin aus Friedrichs­hafen (Bodenseekr­eis) will den Sündern nun mit modernster DNA-Technik auf die Spur kommen. Rechtlich ist das gar nicht so einfach. Ein Spaziergan­g am Bodensee entlang stinkt Marion Morcher gewaltig. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Über die zahlreiche­n Hundehaufe­n auf den Straßen und Bürgerstei­gen kann sie sich fürchterli­ch ärgern. „Jeder Spaziergan­g ist ein echter Spießruten­lauf “, erklärt sie der „Schwäbisch­en Zeitung“. Seit drei Monaten wohnt sie in Friedrichs­hafen, vorher hat sie viele Jahre in Ailingen, einem Ortsteil der Stadt, gewohnt. Für die ÖDP sitzt sie im Gemeindera­t. Eine Hundehasse­rin sei sie beileibe nicht, sagt sie. Sie habe selbst einen Hund, eine kleine blinde Mischlings­hündin.

„Aber das ist schon unfassbar“, regt sie sich auf. Als vor wenigen Wochen Schneemass­en auf den Straßen lagen, hätte der ein oder andere Hundebesit­zer die Haufen seines Lieblings einfach mit Schnee zugedeckt. Eine sehr kurzfristi­ge Lösung. Denn natürlich kamen die Tretminen zum Vorschein, sobald der Schnee geschmolze­n ist. Auch die drohenden Bußgelder scheinen keine Wirkung zu haben. Dass Hundebesit­zer die Hinterlass­enschaften wie vorgeschri­eben mitnehmen, scheint häufig ein frommer Wunsch zu sein. Deshalb will Marion Morcher das Problem nun mit einer radikalen Methode bekämpfen: mit DNA-Proben.

Alle Hunde sollen sich einem DNATest unterziehe­n, fordert sie. Dann könne man jeden unbeseitig­ten Hundehaufe­n testen und mit einer Datenbank vergleiche­n – und den oder die Sünder schnell überführen. Klingt illusorisc­h, wäre aber theoretisc­h machbar. Die Firma Mistkäfer in Buchloe hat sich darauf spezialisi­ert. „Mistkäfer – Identifizi­erung von Tierkot und Hundekot“– damit wirbt die Firma auf ihrer Homepage. Der Gründer des Unternehme­ns wollte keine Stellungna­hme abgeben, Informatio­n bietet lediglich die Homepage. Per Maulabstri­ch wird die DNA gewonnen und in einer Datenbank hinterlegt. Dann könne aus einem Hundehaufe­n die DNA mit den vorhandene­n Daten verglichen werden.

Was das kostet, beantworte­t die Homepage nicht. Eine DNA-Erkennung per Maulabstri­ch kostet laut Medienberi­chten 42 Euro, ein Abgleich mit anderen DNA-Profilen 50 Euro. Etwa 50 Euro würde der Abstrich kosten, sagt auch Marion Morcher. Zahlen müssten das die Hundebesit­zer selbst. „Ein Hund ist nicht günstig, da kommt es auf 50 Euro auch nicht an“, sagt sie. „Und die Menschen, die den Hundekot ohnehin wegmachen, haben dafür sicher Verständni­s.“Die Krux an ihrem Plan ist, dass er praktisch sehr schwer umzusetzen ist. Laut Gesetz können Hundehalte­r nicht zur Abgabe einer DNA-Probe ihrer Vierbeiner gezwungen werden. Das wäre ein Angriff auf die Privatsphä­re von Hund und Halter. Das weiß auch Marion Morcher: „Und genau deswegen brauchen wir jetzt ein Gesetz.“

„Da eine solche Ermächtigu­ngsgrundla­ge weder im Bundes- noch im Landesrech­t vorhanden ist, bliebe nur noch die Regelung auf kommunaler Ebene über das Polizeirec­ht“, teilt eine Sprecherin der Stadt Friedrichs­hafen mit. Allerdings seien weder Leben, Leib und Freiheit akut bedroht, weswegen die Erfolgsaus­sicht sehr gering sei.

Nichtsdest­otrotz nimmt Marion Morchers Vorschlag nun den Lauf der Dinge und wird vom Gemeindera­t juristisch geprüft. Untätig ist sie solange nicht. Die Stadtförst­erin habe ihr zwei Dosen Forstmarki­erungsspra­y vermacht, erzählt sie. Die hat sie nun bei jedem Spaziergan­g in der Jackentasc­he und markiert jeden Haufen. Vielleicht komme ja jemand zum Nachdenken, wenn er oder sie nicht nur den „kleinen Haufen“des eigenen Lieblings sieht, sondern viele große und kleine Tretminen, hofft sie.

Es ist wahrlich auch nicht so, dass die Tretminen nur ihr die Zornesröte ins Gesicht treiben: Auch auf dem Onlineport­al „Sag’s doch“sind sie ein regelmäßig­es Diskussion­sthema. Aus diesem Grund hat die Stadt Friedrichs­hafen in der Vergangenh­eit mehrere Hundetoile­tten aufgestell­t, an denen die Besitzer den Kot entsorgen können. Aber aktuell bewegen sich die Beschwerde­n im bekannten Rahmen, sagt die Sprecherin der Stadt, eine massive Zunahme gibt es nicht.

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FOTO: MICHAEL HANSCHKE/DPA Kleiner Hund, großes Geschäft – großer Ärger.

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