Drei-Kronen-Hof: Grabungen für den Denkmalschutz
Bevor die Wohnbebauung startet, will die Denkmalbehörde klären, ob Siedlungsreste vorhanden sind
TUTTLINGEN - Am Drei-KronenHof – früher Union-Areal – sind die Arbeiten gestartet. Nicht etwa für die geplante Bebauung mit einem Wohnund Geschäftshauskomplex, wie Wohnbau-Chef Horst Riess erklärt, sondern für den Denkmalschutz. Denn das Landesamt für Denkmalpflege schließt nicht aus, dass es im Untergrund Siedlungsreste geben könnte.
Den Bauantrag für den Wohnund Geschäftskomplex hat Riess (die Wohnbau ist der Bauherr) kurz vor Weihnachten eingereicht. Riess: „Unser Traum wäre es, im April mit den Arbeiten starten zu können.“Ob das so laufen wird, steht längst nicht fest. Der Gemeinderat muss die Baugenehmigung erst noch erteilen, laut Stadtverwaltung soll das „im Laufe des Frühjahrs“geschehen. Dann ist da noch die spannende Frage, was sich sonst noch in dem rund 3300 Quadratmeter großen Areal befindet.
„Man kann nicht ausschließen, dass etwas im Boden ist, das man nicht ohne Weiteres entfernen darf“, erklärt der Wohnbau-Chef. Wenn, dann können diese Überbleibsel einer frühen Siedlung nur in dem Bereich gefunden werden, der nicht schon zuvor bebaut war, und zwar mit mehreren Kellergeschossen. Deshalb umfasst die Grabungsstätte auch nur etwa zehn Prozent des Geländes.
In Absprache mit der Denkmalschutzbehörde nimmt die Wohnbau die Grabungen selbst vor – „Zentimeter für Zentimeter“, so Riess. Auch, um sich abzusichern. Denn sollten tatsächlich Funde auftauchen, könnte das einen Baustopp nach sich ziehen oder etwas beschädigt werden, „das aus der Vergangenheit stammt.“
Was genau im Untergrund vermutet wird – dazu gibt die Pressestelle der Denkmalpflege bis Redaktionsschluss keine Antwort. In Teilen der Tuttlinger Innenstadt werden Überreste eines römischen Kastells vermutet. Das hat die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Marquardt-Areal Ecke Zeughaus-/Bismarckstraße verzögert. Auch bei der Erweiterung des Gewerbegebiets Gänsäcker gibt es Grabungen, weil im Gelände ein römisches Landgut gestanden haben soll. Im Gebiet „Auf Lett“in Nendingen wiederum kamen bei der Erschließung Alemannen-Gräber zutage.
Die Grabungen mit dem Bagger am Tuttlinger Drei-Kronen-Hof sind auf etwa vier Wochen angesetzt. Horst Riess hat Verständnis für dieses Vorgehen, hofft aber, „dass es jetzt keine Behinderungen mehr geben wird“.
Mehr als 30 Millionen Euro nimmt die Tuttlinger Wohnbau zur Bebauung des Areals in die Hand. 2017 hat sie das Gelände von der Stadt Tuttlingen gekauft, der Baustart war auf Mitte 2019 angesetzt gewesen. Damit hinkt die Wohnbau rund zwei Jahre hinter dem eigentlichen Zeitplan her. Abstimmungsgespräche mit Behörden und Beteiligten hätten sich zu „zeitraubenden Planungsprozessen“entwickelt“, sagte Riess schon vor einem Jahr. Dazu gehörte auch das Hin und Her um das denkmalgeschützte Enslin-Haus, auf dem Gelände, das schließlich doch abgerissen werden durfte.
Nach wie vor gibt es aber offene Punkte, zum Beispiel die geplante Änderung der Verkehrsführung rund um das Areal. Außerdem verläuft im Bereich der Oberen Vorstadt die Seltenbachdohle im Untergrund, direkt an der geplanten Bebauung. Auch da gibt es laut Riess noch Klärungsbedarf.
Am Drei-Kronen-Hof sollen 60 Wohnungen gebaut werden, ebenso Büro- und Einzelhandelsflächen sowie Gastronomie. Gesamtnutzfläche: rund 11 000 Quadratmeter. Die Überlegung, dort auch eine Mediathek anzusiedeln, ist mittlerweile vom Tisch.