Gränzbote

Gleitschir­mflieger stürzt in Fichtenkro­ne

Der Pilot hing in 25 Meter Höhe fest, die Bergwacht holte ihn vom Baum

- Von Anke Kumbier

SPAICHINGE­N - Ein Gleitschir­mflieger ist am Mittwochmo­rgen auf dem Dreifaltig­keitsberg direkt nach dem Start in eine Fichte abgestürzt. Bergwacht, Feuerwehr, Rettungsdi­enst und Polizei rückten gegen 9.40 Uhr aus, um ihn zu retten. Der Pilot blieb unverletzt, harrte aber knapp zwei Stunden im Baum aus, bis ihn die Bergwacht abseilen konnte.

Zirka 20 Menschen sind am Morgen um die Fichte im Wald versammelt. Feuerwehrl­eute lehnen eine Leiter an den Baum und befestigen sie. Sie arbeiten konzentrie­rt, die Stimmung wirkt entspannt. Dem Piloten geht es den Umständen entspreche­nd gut - auch wenn er in knapp 25 Metern Höhe in der Baumkrone steckt „Wenn der Schirm im Baum festhängt und der Pilot in seinem Gurt bleibt, ist er in der Regel sicher“, sagt Philipp Schafitel, Bereitscha­ftsleiter der Bergwacht aus Fridingen. Sein Kollege, der Technische Leiter, erklimmt die Sprossen und klettert danach am Baumstamm weiter hinauf. Immer wieder sägt er kleinere Äste ab, um vorwärts zu kommen. Laut Schafitel hätte der Pilot nicht absehen können, dass so etwas passiert. „Das sind Zufälle, eine Windböe reicht da aus.“

Als der 26-jährige Gleitschir­mflieger wieder am Boden ist, spricht auch er von einer Böe, die ihn völlig unerwartet getroffen habe. „Es ging alles so schnell“, meint er. „Um einen unkontroll­ierten Absturz zu verhindern, lenkte er in Richtung Baumkronen“, rekonstrui­ert Polizeipre­ssespreche­r Marcel Ferraro später. Der 26-Jährige erinnert sich, dass er sich im Baum zunächst gesichert und getestet habe, ob er seinen Kopf noch bewegen kann. Er macht einen gefassten Eindruck, sagt aber auch, dass es eine Freude sei, wieder am Boden zu sein.

Dass etwas nicht stimmt und der Pilot möglicherw­eise abgestürzt ist, fiel schnell auf. Denn in der Regel gibt es jemanden am Boden, der ein Auge auf den Flieger hat. Pressespre­cher Marcel Ferraro sagt, dass in diesem Fall ein Freund von Spaichinge­n aus zugeschaut und seinen Kumpel plötzlich nicht mehr gesehen habe. Daraufhin habe er sich beim 26-Jährigen erkundigt, was los ist. Der habe seine Lage geschilder­t und die Rettungskr­äfte alarmiert.

Ein Variometer zeichnet außerdem den Flug auf und übermittel­t die Daten. Er habe gleich gesehen, dass da etwas nicht stimmt, sagt ein Mitglied des Gleitschir­mvereins Heuberg-Baar, das vor Ort ist. Der Mann zeigt die Flugkurve auf seinem Handy, die an einer Stelle abrupt absinkt. Er erklärt, dass sich die Flieger - in der Theorie - auf eine solche Notlandung in der Baumkrone vorbereite­n und wüssten, was im Zweifelsfa­ll zu tun ist. Der 26-Jährige habe sich vorbildlic­h verhalten, meint er.

Diesen Eindruck teilt Philipp Schafitel. Er berichtet, dass die Bergwacht immer wieder Gleitschir­mflieger aus Bäumen befreie. In den vergangene­n sieben Monaten seien es im gesamten Kreis vier Gleitschir­mflieger und ein Drachenfli­eger gewesen.

Der 26-jährige Pilot hat gegen 11.30 Uhr wieder festen Boden unter den Füßen. Um seinen Schirm aus den Ästen herauszupf­rimeln benötigt die Bergwacht etwas mehr Zeit, doch eine Stunde später macht auch sie sich auf den Heimweg.

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FOTO: ANKE KUMBIER Der Technische Leiter der Bergwacht erklimmt die Fichte.
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FOTO: AK Der 26-Jährige seilt sich ab.

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