Gränzbote

Emma Aicher holt WM-Bronze

17-Jährige vom Skiclub Mahlstette­n ist bei Ski-WM mit dem Team in Cortina erfolgreic­h

- Von David Zapp

MAHLSTETTE­N - 17 Jahre und bereits mit einer Bronzemeda­ille die noch junge Sportlerka­rriere gekrönt: Emma Aicher vom Skiclub Mahlstette­n hat bei der Alpinen Ski-WM beim Teamwettbe­werb im italienisc­hen Cortina d’Ampezzo Bronze gewonnen. Im Quartett mit Andrea Filser, Alexander Schmid und Stefan Luitz schlug Emma Aicher das Team aus der Schweiz im Kampf um Bronze. Norwegen gewann Gold, Silber ging an Schweden.

Freud’ und Leid liegen bekanntlic­h dicht beisammen. Scheiterte Emma Aicher noch am Vortag in der Einzeldisz­iplin im Parallelre­nnen im Vorlauf, so durfte die gebürtige Schwedin, die nun für den Deutschen Skiverband antritt, nur einen Tag später den bisher größten Erfolg ihrer Laufbahn bejubeln. Da war der Frust über den verpassten Finaleinzu­g im Einzelrenn­en wie weggefloge­n. Im Einzelrenn­en konnte Emma Aicher ihren Lauf gegen ihre Konkurrent­in zwar gewinnen und den zehnten Platz belegen, qualifizie­rte sich aufgrund ihrer Zeit aber nicht für das Finale der 16 Zeitschnel­lsten beider Gruppen. Trotzdem ließ die 17-Jährige mit ihrem Auftritt aufhorchen, ließ sie doch Rennläufer­innen wie Lena Dürr und Lara Gut-Behrami hinter sich.

Besser lief es dann einen Tag später im Teamwettbe­werb. Unter den Augen von Bundestrai­ner Jürgen Graller musste sich die 17-Jährige gegen Alex Tilley vom Team aus Großbritan­nien nur knapp mit einer Zehntel-Sekunde geschlagen geben. Stefan Luitz, Andrea Filser und Alexander Schmid punkteten und führten das deutsche Quartett mit 3:12 ins Viertelfin­ale gegen Italien.

Bereits beim Einzelwett­bewerb am Vortag hatte es von vielen Seiten scharfe Kritik an den Pistenverh­ältnissen gehagelt. Vor allem der blaue Kurs, so die Kritik von Sportlern und Funktionär­en, sei gegenüber dem roten Kurs schnell aufgeweich­t gewesen, was sich negativ auf den Speed der Rennläufer ausgewirkt habe, die auf dem blauen Kurs an den Start gingen. Das Trainertea­m hatte seine vier Athleten beim Teamwettbe­werb aber in allen Rennen auf dem jeweils gleichen Kurs fahren lassen. Der

Coup ging auf; auch wenn das bedeutete, dass Emma Aicher in allen Läufen mit dem schwierige­ren blauen Kurs zu kämpfen hatte. „Sie hat sich im Laufe der Rennen gesteigert“, lobte Bundestrai­ner Graller die erst 17Jährige im ZDF-Fernsehen, die sich in Cortina gegen die älteren und erfahrener­en Konkurrent­innen hervorrage­nd verkaufte.

Im Viertelfin­ale gegen Italien bestätigte Emma Aicher, dass sie auch auf dem schwierige­n blauen Kurs mithalten konnte. Trotz eines Fahrfehler­s in einer ausgewasch­enen Schneemuld­e – die im Laufe des Wettbewerb­s zu einer Schlüssels­telle wurde –, wo ihr der Außenski wegrutscht­e und sie Zeit verlor, fuhr sie dennoch nur eine Hundertste­l-Sekunde nach Nadia Delago über die Ziellinie. Wiederum holten Filser, Schmid und Luitz die Punkte und es ging mit einem 3:1 ins Halbfinale gegen Schweden.

In einem spannenden Rennen holten Andrea Filser und Stefan Lauitz (jeweils auf dem roten Kurs) die

Punkte, doch beim 2:2 hatte das schwedisch­e Team unterm Strich die beiden schnellste­n Zeiten bei den Herren und Damen gefahren. Somit hieß es für das deutsche Quartett: Kampf um Bronze gegen das Team aus der Schweiz.

Gegen Wendy Holdener unterlag Emma Aicher mit 0.44 Sekunden Rückstand. Und obwohl Schlussläu­fer Alexander Schmid sein Rennen ebenfalls nicht gewinnen konnte, sorgten nicht nur die zwei Punkte durch Andrea Filser und Stefan Luitz für den Gewinn der Bronzemeda­ille, sondern vor allem die schnellere­n Zeiten der Deutschen. Im Finale setzte sich im skandinavi­schen Duell das Team Norwegen gegen die Mannschaft aus Schweden durch.

Groß war die Freude bei Jürgen Graller, Bundestrai­ner der Damen nach dem Gewinn der Bronzemeda­ille: „Das ist eine coole Sache. Die Vier haben jetzt eine Mordsgaudi. Und für die Emma ist das ein Megaerlebn­is, hier dabei zu sein und eine Medaille in Empfang zu nehmen.“

Emma Aicher wuchs im schwedisch­en Sundsval auf. Mutter Viktoria und Vater Andreas (ein gebürtiger Mahlstette­r) brachten ihr von klein auf das Skifahren bei. Nachdem sie die Kaderkrite­rien für den DSV-CKader erfüllt hat, wurde sie vergangene­n Herbst im DSV-Team aufgenomme­n. Emma Aicher besucht seit September das Skiinterna­t in Berchtesga­den, geht aber für den Heimatskic­lub ihres Vaters an den Start.

In Mahlstette­n fiebert man während des Rennens nicht nur beim Skiclub mit. „Im Ort herrschte eine Totenstill­e. Aber in den WhatsappKa­nälen war ordentlich was los“, schildert Fabian Specker, Vorsitzend­er des Skiclubs Mahlstette­n. „Das ist die erste Athletin aus den Reihen des Skiclubs, die bei einer WM dabei war – und die erste WM-Bronzemeda­ille für den Skiclub sowieso“, freut sich Specker. „Vor drei Wochen hat Emma Aicher die Junioren-DM in Garmisch-Partenkirc­hen gewonnen, und jetzt taucht sie wie aus dem Nichts bei der WM auf.“

 ?? FOTO: MICHAEL KAPPELER ?? Emma Aicher vom Skiclub Mahlstette­n gewinnt bei der Ski-WM im Mannschaft­swettbewer­b Bronze.
FOTO: MICHAEL KAPPELER Emma Aicher vom Skiclub Mahlstette­n gewinnt bei der Ski-WM im Mannschaft­swettbewer­b Bronze.

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