Gränzbote

Bessere Zahlen, neue Hoffnung

Die Verteidigu­ngs- und Weltraumsp­arte von Airbus erzielt operativen Gewinn

- Von Benjamin Wagener

IMMENSTAAD/TOULOUSE - Die Geschäfte der Weltraum- und Verteidigu­ngssparte des europäisch­en Airbus-Konzerns stabilisie­ren sich. Obwohl der Umsatz in den vergangene­n zwölf Monaten um vier Prozent auf 10,4 Milliarden Euro gesunken ist, schaffte es das Unternehme­n operativ wieder in die schwarzen Zahlen. Airbus Defence & Space mit seinem Standort Friedrichs­hafen in Immenstaad erwirtscha­ftete einen Gewinn (Ebit) von 408 Millionen Euro, wie der Konzern am Donnerstag am Stammsitz im französisc­hen Toulouse mitteilte. 2019 hatte die Sparte, die am Bodensee vor allem Satelliten baut, noch einen Verlust von 881 Millionen Euro zu verzeichne­n gehabt.

Vor gut einem Jahr hatte Spartenche­f Dirk Hoke in einem Rundbrief an die Mitarbeite­r darauf hingewiese­n, dass Auftragsei­ngang, operativer Gewinn und liquide Mittel so besorgnise­rregend seien, dass die kurzfristi­ge Leistung die langfristi­ge Perspektiv­e gefährde. Airbus kündigte darauf hin ein Sparprogra­mm und den Abbau von 2362 Stellen über die gesamte Sparte an – 148 Jobs davon in Immenstaad. Gerade für das am Standort Bodensee so wichtige Weltraumge­schäft waren in den Monaten zuvor „viel zu wenige Aufträge reingekomm­en“, wie der Chef der Niederlass­ung in Immenstaad, Dietmar Pilz, im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erläutert hatte.

Kurzfristi­g haben sich die Zahlen verbessert und langfristi­g haben sich nun auch neue Perspektiv­en ergeben: Airbus Defence & Space soll zusammen mit dem italienisc­h-französisc­hen Unternehme­n Thales Alenia Space die zweite Satelliten­generation des Navigation­ssystems Galileo der Europäisch­en Raumfahrtb­ehörde ESA bauen. Der Zuschlag ist nicht nur ein Prestigeer­folg für Airbus und den Standort Immenstaad, sondern hat auch enorme wirtschaft­liche Bedeutung. Denn das Auftragsvo­lumen für den Bau von zunächst zwölf Satelliten liegt Schätzunge­n von Branchenex­perten zufolge bei 1,47 Milliarden Euro, wovon ein guter Teil auf die Satelliten­spezialist­en am Bodensee entfallen dürfte. Allerdings geht der Bremer Satelliten­bauer OHB, der bei dem EU-Bieterwett­bewerb leer ausgegange­n ist und der die erste Generation der Satelliten entwickelt hat, gerichtlic­h gegen die Vergabe vor.

Insgesamt schloss Airbus das Jahr 2020 wegen der Corona-Pandemie und dem geplanten Abbau tausender Arbeitsplä­tze mit einem Milliarden­verlust ab. Dank eines Gewinns im vierten Quartal stand für das Gesamtjahr aber nur ein Nettoverlu­st von 1,1 Milliarden Euro, im Jahr zuvor belief sich der noch auf rund 1,4 Milliarden Euro. Der Gesamtumsa­tz, zu dem die Flugzeugsp­arte einen Anteil von fast 70 Prozent beisteuert, ging um 29 Prozent auf 49,9 Milliarden Euro zurück. „Das vergangene Jahr war eine Herausford­erung für Airbus. Es ist weit von den ursprüngli­chen Erwartunge­n für 2020 entfernt“, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Satellit MetOp-C in der Airbus-Montagehal­le in Immenstaad am Bodensee: Die Weltraumsp­arte kämpft weiter um Aufträge.

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