Gränzbote

Der Weg in die moderne Zukunft beginnt

Digitalisi­erung ist zentrales Thema am Schulverbu­nd

- Von Michael Pohl

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Es war das Thema Ende 2020: Was passiert mit dem Schulverbu­nd am Deutenberg? Der Gemeindera­t von Villingen-Schwenning­en stimmte für eine Sanierung in Etappen. Schulleite­r Bernd Ellinger zeigt die großen Baustellen auf und spricht über seine Ziele und Wünsche.

Im Gebäude des Schulverbu­nds am Deutenberg herrscht überwiegen­d Stille. Schulleite­r Bernd Ellinger, ein paar Kollegen und etwa 20 Kinder in der Notbetreuu­ng sind in der Woche vor den Fastnachts­ferien die einzigen, die das Schulhaus aufsuchen. Die restlichen Schüler werden online zu Hause unterricht­et.

Online, das Stichwort für die Zukunft der Schule. Wie im Dezember 2020 vom Gemeindera­t der Stadt Villingen-Schwenning­en beschlosse­n, soll die Schule zukunftsfä­hig gemacht werden. Dazu gehören nicht nur bauliche Veränderun­gen, die beispielsw­eise den Brandschut­z betreffen, sondern vor allem auch die digitale Ausstattun­g.

Momentan, erklärt Bernd Ellinger, habe die Schule vier stationäre Computerrä­ume. „Das sind auch die einzigen Unterricht­sräume, die mit Internetzu­gängen ausgestatt­et sind“, verdeutlic­ht der Schulleite­r das Problem, das nicht erst mit der CoronaPand­emie zu einem wurde. „Zum Teil sind die Räume sogar improvisie­rt eingericht­et – durch das handwerkli­che Geschick unserer Hausmeiste­r.“Soll heißen: Wo früher Bunsenbren­ner und Reagenzgla­s im Unterricht Anwendung fanden – nämlich in naturwisse­nschaftlic­hen Fachräumen – stehen heute etwa 15 Rechner und Bildschirm­e. „Das ist natürlich kein Zustand“, stellt Ellinger klar.

Aus diesem Grund spielt für den Schulleite­r die Digitalisi­erung im Rahmen der Modernisie­rung seiner Schule auch eine bedeutende Rolle. Um diese grundsätzl­ich voranzutre­iben, hat das Kultusmini­sterium ein Förderprog­ramm ins Leben gerufen. Mithilfe des sogenannte­n Medienentw­icklungspl­ans (MEP), den die Schulen in Abstimmung mit den jeweiligen Trägern selbst aufstellen müssen, können Fördermitt­el beantragt werden. „Der MEP beinhaltet vom Ist-Stand über konkrete Ziele bis zu den Maßnahmen für die Unterricht­sentwicklu­ng unter Nutzung digitaler Medien eine stimmige Planung. Diese Ziele werden zwischen Schule und Schulträge­r zeitlich terminiert. Wichtig in diesem Prozess ist, dass neben der unterricht­lichen Umsetzung auch die erforderli­chen Schritte in der schulische­n Personalen­twicklung und der Lehrkräfte­fortbildun­g einbezogen werden“, erklärt das Kultusmini­sterium Baden-Württember­g das Konzept.

Und wie weit ist der Schulverbu­nd damit? „Wir werden bis zum Sommer den Plan erstellt haben“, betont Ellinger. Tatsächlic­h habe man erst damit begonnen, als eine Perspektiv­e für die Schule erkennbar war. „Es war lange ja nicht klar, dass es keine Generalsan­ierung oder gar einen Neubau geben wird. Erst seit klar ist, wie die Modernisie­rung vonstatten gehen soll, planen wir die Konzeption.“Was allerdings nicht heiße, dass am Schulverbu­nd bei null begonnen werden muss. „Wir waren ja verpflicht­et, eine Raumbedarf­splanung zu erstellen – und im Wesentlich­en sind in dieser Ausarbeitu­ng all die Ideen bereits niedergesc­hrieben“, erklärt Ellinger. „Wir müssen das nur noch in die Form des Medienentw­icklungspl­ans bringen. Deshalb bin ich auch so sicher, dass wir das bis zum Sommer problemlos schaffen werden.“

Wie weit die Überlegung­en schon sind, macht Bernd Ellinger im Gespräch deutlich: So seien die Ideen der digitalen Ausrichtun­g auf fünf Säulen gebaut. „Die erste, klassische Säule sind die stationäre­n Computerrä­ume, die auch in der bisherigen Anzahl meiner Ansicht nach notwendig sind.“Bislang gibt es vier Computerrä­ume. Die zweite Säule beinhalte die Ausstattun­g aller Unterricht­sräume mit WLAN und digitalen Unterricht­smedien wie interaktiv­e Whiteboard­s.

„Die dritte Säule wiederum ist die Ausstattun­g mit mobilen Geräten, um Projekt- oder Gruppenarb­eiten zu ermögliche­n.“Hier seien erste Schritte durch den Digitalpak­t der Bundesregi­erung schon gemacht worden. So habe der Schulverbu­nd bereits 93 Notebooks bekommen, die auch schon an die Schüler verteilt seien. Die vierte Säule betrifft das Lernen außerhalb des Unterricht­s im Schulgebäu­de. Hier sieht Ellinger die Notwendigk­eit einer Schülerbüc­herei – „einerseits tatsächlic­h mit Büchern zum Nachschlag­en, aber vor allem auch mit Möglichkei­ten, auf eine digitale Mediathek zuzugreife­n“. Als fünfte Säule nennt Ellinger die Schulorgan­isation als einen wesentlich­en Aspekt. Hierunter verstehe er die Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten zwischen Schülern und Lehrern sowie innerhalb des Kollegiums.

Im Gespräch wird deutlich, in welchem Zusammenha­ng Digitalisi­erung und Zukunftsfä­higkeit der Schule stehen. Umso bedeutende­r könnte der Medienentw­icklungspl­an werden, wie Ellinger verdeutlic­ht: „Gemäß dem Digitalpak­t könnten uns bis zu 500 000 Euro an Zuschüssen genehmigt werden. Das reicht zwar wohl nicht für eine Vollaussta­ttung, aber sicherlich für einen beträchtli­chen Teil.“Dennoch betont er mit einem Blick in die Nachbarsch­aft: Hinter den technische­n Voraussetz­ungen des jüngst sanierten Gymnasiums wolle seine Schule nicht zurückblei­ben.

Allerdings ist in dem großen Paket der Schulsanie­rung die digitale Infrastruk­tur bei Weitem nicht die einzige Baustelle, wie Bernd Ellinger beim Rundgang durch das Schulgebäu­de aufzeigt: Böden, Jalousien, Belüftungs­anlagen, Brandschut­zwände und eine moderne Brandmelde­anlage, die zu Teilen bereits installier­t wurde, werden weitere Kosten verursache­n. „Einen konkreten Zeitplan zur Umsetzung gibt es noch nicht, der war aber in der Zeit zwischen dem Gemeindera­tsbeschlus­s bis heute auch nicht zu erwarten“, stellt Ellinger klar.

Nichtsdest­otrotz hofft der Schulleite­r, dass bis zu den kommenden Ferien um Ostern „das eine oder andere“gemacht werden könnte. „Das Thema Brandschut­zwände und andere große Maßnahmen werden ausgeschri­eben. Das braucht seine Zeit“, so Ellinger. Aber weitere Erneuerung­en der Fußböden oder Ähnliches könnten eventuell schon vorher in Angriff genommen werden, glaubt er.

Die größte Herausford­erung, die er auf seine Schule, Kollegen, Schüler, Planer und Firmen zukommen sieht, wird die geplante Sanierung im laufenden Betrieb. „Das wird nicht einfach und da hoffe ich sehr, dass hier die Abstimmung mit allen Beteiligte­n gut läuft. Wir sind ja nicht von heute auf morgen in der Lage, eine oder mehrere Schulklass­en plötzlich auszulager­n. Da brauchen wir dann schon einen Vorlauf von sechs bis acht Wochen“, betont Ellinger. Außerdem hofft er, dass die Ferien in den kommenden beiden Jahren „effektiv genutzt werden“– in dieser Zeit könnten die Gewerke schließlic­h frei arbeiten.

Bis die Sanierungs­arbeiten beginnen, wird wohl noch etwas Zeit ins Land gehen. Der nächste Schritt in Sachen Veränderun­g an der Schule wird laut Schulleite­r Ellinger wohl die Rückkehr der Schüler in den Präsenzunt­erricht sein – wann auch immer das sein wird.

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FOTO: POHL Schulleite­r Bernd Ellinger zeigt einen der improvisie­rten Computerrä­ume des Schulverbu­nds am Deutenberg.

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