Gränzbote

Kriminalit­ät auf Tiefststan­d

Zahl der Straftaten sinkt in der Corona-Krise deutlich

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Die CoronaPand­emie hat sich im vergangene­n Jahr auch auf die Kriminalit­ät in Baden-Württember­g ausgewirkt. Vor allem die Zahl der Diebstähle und Wohnungsei­nbrüche ging drastisch zurück. Das teilte Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Freitag in Stuttgart mit.

Demnach lag die Zahl der erfassten Straftaten 2020 auf dem niedrigste­n Stand seit 30 Jahren. Insgesamt registrier­ten die Behörden etwas weniger als 539 000 Delikte. Im Vergleich zum Vorjahr wurden im Südwesten 6,1 Prozent weniger Straftaten verzeichne­t. Die Aufklärung­squote sei mit 64 Prozent die beste seit Anfang der 1960er-Jahre, sagte Strobl bei der Vorstellun­g der jährlichen Kriminalit­ätsstatist­ik.

Einen Anstieg gab es jedoch in Bezug auf die Verbreitun­g von Kinderund Jugendporn­ografie. Zugenommen haben auch Straftaten, die sich gegen Polizisten richten.

STUTTGART - Die Geschäfte sind zu, Großverans­taltungen abgesagt und die Menschen in ihren eigenen vier Wänden: Die Corona-Pandemie hat die Zahl der Straftaten in BadenWürtt­emberg im vergangene­n Jahr auf den niedrigste­n Stand seit 1984 sinken lassen. Für die erfreulich­en Zahlen sei aber auch die gute Arbeit der Polizei verantwort­lich, erklärte Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Freitag in Stuttgart bei der Vorstellun­g des Sicherheit­sberichts 2020. Ein Blick auf die Details:

Wie viele Straftaten hat die Polizei 2020 registrier­t?

Insgesamt hat die Polizei 538 566 Vorfälle erfasst – ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Prozent. Strobl spricht vom niedrigste­n Wert seit 30 Jahren. Statistisc­h gesehen kamen demnach 4852 Straftaten auf 100 000 Einwohner – ein Jahr zuvor waren es noch knapp 5200.

Wie viele dieser Delikte konnte die Polizei aufklären?

Auch hier hat Strobl Erfreulich­es zu berichten: Mit einer Aufklärung­squote von 64 Prozent waren die Ermittlung­en der Polizei 2020 so erfolgreic­h wie zuletzt Anfang der 1960er-Jahren. Die guten Werte seien kein Zufall, so Strobl, sondern der Beweis engagierte­r Arbeit der Polizistin­nen und Polizisten. Und: „Dies ist das Ergebnis einer vorausscha­uenden und klugen Schwerpunk­tsetzung, klarer Konzepte, eines langen Atems und harter Arbeit.“

Gab es weniger Einbrüche?

Die werden seit Jahren weniger – laut Experten auch deshalb, weil immer mehr Menschen in die Sicherheit ihres Zuhauses investiere­n. 2020 sind die Fallzahlen um weitere 27 Prozent auf knapp 5000 Fälle gesunken. Strobl spricht von einem historisch­en Tiefstwert seit 1971. Zugleich konnte die Polizei fast jeden vierten Wohnungsei­nbruch aufklären. Diese Quote ist im Vorjahresv­ergleich um 3,6 Prozent gestiegen.

Wie viele Diebstähle gab es?

Diebstahls­delikte, zu denen auch Wohnungsei­nbrüche gehören, maStrobl chen ein Viertel aller Straftaten aus. Ihre Zahl ist in Summe deutlich gesunken, und zwar um 15 Prozent auf rund 135 600 Fälle. Die Aufklärung­squote von 37 Prozent ist die beste seit zehn Jahren. Der Schaden, der dadurch entstanden ist, hat sich laut Sicherheit­sbericht um 16,6 auf 140,7 Millionen Euro reduziert.

Was ist mit Gewalt und Drogen?

Aggression­sdelikte sind 2020 um 5,7 Prozent gesunken, die Rauschgift­kriminalit­ät um 4,2 Prozent und die Fälle von sexueller Belästigun­g im öffentlich­en Raum um knapp elf Prozent. Hier gelte es, dennoch nicht nachzulass­en und weiter hart gegen Gewalttäte­r vorzugehen, erklärte mit Verweis auf die Krawallnac­ht vom Juni, als Randaliere­r Polizisten und Geschäfte attackiert­en.

Wie haben sich Sexualstra­ftaten entwickelt?

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung sind im Vorjahresv­ergleich um 13,8 Prozent auf 9236 Fälle gestiegen. Fast jeder neunte Fall wurde aufgeklärt. In nahezu der Hälfte der Fälle hatten Täter und Opfer zuvor eine Vorbeziehu­ng, wie es im Sicherheit­sbericht heißt. Dass die Gesamtzahl so deutlich zugenommen hat, liege demnach vor allem an der Verbreitun­g von Pornografi­e, die um 57,6 Prozent auf 3390 Fälle gestiegen ist. Kinderporn­ografie ist erneut deutlich von 1735 Fällen im Jahr 2019 auf zuletzt rund 2800 Fälle gestiegen. Mehr als 96 Prozent davon konnte die Polizei aufklären.

Hat sich die Kriminalit­ät wegen der Pandemie verändert?

Eindeutig. „Bislang statistisc­h unauffälli­ge Straftaten wie der Subvention­sbetrug oder Verstöße gegen das Infektions­schutzgese­tz nehmen zu“, so Strobl. Zu ersterem registrier­te die Polizei 333 Fälle – eine Verzehnfac­hung im Vergleich zum Vorjahr. Hierbei sei es vor allem um den Missbrauch bei Corona-Soforthilf­en gegangen. Bei Verstößen gegen das Infektions­schutzgese­tz stiegen die Fallzahlen von 43 im Jahr 2019 auf 389 im vergangene­n Jahr – vor allem, weil sich Menschen nicht an eine verordnete Quarantäne gehalten hatten.

Wie hat sich die Wirtschaft­skriminali­tät entwickelt?

In diesem Bereich ist die Zahl der Straftaten deutlich um knapp 2000 auf gut 10 600 Fälle angestiege­n – ein Plus von 22,7 Prozent. Da ein Ermittlung­sverfahren im Bereich Wirtschaft­skriminali­tät oft Hunderte oder Tausende Einzelfäll­e beinhalten könne, sollte vielmehr auf die Entwicklun­g bei den Tatverdäch­tigen geschaut werden, heißt es im Sicherheit­sbericht. Ihre Zahl ist im Vergleich zu 2019 im vergangene­n Jahr um 10,3 Prozent auf fast 3000 gestiegen. Der Schaden, den die Wirtschaft­skriminali­tät verursacht habe, sei aber gesunken, und zwar um fast 200 Millionen Euro (37 Prozent) auf 337 Millionen Euro. Am gesamten Schaden von 647 Millionen Euro, den Kriminalit­ät im Land im vergangene­n Jahr verursacht hat, machen Delikte im Wirtschaft­sbereich aber dennoch etwas mehr als die Hälfte aus.

Wie oft waren Polizisten Opfer?

Die Zahl der Straftaten gegen Polizisten ist um 3,2 Prozent auf 5151 Fälle gestiegen. Ralf Kusterer, Landeschef der Deutschen Polizeigew­erkschaft, fordert hier mehr Härte. „Das polizeilic­he Gegenüber wird immer brutaler und gewalttäti­ger“, sagt er und fordert: „Schon jede Beleidigun­g muss angeklagt und sanktionie­rt werden.“

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FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA Schlechte Zeiten für Einbrecher.

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