Gränzbote

Südwest-CDU pocht auf Öffnung für Blumenläde­n zum 1. März

Sorge um verderblic­he Pflanzen treibt Branche um – Grüne wollen Lockerunge­n weiterhin vom Infektions­geschehen abhängig machen

- Von Kara Ballarin und Gabriel Bock

STUTTGART - Am Montag öffnen Kitas und Grundschul­en, eine Woche später dürfen die Friseure folgen. So lautet bisher der Weg, den BadenWürtt­emberg aus dem Teil-Lockdown beschreite­n will. Dabei soll es nach Wunsch der CDU im Land aber nicht bleiben. Sie pocht nun darauf, dass auch Gartencent­er und Blumengesc­häfte zeitgleich mit den Friseuren spätestens zum 1. März öffnen können. Justizmini­ster Guido Wolf (CDU) begründet das unter anderem mit der Verhältnis­mäßigkeit.

„Keiner will unvernünft­ige Öffnungen und allen ist klar, dass der Gesundheit­sschutz nach wie vor höchste Priorität hat“, sagte Wolf am Freitag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Erfolg bei den rückgängig­en Infektions­zahlen dürfe nicht verspielt werden. Nach aktuellste­n Zahlen vom Donnerstag­abend berichtete das Landesgesu­ndheitsamt von landesweit 41,2 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohnern in den vergangene­n sieben Tagen. „Wir können aber auch nicht so tun, als ob wir immer noch bei 200er-Inzidenzen stehen“, betont Wolf.

Aus Sicht des Justizmini­sters müssten besondere Härten der verordnete­n Teilschlie­ßungen in den

Blick genommen werden. „Das halte ich auch rechtlich für geboten, es ist stets zu prüfen, ob Eingriffe noch verhältnis­mäßig sind“, so Wolf. Bei den Blumenhänd­lern und Gärtnereie­n sehe er eine solche besondere Härte. In baden-württember­gischen Gärtnereie­n lagerten derzeit Hunderttau­sende Blumen, die in Kürze verderben. „Pflanzen, die über Monate herangezüc­htet wurden, müssten schon bald tonnenweis­e entsorgt werden. Ich finde es schon bemerkensw­ert, dass die Floristikb­ranche die einzige Branche ist, die verderblic­he Ware anbietet und trotzdem nichts verkaufen darf.“

Den Wunsch nach Öffnung zum 1. März hat auch die CDU-Spitzenkan­didatin zur Landtagswa­hl, Susanne Eisenmann, in einem Brief an Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) bekräftigt, der der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. „Aufgrund der Verderblic­hkeit der Ware und der nun beginnende­n Vegetation­sphase erscheint uns dies geboten“, schreibt sie. „Uns geht es wirklich um jeden einzelnen Tag, den wir früher öffnen können, sonst müssen wir Ware wegwerfen“, sagt Wolfgang Hilbich, Landesgesc­häftsführe­r des Fachverban­ds Deutscher Floristen. Er spricht von Umsatzeinb­ußen von 50 bis 70 Prozent im Januar und davon, dass nun Supermärkt­e das Geschäft der Floristen machten. „Das ist Wettbewerb­sverzerrun­g. Die Politik ignoriert und duldet das“, beklagt Hilbich.

In anderen Bundesländ­ern wie Hessen und Nordrhein-Westfalen dürften die Läden bereits öffnen, betont neben Wolf auch Jochen Reiss, Geschäftsf­ührer des Gartenbauv­erbands Baden-Württember­g-Hessen. „Alle machen auf und bei uns schaut man dumm aus der Wäsche“, sagt Reiss. „Wenn Baden-Württember­g nichts macht, dann passiert ein Pflanzento­urismus und gerade das will man ja nicht.“Zudem würden die Flächen, auf denen die Frühlingsp­flanzen stehen, dringend für Gemüsejung­pflanzen gebraucht. „Das wird sonst für die 17 Millionen Gärten in Baden-Württember­g ein Problem, die können dann kein Gemüse anbauen.“

Sabine Hagmann, Landesgesc­häftsführe­rin des Handelsver­bands, begrüßt Wolfs Vorstoß. Sie geht aber einen Schritt weiter. „Im Prinzip sollte man alles wieder aufmachen“, sagt sie. „Auch Modehäuser und Spielwaren­geschäfte haben Saisonware, die mindestens genauso verderblic­h ist.“

Der grüne Koalitions­partner will sich nicht zu einer Öffnung zum 1. März bekennen. Regierungs­sprecher Rudi Hoogvliet verweist auf Kretschman­ns jüngste Aussage, wonach vor weiteren Öffnungssc­hritten die Sieben-Tage-Inzidenz zunächst einige Tage stabil unter 35 liegen müsse. „Wir wissen natürlich nicht, wann das sein wird“, sagt Hoogvliet. Einige Modelliere­r sagten aber voraus, dass der Südwesten als erstes Bundesland bereits kommende Woche die 35er-Inzidenz erreichen werde. Zudem könnten Pflanzen bereits jetzt online gekauft und abgeholt werden, wenn sich die Händler am sogenannte­n Click&Collect beteiligte­n. „Das ist zwar keine Kompensati­on, aber eine gewisse Linderung.“

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FOTO: DPA Noch sind Blumenläde­n und Gartencent­er in Baden-Württember­g geschlosse­n. Nach dem Willen der CDU soll sich das ändern.

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