Briefbomben aus Ulm
Ermittler vermuten Serientäter, Hipp-Anschlag vereitelt
PFAFFENHOFEN (dpa) - Nach den drei Angriffen auf Lebensmittelfirmen im Südwesten und in Bayern suchen die Ermittler mit riesigem Personalaufwand den oder die Täter. Sie schließen nicht aus, dass weitere explosive Postsendungen folgen – auch wenn sie es für unwahrscheinlich halten. 100 Beamte untersuchen die mutmaßlich zusammenhängenden Fälle.
Während bei dem Getränkehersteller Wild in Eppelheim und bei der Lidl-Zentrale in Neckarsulm Postsendungen detonierten, konnte das an den Babynahrungshersteller Hipp adressierte Paket in einem Postverteilzentrum am Münchner Flughafen noch rechtzeitig abgefangen und entschärft werden. Der Lebensmittelverband rief seine Mitglieder zu erhöhter Wachsamkeit auf.
Auf die für Hipp in Pfaffenhofen gedachte Sendung waren die Ermittler gekommen, weil sie gemeinsam mit dem Paket und dem Brief für den Getränkehersteller und die Lidl-Zentrale an einer Postannahmestelle in Ulm abgegeben worden war. Ob der Täter auch aus der Region Ulm kommt, bleibt die Frage. „Es ist ein Zusammenhang anzunehmen zwischen den drei Päckchen“, sagte die badenwürttembergische Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz. Die drei Sendungen trugen fiktive Absender und waren von DHL angeliefert worden.
Noch sind viele Fragen offen. Das Motiv des oder der Täter liegt völlig im Dunkeln. Ein Bekennerschreiben mit einer Forderung gibt es Stand jetzt nicht. Es sei aber nicht auszuschließen, dass dies noch komme, nachdem ein gewisser Druck aufgebaut worden sei, hieß es aus Ermittlerkreisen. Die Sonderkommission des Landeskriminalamts sowie der Polizeipräsidien Heilbronn, Mannheim und Ulm beschäftigt sich dabei auch mit ähnlichen früheren Taten. So ist ein Briefbomben-Erpresser, der 2017 die Menschen in der Hauptstadtregion BerlinBrandenburg in Angst und Schrecken versetzte, immer noch auf freiem Fuß.
Der Discounter Lidl teilte mit, seine ohnehin sehr hohen Sicherheitsmaßnahmen für Verwaltungsstandorte, Warenverteilzentren und Filialen verstärkt zu haben. Laut Behörden besteht aber kein erhöhtes Risiko mehr.