Gränzbote

Riskiert und eingefädel­t

Schmids couragiert­er Riesenslal­om bleibt unbelohnt

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CORTINA D’AMPEZZO (dpa) - Als sein Medaillent­raum in einer großen Schneewolk­e zerstob, setzte sich Alexander Schmid erst einmal neben der Piste hin und schnaufte durch. Kein historisch­es Edelmetall für das deutsche Skiteam, kein Happy End für den beachtlich erstarkten Allgäuer in Cortina d’Ampezzo: Ein Ausfall im zweiten Lauf des Riesenslal­oms – nach Rang drei im ersten – hat Schmid um eine Sensation gebracht und die erst zweite deutsche Weltmeiste­rschaftsme­daille in der alpinen Kerndiszip­lin vereitelt.

Nachdem der 26-Jährige aus Fischen mit hängendem Kopf an der Seite des kniffligen Labirinti-Kurses ins Tal gerutscht war, musste er sich kurz sammeln. „Das war sehr bitter“, sagte er. „Das braucht Zeit zum Verdauen.“Gefeiert wurde da bereits Überraschu­ngsweltmei­ster Mathieu Faivre. Dass auch dessen französisc­her Landsmann Alexis Pinturault als Topfavorit und Führender des ersten Durchgangs ausgeschie­den ist, war für Alexander Schmid kein Trost.

Der bodenständ­ige Sportler bemühte sich aber, das Positive dieser WM nach vorne zu rücken. Da gab es ja auch etwas zu feiern: Bronze im Teamwettka­mpf, einen Tag nach dem für ihn ebenfalls schon so bitteren vierten Platz im Parallel-Rennen. „Natürlich nehme ich eine Medaille mit heim, da bin ich super happy“, sagte Schmid. Aber Edelmetall im traditione­llen Riesenslal­om sei freilich mehr wert. Und es wäre historisch gewesen: In der 90-jährigen Geschichte von Ski-Weltmeiste­rschaften hat allein Markus Wasmeier 1985 in Bormio als Deutscher eine Riesenslal­om-Medaille gewonnen: Gold! „Mir tut der Alex unglaublic­h leid“, sagte Teamkolleg­e Stefan Luitz, der Siebter wurde (1,99 Sekunden zurück). „Er hat es wirklich draufgehab­t, er fährt einen unglaublic­h schnellen Schwung.“

Auf einer Piste, die mehr bekämpft als befahren werden musste, zeigte Schmid seine Form zunächst auch im Finale. Dann aber verpatzte er einen Rechtsschw­ung und erwischte das folgende Tor nur noch per Vollbremsu­ng. Im aufgewirbe­lten Schnee versuchte er weiterzufa­hren, fädelte dann aber ein. Vorwerfen muss er sich nichts. Denn: „Es ist eine Weltmeiste­rschaft, da zählen bloß die Medaillen. Man muss etwas riskieren, damit man etwas gewinnt. Entweder geht es auf oder nicht.“Es ging nicht auf diesmal. Und doch bleibt Alexander Schmid einiges: „Ich konnte bei allen drei Rennen voll mitfahren, das nehme ich mit.“

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FOTO: DPA Alexander Schmid

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