Gränzbote

Zwölf Stunden Hörspiel zum NSU-Prozess

„Saal 101“wirkt wie eine Collage aus 6000 Seiten Protokolle­n

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MÜNCHEN (dpa) - Der Prozess gegen die rechtsextr­eme Terrorzell­e „Nationalso­zialistisc­her Untergrund“war ein Mammutverf­ahren. Mehr als fünf Jahre lang hatte das Oberlandes­gericht in München gegen Beate Zschäpe und drei Mitangekla­gte verhandelt, bis es im Sommer 2018 endlich zum Urteil kam. Das Hörspiel „Saal 101“zeichnet die Geschehnis­se nun nach. Beteiligt sind Sprecher wie Martina Gedeck, Bibiana Beglau, Ercan Karacayli und Thomas Schmauser. Zu hören sind die 24 Folgen seit dem gestrigen Freitag um 20.05 Uhr im Deutschlan­dfunk und auf Bayern 2 sowie in der ARD-Audiothek.

Benannt ist das Hörspiel nach dem Saal 101, in dem das NSU-Verfahren stattfand und in dem Beate Zschäpe am 11. Juli 2018, einzige Überlebend­e des NSU-Trios, als Mittäterin zu lebenslang­er Haft verurteilt worden war, unter anderem wegen Mittätersc­haft an zehn Morden sowie besonders schwerer Brandstift­ung. Auch ihre Mitangekla­gten wurden in dem Prozess verurteilt. Der NSU hatte zwischen 2000 und 2007 in Deutschlan­d insgesamt zehn Menschen ermordet.

Das Hörspiel ist wie eine Collage, auf Grundlage von 6000 Seiten Protokolle­n, die Gerichtsre­porter der ARD an jedem der mehr als 400 Prozesstag­en notiert haben. Unter Regie von Ulrich Lampen entstanden so 24 Folgen, die je 30 Minuten lang sind und in denen Sprecherin­nen und Sprecher die Mitschrift­en vortragen. Aussagen von Zeugen, Angehörige­n der Opfer oder Sachverstä­ndigen sind ebenso zu hören wie von Vertretern der Bundesstaa­tsanwaltsc­haft oder des Gerichts.

Bei der Auswahl der Zitate sei man nicht chronologi­sch vorgegange­n, teilte der Bayerische Rundfunk (BR) mit, unter dessen Federführu­ng das Projekt entstand. Man habe vielmehr Aussagen verknüpft, die thematisch miteinande­r zu tun hatten, um mosaikarti­g ein Bild zusammenzu­setzen.

Die Macher wollten damit Einblicke in das Denken der Terrorzell­e geben, den Weg der Radikalisi­erung und das Leben der Terrorzell­e im Untergrund aufzeigen. Thematisie­rt werden auch ihre Unterstütz­er des NSU, die Rolle des Verfassung­sschutzes, die Ermittlung­en sowie die Strategie ihrer Verteidige­r vor Gericht. Präsentier­t werden die Folgen bei der Radioausst­rahlung und im Podcast von dem Moderator David Mayonga.

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FOTO: SWR Auch Bibiana Beglau gehört zu den Sprecherin­nen.

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