Kindersegen braucht ein neues Haus
Beim Krankenhaus soll bis Anfang/Mitte 2022 Holz-Kindergarten entstehen
SPAICHINGEN - Spaichingen braucht dringend neue Kindergartenplätze. In Zahlen: Derzeit gibt es 106 Kinder zwischen einem und drei Jahren, die einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz hätten. Sie werden zuhause, bei einer Tagesmutter oder in einem auswärtigen Kindergarten betreut, so die kommissarische Leiterin der allgemeinen Verwaltung, Dominique Drechsel im Technischen Ausschuss. Die Konsequenz: Die Stadt wird auf dem Krankenhausgelände einen sechsgruppigen Kindergarten bauen.
Die Diskussion um einen neuen städtischen Kindergarten reicht schon länger zurück. Erst war die Gymnasiumswiese, dann das Gebiet Heidengraben im Gespräch. Vorplanungen hatten einen fünfgruppigen Kindergarten vorgesehen. Jetzt habe sich aber gezeigt, dass fünf Gruppen nicht reichen und die Stadt gleich im Anschluss quasi mit der nächsten Kindergartenplanung beginnen kann, weil laut statistischem Landesamt 2025 nochmals 70 zusätzliche Kindergartenplätze im Ü3-Bereich gebraucht würden.
Dazu kommen die Kinder, die durch Wanderungen oder Neubauten nach Spaichingen kämen. Wenn man die Berechnung des Statistischen Landesamtes zugrunde lege, dass pro Wohneinheit mit einem Kind gerechnet werde, müsse mit nochmal 163 Kindern gerechnet werden, denn derzeit sind 163 Wohneinheiten im Bau oder kurz davor. Die neuen Baugebiete sind noch gar nicht einberechnet. Diese Zahlen, die Bürgermeister Markus Hugger und Verwaltungsleiterin Dominique Drechsel vorlegten, zeigten, wie drängend das Problem sei. Der Hauptgrund: Die Kinder der Babyboomer und vor allem des geburtenstärksten Jahrgangs aller Zeiten, 1964 und der vor- und nachher bekommen derzeit wieder Kinder.
Um den Platzbedarf auszurechnen, muss man abschätzen, wie viel Prozent der jeweiligen Altersgruppe einen Kindergartenplatz benötigen wird, so Drechsel auf unsere Rückfrage: 100 Prozent der über Dreijährigen, 85 Prozent der Zweibis Dreijährigen und 50 Prozent der ein bis Dreijährigen, so schätzt man für Spaichingen. Daher wird für den neuen Kindergarten auch mit drei Gruppen altersgemischt (wobei ein Kind unter Drei wegen des höheren Betreuungsaufwands zwei Plätze belegt), einer Regelgruppe für über Dreijährige und zwei reinen Kleinkindgruppen geplant und zwar mit verschiedenen Öffnungszeitmodellen.
Eine erste grobe Kostenschätzung beläuft sich auf sechs Millionen inclusive Erschließung, Außenanlage und Ausstattung. Bereits vor zwei Jahren hatte das Architekturbüro Supper Heinemann eine Vorplanung erstellt und zwar für einen fünfgruppigen Kindergarten ohne Erschließung, Außenanlage und Ausstattung, so Hugger.
Die neue Planung stellte Architektin Alice Haller, Mitarbeiterin im Bauamt, zusammen mit Timo Hirt, ebenfalls vom Fachbereich Bauen, vor. Die Fläche des Geländes, das die Stadt vom Kreis kaufen will, beträgt 5300 Quadratmeter. Das Gebäude soll ökologisch ausgerichtet sein, aus Holzmodulen gebaut, mit Begrünung, Abstellflächen für Räder, PV-Anlage und einem gesunden Raumklima. Die Reaktion der Räte: Der Entwurf bekam breite Zustimmung und Lob. Durch die Modulbauweise – das Haus habe dieselbe Nutzungsdauer wie ein herkömmliches Haus – kann der Bau beschleunigt werden. Haller: „Wenn alles optimal läuft, kann es durchaus sein, dass wir schon im Frühjahr 2022 dort Kinder spielen sehen.“