Gränzbote

ESC-Starter Jendrik

Jendrik Sigwart startet für Deutschlan­d – Wie der Musikwettb­ewerb ausgetrage­n wird, ist noch unklar

- Von Stefan Rother

Ein Lied gegen den Hass mit Ukulele und guter Laune

FREIBURG - Ohne Hass, aber mit Ukulele: So will der 26-jährige Jendrik Sigwart aus Hamburg dieses Jahr Deutschlan­d beim Eurovision Song Contest (ESC) in Rotterdam vertreten. „I Don’t Feel Hate“heißt sein Songbeitra­g, der gestern auf diversen Kanälen, darunter als Clip direkt vor der Tagesschau, vorgestell­t wurde – und sich heute schon in ebenso vielen Ohrgängen festgesetz­t haben dürfte. Denn die eingängige Absage an jede Form von Hass, Mobbing und Diskrimini­erung kommt als überdrehte Partynumme­r mit einigen schrägen Brüchen daher.

Damit passt sie sie bestens zur Persönlich­keit des hibbeligen Hanseaten, der das Lied auch geschriebe­n hat. An ihm scheiden sich klar die Geister, was aber schon mal keine schlechte Eigenschaf­t ist, um beim ESC-Finale am 22. Mai aus dem Teilnehmer­feld herauszust­echen.

Vom Konzept, die Zuschauer an der Auswahl des deutschen Beitrags zu beteiligen, scheint sich der ausrichten­de NDR wohl längerfris­tig verabschie­det zu haben. Auch dieses Mal gab es ein mehrstufig­es Auswahlver­fahren mit Jurys, Songwritin­g-Camps und mehr. Im letzten Jahr ging daraus der slowenisch­e Popsänger Ben Dolic als Sieger hervor, der nach dem abgesagten Wettbewerb

schließlic­h beschloss, es nicht noch einmal zu versuchen. Sein Beitrag „Violent Thing“kam als profession­eller Popsong daher, der Interpret hinter der Nummer blieb aber recht blass.

Da ist Jendrik schon von einem anderen Kaliber – der Musical-Darsteller strahlt viel Präsenz aus und fällt mit seiner mit 4000 Strassstei­nchen beklebten Ukulele auf. Dass das Instrument ganz grundlegen­d für gute Laune sorgt, arbeitete er bereits in seiner Bachelor-Arbeit heraus, mit der er das Studium am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück abgeschlos­sen hat. Die Ukulele bildet aber nur das Fundament des Songs, zwischendu­rch brechen recht krachige Passagen herein, dann wird wieder gepfiffen, es gibt Zwischenru­fe, eine Stepeinlag­e – und am Ende sogar eine Ansage auf Deutsch: „Ich hoffe, Sie haben noch ein derbe nices Leben!“

Ähnlich kunterbunt präsentier­t sich das Video, das Jendrik mit mehreren Freunden und Waschmasch­inen inszeniert hat. Einen Mittelfing­er gibt es auch zu sehen, der aber in Rotterdam wohl durch ein „Peace!“Zeichen ersetzt werden soll. Mehr konnten die NDR-Verantwort­lichen noch nicht über die geplante Inszenieru­ng sagen, weil noch nicht endgültig entschiede­n ist, wie der ESC ablaufen soll. Nur eines steht fest – noch einmal soll er nicht abgesagt werden. Um das zu ermögliche­n, gibt es drei Szenarien: Austragung vor Ort unter Einhaltung der Abstandsre­geln, Moderation vor Ort mit Liveeinspi­elungen vom Band oder unter Lockdown-Bedingunge­n und somit weitgehend virtuell.

Was sicher entfällt, ist die rund zweiwöchig­e Ouvertüre vor dem Wettbewerb, bei der die Kandidaten sich bekannt machen und Sympathien sammeln können. Hier hätte Jendrik wohl gepunktet. Er verkündete durchaus glaubwürdi­g: „Das Ziel ist natürlich Platz 1, aber an erster Stelle steht Spaß und Freude.“Etwas zurückhalt­ender gab sich ARDKoordin­ator Unterhaltu­ng Thomas Schreiber: Nach dem durchwachs­enen Abschneide­n der vergangene­n Jahre wäre er mit einem Platz in den Top 10 ausgesproc­hen zufrieden.

Heute, Freitag, gibt es ab 22 Uhr eine Jendrik-Dokumentat­ion in der ARD Mediathek zu sehen. Erstmals live auftreten wird der Musiker am Tag darauf dann bei Florian Silbereise­ns „Schlagerch­ampions“(20.15 Uhr ARD).

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FOTO: C. CHARISIUS/DPA
 ?? FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA ?? Jendrik Sigwart wendet sich in seinem ESC-Beitrag gegen jede Form von Hass und Diskrimini­erung.
FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Jendrik Sigwart wendet sich in seinem ESC-Beitrag gegen jede Form von Hass und Diskrimini­erung.

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