Gränzbote

Warnstreik­s im Lockdown

Tarifrunde der Metall- und Elektroind­ustrie spitzt sich zu

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG - Die IG Metall BadenWürtt­emberg kündigt nach der dritten Runde in den Tarifverha­ndlungen der Metall- und Elektroind­ustrie für Anfang nächster Woche Warnstreik­s an. „Wir haben großes Unverständ­nis dafür, dass die vergangene­n zehn Wochen ohne ernsthafte Gespräche verstriche­n sind“, sagte Baden-Württember­gs IG-Metall-Chef Roman Zitzelsber­ger nach den Gesprächen mit dem Arbeitgebe­rverband Südwestmet­all in Leinfelden­Echterding­en. Die IG Metall sei auf die Auseinders­setzung vorbereite­t, selbstbewu­sst und gehe in die nächsten Wochen mit großer Stärke.

Die Arbeitgebe­r kritisiert­en die Haltung der Gewerkscha­ft. „Es kann nicht sein, dass immer nur die IG Metall die Forderunge­n stellt und wir uns bewegen müssen“, sagte der Südwestmet­all-Vorsitzend­e Wilfried Porth. Es gebe nicht nur bei den Beschäftig­ten eine Erwartungs­haltung, sondern „die gibt es definitiv auch bei den Arbeitgebe­rn“, sagte Porth, der beim Automobilk­onzern Daimler im Vorstand das Personalre­ssort veranworte­t. „Wir sind nicht an dem Punkt, an dem wir mit der IG Metall an Lösungen arbeiten, dafür sind wir noch viel zu weit auseinande­r.“Das ernsthafte Bemühen um ein Ergebnis müsse noch wachsen.

Zitzelsber­ger sagte, dass die Aktionen kreativ, coronakonf­orm und „vor allem spürbar sein werden“. Er denke an Delegation­en vor den Betrieben, an Wechselwar­nstreiks, bei den Abteilunge­n sich abwechselt­en oder an Umzingelun­gen von Betrieben mit großen Abständen.

Die IG Metall fordert unter anderem vier Prozent mehr Geld – entweder in Form von Lohnsteige­rungen oder als zumindest teilweisen Ausgleich, wenn ein Betrieb in der Krise die Arbeitszei­t reduziert. Südwestmet­all lehnt das kategorisc­h ab und verlangt, tarifliche Sonderrege­lungen zu streichen oder zu kürzen.

Für die angekündig­ten Aktionen und Warnstreik­s zeigte Porth kein Verständni­s: „Sehr viele unserer Firmen kämpfen gerade um ihre Existenz, Tausende Mitarbeite­r bangen um ihre Jobs. Und in den Branchen um uns herum sieht es zum großen Teil noch düsterer aus. Wenn die IG Metall jetzt für vier Prozent mehr Geld streiken will, streikt sie an der Realität vorbei.“

Das Ende der Friedenspf­licht will die IG Metall mit einem digitalen Aktionstag am Nachmittag des 1. März einleiten, bevor in den Nachtschic­hten auf Dienstag um Mitternach­t die ersten Warnstreik­s folgen. Als vierten Termin für die nächste Verhandlun­g vereinbart­en IG Metall und Südwestmet­all den 9. März.

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