Gränzbote

Razzia gegen radikale Islamisten

Berliner Senat prüft Abschiebun­g von Salafisten

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BERLIN (dpa) - Mit einer groß angelegten Razzia sind der Berliner Senat und die Polizei am Donnerstag gegen eine radikal-islamistis­che Vereinigun­g in der Hauptstadt vorgegange­n. Der Senat verbot die Vereinigun­g mit dem Namen „Jama’atu“oder „Tauhid“und ließ von der Polizei 26 Wohnungen und andere Räume durchsuche­n. „Wir wollen diese gefährlich­e salafistis­che Bewegung bereits im Keim ersticken“, sagte Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) auf einer Pressekonf­erenz.

Die Mitglieder der islamistis­chen Gruppe trafen sich zum Grillen in Berliner Parks und hörten Predigten vom Kampf gegen Ungläubige und Anschlägen auf Flugzeuge. Einige verkehrten früher in der berüchtigt­en Fussilet-Moschee, die auch vom islamistis­chen Weihnachts­markt-Attentäter Anis Amri besucht wurde.

Die Gruppe mit rund 20 Mitglieder­n, darunter zwei sogenannte­n Gefährdern, sei eine Nachfolge-Organisati­on des 2017 verbotenen Fussilet-Vereins und seiner Moschee, erklärte Geisel. Sie habe die entstanden­e Leerstelle füllen wollen. Amri hatte am 19. Dezember 2016 in Berlin einen Lastwagen entführt und war damit auf einen Weihnachts­markt gefahren. Er tötete zwölf Menschen und verletzte Dutzende. Wenige Tage später wurde er in Italien von der Polizei erschossen.

Bei der am Donnerstag um 6 Uhr beginnende­n Razzia gegen 19 islamistis­che Mitglieder von „Jama’atu“(Gemeinscha­ft) waren 850 Polizisten im Einsatz, darunter mehrere Spezialein­satzkomman­dos (SEK). Ziel der Durchsuchu­ngen sei es, Beweise zu finden und Vereinsver­mögen zu beschlagna­hmen, sagte Geisel. Der Verfassung­sschutz habe bereits umfangreic­h belastende­s Material gesammelt. Die „Verbotsver­fügung“umfasse 100 Seiten. „Die Vereinigun­g verachtet Menschen mit einem anderen oder keinem Glauben und billigt deren Tötung“, schilderte der Innensenat­or die Erkenntnis­se. Sie befürworte den Krieg des sogenannte­n Islamische­n Staates (IS), Terroransc­hläge und Selbstmord­attentate.

Staatssekr­etär Torsten Akmann (SPD) betonte: „Die Gruppe geht davon aus, dass die ‚große Schlacht‘ kommen werde, dass Polizisten ‚die Köpfe abgeschnit­ten werden‘, und in einem Gebet hieß es: ‚Lasst ihre Flugzeuge abstürzen‘“. Zudem handle es sich um „schlimme Antisemite­n, die den Tod von Jüdinnen und Juden fordern“. Nach Erkenntnis­sen des Senats hat die Hälfte der Mitglieder die deutsche Staatsange­hörigkeit, die andere Hälfte hat verschiede­ne Nationalit­äten aus dem arabischen Raum. Der Senat prüfe nun auch die Möglichkei­t von Abschiebun­gen, hieß es.

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