Trossinger Brüder wollen Partymüll reduzieren
Neue Firma Cupgrade stellt nachhaltige Trink- und Partybecher her – Crowdfunding-Kampagne läuft
TROSSINGEN - Eine pfiffige Idee haben drei Trossinger Brüder gehabt: Moritz, Oliver und Julius Link haben vor kurzem die Firma Cupgrade gegründet. Diese stellt wiederverwendbare Becher für die bei jungen Leuten angesagten Party- und Trinkspiele her. Sie sollen eine umweltfreundliche Alternative werden zur bei diesen Spielen üblichen Einwegplastik.
Laut Bundesumweltamt wurden im Jahr 2019 in Deutschland 1,12 Milliarden Einwegplastikbecher benutzt und weggeworfen. Moritz und Oliver Link haben die Misere am eigenen Leib erfahren: Nach einer Party in Trossingen samt Trinkspielen habe „überall Plastikmüll herumgelegen“. Da sei die Idee entstanden. „Wir haben geschaut, ob alternative Produkte zu den sogenannten Red Cups zu kaufen sind, die den gleichen Spielspaß ermöglichen – aber nichts gefunden.“Die beiden stellten sich die Frage, „wieso es nicht selbst probieren und Inhalte aus dem Studium anwenden – zu verlieren haben wir nicht viel“.
Der 20-jährige Moritz Link studiert BWL - Digital Business Management,
sein drei Jahre älterer Bruder Oliver absolviert in Köln ein BWL-Masterstudium und macht nebenbei IT-Unternehmensberatung; der 25-jährige Julius Link stieg mittlerweile auch in die neue Firma ein, deren erklärtes Ziel es ist, „Abfall aus Wegwerfplastik zu vermeiden und die Trinkspiel-Szene nachhaltiger zu gestalten“.
Die jungen Trossinger gründeten eine GbR, beantragten bei der Stadt ein Gewerbe, beim Finanzamt eine Steuernummer und beim Deutschen Patent- und Markenamt die Marke; letzteres war mit 290 Euro die größte Investition. „Wir haben uns die Unterstützung eines Anwalts geholt, damit alles wasserdicht ist.“
Auch für die Entwicklung der Prototypen der Trink- und Partybecher musste das Brüdertrio Geld ausgeben: Schließlich sollte das neue Produkt die Schwächen bisheriger Trinkspielbecher ausmerzen. Bei diesen werden Tischtennisbälle in eng nebeneinanderstehende Becher geworfen. Bei den auf Partys teilweise verwendeten Bechern aus Aluminium oder Melamin sei das Problem, dass die Bälle häufig am Rand abprallten und weg sprängen. Dies geschehe bei dem neuen Produkt aus
Polypropylen deutlich seltener, zudem koste es erheblich weniger. „Drei Aluminiumbecher können schon mal 20 Euro kosten, weil die Herstellung viel aufwendiger ist“, sagt Oliver Link. Die 30 ersten fertigen Becher in einer just gestarteten Crowdfunding-Kampagne sollen hingegen jeweils einen Euro kosten.
Das Design entstand mittels eines CAD-Programms. Ein Freund des Trios hatte eine technische Zeichnung mit Details und Maßen gefertigt, nächster Schritt war ein dreidimensionaler Prototyp. Der erste am 3D-Drucker entstandene Prototyp sei noch „deutlich kleiner als ein normaler Trinkspielbecher und viel zu dick gewesen“. Die Korrektur fiel dann zu groß aus, „sah eher aus wie ein Popcornbecher“. Beim dritten Anlauf sei die „perfekte Becherform“gefunden gewesen, 20 Gefäße wurden gedruckt, lackiert und mit Firmennamen und Logo versehen.
Sie seien spülmaschinenfest und könnten beliebig oft genutzt werden, betonen die Brüder. Wer die Becher allerdings entsorgen wolle, und da kommt der Gedanke der Nachhaltigkeit ins Spiel, könne sie an die Firma Cupgrade zurückschicken. Die jungen Trossinger „garantieren für eine klimagerechte Entsorgung und ein geeignetes Recycling“. Polypropylen sei ein zu hundert Prozent recycelbarer Kunststoff. „Aus unseren Bechern werden Gartenmöbel und Blumentöpfe.“Dass die Becher wirklich an sie zurückgeschickt werden, wollen die Jungunternehmer damit bewerkstelligen, dass „Kunden eine Gutschrift auf den nächsten Einkauf erhalten – damit wir einen geschlossenen Kreislauf erreichen“, sagt Moritz Link.
Die Resonanz auf ihr Konzept in den sozialen Medien sei positiv, „die Idee sei super und schon längst überfällig gewesen“, berichten die Brüder. Die Möglichkeiten des Internets wollen sie nutzen, um das Projekt so richtig ins Rollen zu bringen: Seit Montag, 22. Februar, läuft die Crowdfunding-Kampagne auf www.startnext.com/cupgrade. Dort wird die Firmenidee erklärt und es können Becher vorbestellt werden. Das erste Ziel, um ihr Vorhaben zu realisieren, ist laut Oliver Link ein Betrag von 14 500 Euro. „Dann können wir Produkte anbieten und Vorbestellungen erledigen.“Das Geld werde erst eingezogen, „wenn die über vier Wochen laufende Kampagne erfolgreich ist“. Zweites Funding-Ziel sei der Aufbau eines Online-Shops und das Anbieten mehrerer Produkt-Varianten.
Wenn es gut läuft, können es sich die Brüder durchaus vorstellen, Cupgrade nach dem Studium hauptberuflich zu betreiben. „Wenn es anläuft, sehen wir Potenzial auch in anderen Ländern – das wäre unser Traum.“Und falls es doch nichts wird mit dem erhofften Zuspruch? „Dann haben wir Kontakte mit anderen Start up-Gründern geknüpft und gelernt, wie man eine Firma gründet und wie man eine gute Crowdfunding-Kampagne macht.“