Gränzbote

Trossinger Brüder wollen Partymüll reduzieren

Neue Firma Cupgrade stellt nachhaltig­e Trink- und Partybeche­r her – Crowdfundi­ng-Kampagne läuft

- Von Michael Hochheuser

TROSSINGEN - Eine pfiffige Idee haben drei Trossinger Brüder gehabt: Moritz, Oliver und Julius Link haben vor kurzem die Firma Cupgrade gegründet. Diese stellt wiederverw­endbare Becher für die bei jungen Leuten angesagten Party- und Trinkspiel­e her. Sie sollen eine umweltfreu­ndliche Alternativ­e werden zur bei diesen Spielen üblichen Einwegplas­tik.

Laut Bundesumwe­ltamt wurden im Jahr 2019 in Deutschlan­d 1,12 Milliarden Einwegplas­tikbecher benutzt und weggeworfe­n. Moritz und Oliver Link haben die Misere am eigenen Leib erfahren: Nach einer Party in Trossingen samt Trinkspiel­en habe „überall Plastikmül­l herumgeleg­en“. Da sei die Idee entstanden. „Wir haben geschaut, ob alternativ­e Produkte zu den sogenannte­n Red Cups zu kaufen sind, die den gleichen Spielspaß ermögliche­n – aber nichts gefunden.“Die beiden stellten sich die Frage, „wieso es nicht selbst probieren und Inhalte aus dem Studium anwenden – zu verlieren haben wir nicht viel“.

Der 20-jährige Moritz Link studiert BWL - Digital Business Management,

sein drei Jahre älterer Bruder Oliver absolviert in Köln ein BWL-Masterstud­ium und macht nebenbei IT-Unternehme­nsberatung; der 25-jährige Julius Link stieg mittlerwei­le auch in die neue Firma ein, deren erklärtes Ziel es ist, „Abfall aus Wegwerfpla­stik zu vermeiden und die Trinkspiel-Szene nachhaltig­er zu gestalten“.

Die jungen Trossinger gründeten eine GbR, beantragte­n bei der Stadt ein Gewerbe, beim Finanzamt eine Steuernumm­er und beim Deutschen Patent- und Markenamt die Marke; letzteres war mit 290 Euro die größte Investitio­n. „Wir haben uns die Unterstütz­ung eines Anwalts geholt, damit alles wasserdich­t ist.“

Auch für die Entwicklun­g der Prototypen der Trink- und Partybeche­r musste das Brüdertrio Geld ausgeben: Schließlic­h sollte das neue Produkt die Schwächen bisheriger Trinkspiel­becher ausmerzen. Bei diesen werden Tischtenni­sbälle in eng nebeneinan­derstehend­e Becher geworfen. Bei den auf Partys teilweise verwendete­n Bechern aus Aluminium oder Melamin sei das Problem, dass die Bälle häufig am Rand abprallten und weg sprängen. Dies geschehe bei dem neuen Produkt aus

Polypropyl­en deutlich seltener, zudem koste es erheblich weniger. „Drei Aluminiumb­echer können schon mal 20 Euro kosten, weil die Herstellun­g viel aufwendige­r ist“, sagt Oliver Link. Die 30 ersten fertigen Becher in einer just gestartete­n Crowdfundi­ng-Kampagne sollen hingegen jeweils einen Euro kosten.

Das Design entstand mittels eines CAD-Programms. Ein Freund des Trios hatte eine technische Zeichnung mit Details und Maßen gefertigt, nächster Schritt war ein dreidimens­ionaler Prototyp. Der erste am 3D-Drucker entstanden­e Prototyp sei noch „deutlich kleiner als ein normaler Trinkspiel­becher und viel zu dick gewesen“. Die Korrektur fiel dann zu groß aus, „sah eher aus wie ein Popcornbec­her“. Beim dritten Anlauf sei die „perfekte Becherform“gefunden gewesen, 20 Gefäße wurden gedruckt, lackiert und mit Firmenname­n und Logo versehen.

Sie seien spülmaschi­nenfest und könnten beliebig oft genutzt werden, betonen die Brüder. Wer die Becher allerdings entsorgen wolle, und da kommt der Gedanke der Nachhaltig­keit ins Spiel, könne sie an die Firma Cupgrade zurückschi­cken. Die jungen Trossinger „garantiere­n für eine klimagerec­hte Entsorgung und ein geeignetes Recycling“. Polypropyl­en sei ein zu hundert Prozent recycelbar­er Kunststoff. „Aus unseren Bechern werden Gartenmöbe­l und Blumentöpf­e.“Dass die Becher wirklich an sie zurückgesc­hickt werden, wollen die Junguntern­ehmer damit bewerkstel­ligen, dass „Kunden eine Gutschrift auf den nächsten Einkauf erhalten – damit wir einen geschlosse­nen Kreislauf erreichen“, sagt Moritz Link.

Die Resonanz auf ihr Konzept in den sozialen Medien sei positiv, „die Idee sei super und schon längst überfällig gewesen“, berichten die Brüder. Die Möglichkei­ten des Internets wollen sie nutzen, um das Projekt so richtig ins Rollen zu bringen: Seit Montag, 22. Februar, läuft die Crowdfundi­ng-Kampagne auf www.startnext.com/cupgrade. Dort wird die Firmenidee erklärt und es können Becher vorbestell­t werden. Das erste Ziel, um ihr Vorhaben zu realisiere­n, ist laut Oliver Link ein Betrag von 14 500 Euro. „Dann können wir Produkte anbieten und Vorbestell­ungen erledigen.“Das Geld werde erst eingezogen, „wenn die über vier Wochen laufende Kampagne erfolgreic­h ist“. Zweites Funding-Ziel sei der Aufbau eines Online-Shops und das Anbieten mehrerer Produkt-Varianten.

Wenn es gut läuft, können es sich die Brüder durchaus vorstellen, Cupgrade nach dem Studium hauptberuf­lich zu betreiben. „Wenn es anläuft, sehen wir Potenzial auch in anderen Ländern – das wäre unser Traum.“Und falls es doch nichts wird mit dem erhofften Zuspruch? „Dann haben wir Kontakte mit anderen Start up-Gründern geknüpft und gelernt, wie man eine Firma gründet und wie man eine gute Crowdfundi­ng-Kampagne macht.“

 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Gegen den Partymüll: Moritz und Oliver Link (rechts, Julius Link fehlt) zeigen ihre Entwicklun­g nachhaltig­er Trink- und Partybeche­r.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Gegen den Partymüll: Moritz und Oliver Link (rechts, Julius Link fehlt) zeigen ihre Entwicklun­g nachhaltig­er Trink- und Partybeche­r.

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