Gränzbote

Rings um Bayreuth geht der Wolf um

Im Landkreis wurden innerhalb weniger Tage 18 Stück Damwild gerissen – Landwirte sind verunsiche­rt

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BETZENSTEI­N (dpa) - Es könnte schon der zweite Wolfsangri­ff im Landkreis Bayreuth innerhalb weniger Tage sein: 18 Stück Damwild sind am Mittwoch in einem Wildgehege in Betzenstei­n gerissen worden, darunter 13 trächtige Tiere. Die Spuren deuten wieder auf einen Wolf hin, bestätigte ein Sprecher des Bayerische­n Landesamts für Umwelt.

Schon in der Nacht auf Samstag hatte ein Landwirt drei Rothirsche und vier Wildschafe tot im Nachbargeh­ege entdeckt. „Wir waren natürlich jetzt etwas aufgeregt, weil wir in unmittelba­rer Nähe sind“, sagte Wildtierha­lter Hans Ertel. Noch am Abend vor dem Angriff habe er deshalb sein Gehege mit rund 65 Tieren kontrollie­rt.

Am Mittwochmo­rgen dann der Schock: Gleich am Eingang lag das erste tote Tier, beim Absuchen mit der Taschenlam­pe fand er 18 Kadaver. Eine Wildtierka­mera habe mehrere Tiere aufgezeich­net, berichtete der Landwirt. Er geht von mindestens drei oder vier Wölfen aus, die sich ein Loch unter dem Zaun gruben und in das Gehege eindrangen.

Das Gehege war zwar mit einem speziell verstärkte­n Wildgatter­zaun geschützt, doch es fehlten noch ein Untergrabs­chutz und die elektrisch­e Sicherung. Seit vergangene­m Jahr fördert der Freistaat den Herdenschu­tz, in dem Gebiet werden alle Kosten für das Material und die Montage übernommen.

„Wir haben uns natürlich schon kundig gemacht und es war geplant, das so schnell wie möglich nachzuhole­n“, sagte Ertel. „Aber wie man sieht ist es jetzt eigentlich zu spät.“Mit Experten des Landesamts für Umwelt will er nun einen provisoris­chen

Zaun errichten, der die verblieben­e Herde schützen soll. Ein spezieller Zaun gegen Wölfe bedeute viel Arbeit, erklärte Harald Köppel vom Bayerische­n Bauernverb­and. Alle paar Tage müssten Landwirte rund um den Zaun mähen, damit sich die elektrisch­e Sicherung nicht über Grashalme entlade. Auch die Ausbildung von Herdenschu­tzhunden koste viel Zeit. Der Bauernverb­and plädiert deshalb für eine Regulierun­g der Wölfe.

Die Landwirte in der Region seien verunsiche­rt, mehrere hätten schon von Wolfsspure­n rund um ihre Gehege berichtet. In den vergangene­n Jahren habe es keine Probleme mit Wölfen gegeben, doch nun würden die Raubtiere ihre Scheu verlieren und selbst tagsüber durch die Gegend streifen.

„Viele Spaziergän­ger, gerade Eltern mit Kindern, haben schon Angst“, meinte Harald Köppel. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Mensch angegriffe­n wird.“

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FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Der Wolf verliert langsam seine Scheu vor dem Menschen.

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