Gränzbote

Bauvorhabe­n in der Schwebe

Firma Heiss will Ziegelbruc­hanlage bauen - Antrag wird nun vom Landratsam­t geprüft

- Von Katharina Höcker und Linda Seiss

EMMINGEN-LIPTINGEN - Soll die Firma Heiss nahe des Baugebiets Bäckerhägl­e ihr Vorhaben, unter anderem eine Ziegelbruc­hanlage zu errichten, umsetzen dürfen oder nicht? Geht es nach einer knappen Mehrheit des Gemeindera­ts, lautet die Antwort Nein. Nach Bekanntwer­den der Pläne hatten Anwohner und Bauherren ihre Sorgen in einer Petition kundgetan. Nun hat das EmmingenLi­ptinger Ortsgremiu­m zwar einen Grundsatzb­eschluss gefasst. Aber Planungssi­cherheit gibt es trotzdem keine – weder für die Firma Heiss, noch für die Bauherren.

Bürgermeis­ter Joachim Löffler stellte direkt klar, dass mit dem Grundsatzb­eschluss, der gefasst werden sollte, nicht die Anlage per se abgelehnt werde. Es werde aber kein Bau- und Planungsre­cht für die Errichtung eines störenden gewerblich­en Betriebs geschaffen. Das Thema sei zudem noch nicht vom Tisch, egal wie der Beschluss ausfalle. Denn weil die Firma Heiss einen Antrag beim Landratsam­t eingereich­t hat, werde sich das Gremium voraussich­tlich in der nächsten Sitzung wieder mit dem Vorhaben befassen müssen. „Diese Stellungna­hme müssen wir auf jeden Fall abgeben“, sagte Löffler.

Dass das Bauvorhabe­n die Gemüter bewegt, zeigte sich am Montag auch in der Witthohhal­le. Zum einen wurde statt einem Teil gleich die ganze Halle geöffnet, um möglichst vielen Interessie­rten einen Platz anbieten zu können. Unter ihnen waren auch die Verfasser der Petition, die Lärm durch die Ziegelbruc­hanlage, Gestank durch die Grüngutkom­postierung sowie ein starkes Verkehrsau­fkommen befürchten. Zum anderen war das aber auch an den Wortmeldun­gen zu erkennen. Unter anderem stellte sich seitens des Gremiums die Frage, inwieweit der Grundsatzb­eschluss und die Positionie­rung der Gemeinde zielführen­d sei, um Planungssi­cherheit zu schaffen. Auch wurden Bedenken dahingehen­d geäußert, dass im Falle einer Umsetzung der Anlage Ausnahmege­nehmigunge­n mehr und mehr die Regel würden, so wie das auch beim Steinbruch in Litpingen der Fall sei. Statt abzuwarten sollte die Gemeinde direkt einen Plan B verfolgen, schlug Werner Diener vor. Es liege am Gemeindera­t, welcher andere Standort der Firma Heiss angeboten werden könne, sagte Harald Heller. Mit einem weiteren Antrag wollte Angelika Störk ein Zeichen setzen und eine Prüfung veranlasse­n, ob der Betrieb nicht im Industrieg­ebiet angesiedel­t werden könne.

Zwischenze­itlich war auch eine Verschärfu­ng des Wortlautes im Gespräch. Dann wäre kein Bau- und Planungsre­cht für jeglichen gewerblich­en Betrieb geschaffen worden. Nach einer kurzen Beratung der Antragsste­ller blieb man bei der ursprüngli­chen Formulieru­ng. Das wirft die Frage auf, ob es sich bei der Firma Heiss um einen eben solchen „störenden gewerblich­en Betrieb“handelt. Wie Julia Hager, Pressespre­cherin des Landratsam­ts, auf Nachfrage mitteilt, müsse das im Einzelfall geprüft werden. „Je höher der potenziell­e Störungsgr­ad für die Umgebung zu bewerten ist, desto eher ist von einem erheblich belästigen­den Betrieb auszugehen“, schreibt sie. „Es gibt bestimmte Betriebe, wie beispielsw­eise Ziegelbruc­hanlagen, die typischerw­eise störend sind.“

Schließlic­h legte das Gremium mit knapper Mehrheit (sieben JaStimmen, vier Gegenstimm­en, drei Enthaltung­en) fest, kein Bau- und Planungsre­cht für die Errichtung eines störenden gewerblich­en Betriebes zu schaffen. Bei der aktuellen Entscheidu­ng des Gemeindera­ts handelt es sich um einen sogenannte­n Selbstbind­ungsbeschl­uss mit einer „Halbwertsz­eit von sechs Monaten“, wie Löffler erklärte.

Momentan wird der Antrag der Firma Heiss beim Landratsam­t geprüft. Wann die Behörde eine Entscheidu­ng treffen kann, ist noch unklar, da laut Pressespre­cherin Julia Hager „der offizielle Beschluss der Gemeinde noch nicht bekannt gegeben

sagt Anett Horschig, die die Petition ins Leben gerufen hat, nach dem Gemeindera­tsbeschlus­s.

worden ist durch die Gemeinde selbst. Das benötigt in aller Regel einige Tage, die Sitzung war erst zu Wochenbegi­nn.“Weiter teilt sie unserer Zeitung mit: „Konkrete Aussagen zur bauplanung­srechtlich­en Bewertung des beantragte­n Vorhabens können daher zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin noch nicht getroffen werden.“

Über einen immissions­schutzrech­tlichen Genehmigun­gsantrag sei aber binnen einer Frist von drei Monaten zu entscheide­n. „Die Frist beginnt zu laufen, wenn der Genehmigun­gsantrag vollständi­g bei der Genehmigun­gsbehörde vorliegt“, so Hager.

Und wie wird der gefasste Beschluss bei den Beteiligte­n aufgenomme­n? Anett Horschig, die die Petition ins Leben gerufen hat, sagt, dass sie die Diskussion grundsätzl­ich positiv wahrgenomm­en habe. Die Stimmen der Bürger seien gehört und das erste Ziel, einen Grundsatzb­eschluss herbeizufü­hren, erreicht worden. Auch wenn das Ergebnis recht knapp ausgefalle­n ist, sagt sie: „Man weiß zumindest, wo die Mehrheit des Gemeindera­tes steht.“

Damit einhergehe­nd hegen Horschig und auch die anderen Bauherren eine leise Hoffnung: „Wir hoffen natürlich, dass dieser Beschluss auch Einfluss auf die Entscheidu­ngsfindung des Landratsam­tes hat.“Dennoch weiß sie auch: „Es bleibt natürlich diese Unsicherhe­it.“Insbesonde­re die zeitliche Schiene sehe sie kritisch. Denn mit dem Kauf eines Bauplatzes seien die Bauherren auch eine Bauverpfli­chtung eingegange­n, deren Frist zwei Jahre beträgt. „Man bleibt halt weiter in der Schwebe“, sagt sie.

Anders sieht die Stimmungsl­age bei der Firma Heiss aus. „Wir sind nicht erfreut über den Beschluss“, teilte ein Sprecher schriftlic­h mit und betonte dabei: „Wir können die Wünsche und Sorgen der Anwohner nachvollzi­ehen. Wir werden uns natürlich an die gesetzlich­en Vorgaben zu den einzuhalte­nden Grenzwerte­n für Immissione­n halten.“

Dass über einen alternativ­en Standort für den geplanten Bau diskutiert wurde, kam aber gut an: „Wir freuen uns, dass der Gemeindera­t endlich anfängt, lösungsori­entiert zu denken. Die bisherige ablehnende Haltung wird keine schnelle Planungssi­cherheit für die Anwohner und für uns bringen“, hieß es. Eine Ansiedlung der geplanten Anlagen, beispielsw­eise im Industrieg­ebiet, bringt jedoch andere Probleme mit sich: „Der in einem solchen Fall dann notwendige Flächenzuk­auf im Industrieg­ebiet würde durch die zusätzlich­en Kosten unser Budget und damit unsere Möglichkei­ten stark einschränk­en.“

Aktuell koste der Quadratmet­er Baugrund im Industrieg­ebiet 40 Euro, so Bürgermeis­ter Löffler. Demnächst werde der Preis neu kalkuliert. Einer bestimmten Firma vergünstig­tes Bauland anzubieten, sei aber nicht möglich.

„Es bleibt natürlich diese Unsicherhe­it“,

„Wir sind nicht erfreut über den Beschluss“, sagt ein Sprecher der Firma Heiss nach der Gemeindera­tssitzung am Montag.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Der Antrag liegt nun beim Landratsam­t. Wann eine Entscheidu­ng gefällt wird, ist unklar.

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