Eine Zufluchtsstätte für Trostsuchende
Im Wald bei Denkingen steht seit bald 120 Jahren die Nothelferkapelle
DENKINGEN - Im Jahr 2022 kann die „Nothelferkapelle“, mitten im Wald bei Denkingen auf dem Wanderweg zum Dreifaltigkeitsberg gelegen, ihr 120-jähriges Bestehen feiern. Einst stand die Kapelle am Waldesrand und war bei günstiger Position vom Ort aus sogar sichtbar. Doch nun ist ringsum Wald, und wenn die Sonne durch das Blätterdach der nahe stehenden Buchen scheint, glänzt das Dach der Stationenkapelle wie ein Kupferhelm.
Die Stationenkapelle, den 14. Nothelfern geweiht, enthält die Grablegung als letzte Station des Kreuzweges. Johannes Bühler aus Spaichingen legte zur Finanzierung einer Kapelle auf der Kreuzsteige (oberhalb des jetzigen Standortes, dem schönsten Aussichtspunkt der Gemarkung) die Grundlage mit einer Stiftung. Nach Rücksprache mit den Angehörigen des Stifters und im Zuge der Neuanlage des Kreuzwegs wurde das Geld jedoch für die Nothelferkapelle verwendet.
In der Chronik lesen wir, dass der Bauantrag der Kapelle im Oktober 1901 genehmigt wurde. Im Laufe des Jahres 1902 wurden die Bauarbeiten erledigt. So entstand aus hellen und roten Klinkersteinen ein ansprechender Backsteinbau mit Dachreiter.
Am 19. Oktober weihte Dekan Msgr. Munz im Auftrag des Bischofs Paul Wilhelm von Keppler bei Regenwetter die Kapelle ein. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 2100 Mark. Doch die Kapelle war noch ohne Innenausstattung. Altarbauer Pius Hausch, Horb, stellte erst 1904 das Altärle mit der Darstellung der Grablegung
als letzte Station des Kreuzweges her. Er schnitzte auch die beiden Statuen „Herz Jesu“und „Herz Mariä“, die links und rechts neben dem Altar stehen.
Da die Kapelle den 14 Nothelfern geweiht ist, schnitzte Pius Hausch aus Lindenholz auch das VierzehnNothelfer-Relief für den Sockel des Altaraufsatzes, die sogenannte Predella. Durch die großzügigen Stiftungen von Maria und Magdalena Theiler (Töchter des Gips-Pochers Anton Theiler) und einer weiteren Zuwendung von Marianne Dannecker (Frau in dritter Ehe und Witwe des Konrad Drehers) konnte die Innenausstattung der Kapelle durchgeführt werden. Ein Chorgitter soll die Kunstgegenstände vor Diebstahl schützen.
Mit Hilfe von Flurbereinigungszuschüssen wurde in den Jahren 1986 und 1987 die Kapelle zusammen mit dem Kreuzweg renoviert. Die Neuweihe fand dann am 8. Juni 1987 statt.
Im Jubiläumsjahr 2002 wurden Kapelle und Stationen noch einmal umfassend renoviert. Da an diesem Ort die Vierzehn Nothelfer und als Mittelpunkt die Mutter Maria sehr verehrt und in vielerlei Nöten angerufen werden, erklärte die Kirchengemeinde das Jubiläumsjahr 2002 zum „Nothelferjahr“. Einige Votivtafeln geben davon Zeugnis, dass im Laufe der Jahre dieses Kleinod für viele Trostsuchenden eine Zufluchtsstätte wurde. Die älteste Votivtafel stammt aus dem Jahre 1934.
Seit vielen Jahren pflegen die Familien Schnee/Bühler die Kapelle und ihre Umgebung. Altershalber übertrugen Inge Bühler sowie Renate und Walter Schnee, die Hauptarbeiten auf die Familie ihrer Tochter Angelika und Willi Heinz.
Mitte der Siebziger Jahre hatte Steinmetz Gregor Bomm mit großem Können eine Marienstatue aus rotem Sandstein für das Grabmal von
Friedbert und Berthold Dreher, Karlheinz Streicher und Karin Zepf gefertigt. Auf Initiative des KGR-Vorsitzenden Norbert Schnee stellten die Familien diese Figur nach Abräumen des Vierfachgrabes für den neuen Standort bei der Nothelferkapelle zur Verfügung. Steinmetz Andreas Schnee brachte während der Wintermonate 2007 sein fachliches Können ein, um die Statue und den Stein passend zu gestalten. Bei den Aufbauarbeiten am Hang oberhalb der Nothelferkapelle wurde Andreas Schnee von den Familienangehörigen der damals durch einen Unfall ums Leben gekommenen Jugendlichen unterstützt.
Bereits im Sommer erhielt die Madonna noch einen Schutz aus Kupferblech, der von Walter Schnee und Dieter Schnee hergestellt und aufgestellt wurde. Mit der Madonnenfigur haben die Besucher der Kapelle und Wanderer, die vorübergehen, neben den vierzehn Nothelfern noch eine weitere mächtige Fürsprecherin. Das war der Wunsch der Kirchengemeinde bei der Einweihung an Maria Himmelfahrt 2008. Viele Besucher werden beim Betrachten der blühenden Blumen und dem Anblick der Figur auch an jene denken, für die die Marienstatue einst geschaffen wurde.
Inzwischen erhielt die Kapelle auch ein von Walter Schnee gestiftetes Glöckle. Es ist dann fast Ehrensache, dass die Besucher an dem Glockenstrang ziehen und so das Glöcklein läuten. Auf dem Kapellenvorplatz laden, ebenfalls von den Familien Schnee, gestiftete Holzbänke zum Ausruhen und Innehalten ein.