Gränzbote

Spenden gegen die Wucht des Schicksals

Der Unfalltod des neunjährig­en Mädchens bewegt sehr viele Menschen – Sie wollen helfen

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Wenn Eltern ihr Kind durch einen Unfall verlieren, ist das das Schlimmste, was ihnen passieren kann. Deshalb reagieren selbst ganz fremde Menschen mit großer Empathie und Solidaritä­t. So auch im Fall der neunjährig­en Michelle, die bei dem Autounfall am Donnerstag lebensgefä­hrlich verletzt wurde und am Montag starb. Das Bedürfnis, irgend etwas zu tun, um das Leid der Angehörige­n zu mindern, ist riesengroß. Deshalb hat ein Tübinger Kollege des jetzigen Partners von Michelles Mutter eine Spendenakt­ion ins Leben gerufen – und dabei die Dynamik des Internets unterschät­zt.

Der Spendenauf­ruf wurde breit über eine Plattform geteilt unter dem Namen des Stiefvater­s. Mit einem Foto des gestorbene­n Kindes. Die Spende konnte per Überweisun­g, Kreditkart­e, Lastschrif­t oder PayPal, einem Online-Bezahldien­st, geschehen. Über Facebook und Whatsapp wurde der Link zu dieser Seite geteilt. Die Betroffenh­eit war groß, viele drängte es zu spenden, sodass eine große Summe zusammen kam.

Er sei selber überrascht gewesen, wie die Aktion explodiert sei, sagte der Freund der Familie im Gespräch mit dieser Zeitung. Er habe einfach helfen wollen und sei perplex und dankbar für diese Solidaritä­t. Auch hätten sich viele direkt per Mail an ihn gewandt (man kann auf dieser Seite einen Kontakt anklicken) und ihre Betroffenh­eit zum Ausdruck gebracht.

Diese Art des Spendens hat aber kleinere und größere Risiken: Wenn zum Beispiel der leibliche Vater davon nichts weiß, oder die sorgeberec­htigten Eltern nicht die Zustimmung zur Veröffentl­ichung eines Fotos geben. (Welche Risiken in solchen Spendenakt­ionen liegen: Siehe unten stehenden Bericht).

Sie seien sehr dankbar und gerührt über die große Solidaritä­t, sagt der Freund über die Familie. Der Unfalltod des Kindes hat alle aus der Bahn geworfen.

Da die Facebookgr­uppe Spaichinge­r Stadtgeflü­ster von uns moderiert wird, und dort der Spendenauf­ruf mehrfach geteilt wurde, fragten wir zur Sicherheit bei der benutzten Plattform „betterplac­e.me“nach, wie die Seriosität eines Spendenauf­rufs überprüft wird, oder ob die Identität eines Kampagneni­nitiators überprüft wird. Die Antwort: Betterplac­e überprüft nichts.

In diesem Fall ist die gut gemeinte und rührende Aktion von echten Freunden ins Leben gerufen worden, das Geld also da angekommen, wo es die Spender auch hin spenden wollten: Bei der Mutter des Kindes.

Vielleicht wird es, wenn alle Kosten beglichen sind, für den Bruder der kleinen Michelle zur Seite gelegt. Das jedenfalls würde sich der leibliche Vater wünschen, so sagt er im Gespräch.

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FOTO: SILAS STEIN Wenn Privatpers­onen das Internet zum Sammeln von Geld verwenden, ist Aufmerksam­keit gefragt. In Spaichinge­n wollten aber Freunde helfen.

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