Skrupellose Trittbrettfahrer könnten übers Internet die furchtbarsten Schicksalsschläge ausnutzen
Ein Geldschein im Umschlag mit einer Trauerkarte ist die klassische Form, einem durch einen Schicksalsschlag getroffenen Menschen sein Mitgefühl und seine Solidarität auszudrücken. Der Gedanke: Wer trauert, soll wenigstens nicht gleichzeitig bangen müssen, woher das Geld etwa für die Beerdigung zu nehmen. Aber nicht immer steckt eine gute Absicht dahinter. Wenn Privatpersonen Spenden übers Internet sammeln, sei generell Vorsicht geboten, sagt Polizeisprecher Dieter Popp.
Wegen entsprechender Anfragen am Dienstagabend hatten die Beamten auch sofort bei der Mutter zu Hause nachgefragt, ob es mit rechten Dingen zugeht oder sich
Betrüger die Notlage zu Nutze machen.
Denn so verwerflich das ist: Selbst in solchen Fällen gibt es Trittbrettfahrer, sagt Popp zur allgemeinen Erfahrung der Polizei. Dies vor allem, wenn eine Todesnachricht bei Menschen eine hohe Emotionalität erzeugten. Die Portale stellen nur die Technik für das Geldsammeln zur Verfügung, überprüfen die Hintergründe aber nicht. Das bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung die benutzte Plattform. Oder anders gesagt: Es ist durchaus möglich, dass sich jemand mit einer falschen Identität anmeldet –Betrüger können inzwischen sogar Telefonverbindungen so manipulieren, dass sie selbst scheinbar mit deutscher Telefonnummer anrufen, selbst wenn sie auf den Bahamas sitzen. Wenn ein Betrüger es auf das Geld von wohlmeinenden Menschen abgesehen hat, braucht er nur das Internet nach entsprechenden Nachrichten abzusuchen und sein betrügerisches Werk aus dem außereuropäischen Ausland fast völlig risikofrei zu machen, vor allem, wenn es über Online-Finanzdienstleister geht. Vor Jahren hatte einmal auf einer anderen Plattform eine angebliche Sammlung für Obdachlose hohe Wellen geschlagen. Dabei ging es um eine sechsstellige Summe.
Deshalb rät die Polizei generell, die Seriosität einer Spenden sammelnden Institution zu überprüfen, oder ganz altmodisch zum Briefumschlag zu greifen. Was Bilder angeht, die im Internet veröffentlicht werden, sei genauso Vorsicht geboten. „Wir werden nicht müde, gerade auch junge Menschen davor zu warnen: Persönliche Daten und Fotos sind für immer im Netz, sie verfolgen einen bis ins hohe Alter“, so Popp. Bedeutet: Ein im Internet veröffentlichtes Foto kann von Hinz und Kunz kopiert und für jeden nur denkbaren oder nicht denkbaren Zweck benutzt werden – auch noch Jahre danach.
Welchen Schock es bedeuten kann, unvermutet auf irgend einer womöglich dubiosen Seite sein verstorbenes Kind im Internet wiederzufinden, liegt auf der Hand. (abra)