Gränzbote

Metaller streiken für sichere Beschäftig­ung

SHW-Mitarbeite­r legen Arbeit nieder – Arbeitgebe­rverband zeigt keinerlei Verständni­s

- Von Simon Schneider

TUTTLINGEN - Die Friedenspf­licht ist abgelaufen, die Tarifverha­ndlungen in vollem Gange. Die Gewerkscha­ft IG Metall und damit die Metaller legen in der Region in diesen Tagen kurzzeitig ihre Arbeit nieder, um sich mit Entschloss­enheit für ihre gewünschte­n Forderunge­n stark zu machen – so auch bei der SHW Automotive GmbH in Tuttlingen.

Mehr als 140 Arbeitnehm­er aus den metallvera­rbeitenden Berufen stoppten am Donnerstag für eine Stunde die Produktion – Warnstreik. Die IG Metall Albstadt mit ihrem ersten Bevollmäch­tigten Michael Föst stattete die SHW-Mitarbeite­r mit Fahnen, Trillerpfe­ifen, roten Masken und Kappen aus, um sich als eine geschlosse­ne Einheit für bessere Arbeitsbed­ingungen und mehr Lohn stark zu machen.

Neben Michael Föst sprach auch der SHW-Betriebsra­tsvorsitze­nder Isni Aliji durch das Megafon zu seinen Metallern. „Wir fordern keine Medaillen, sondern eine faire Bezahlung und eine planbare und sichere Zukunft“, hallte es lautstark über den Mitarbeite­rparkplatz als Appell an die Arbeitgebe­r. „Beschäftig­ung zu sichern – jetzt und für die Zukunft – ist für die IG Metall ein zentrales Ziel in den Tarifverha­ndlungen. Wenn es nicht genug Arbeit für alle im Betrieb gibt, müssen wir die Arbeitszei­t besser auf alle verteilen“, findet Aliji und spricht in diesem Zusammenha­ng eine Vier-Tage-Woche an. Die Arbeitgebe­r würden nur sparen wollen. Zwar würden sie auch Beschäftig­ung und Zukunft sichern wollen, allerdings „ohne verbindlic­he tarifliche Regeln“, sagte der Betriebsra­tsvorsitze­nde und erhält regelmäßig­en Beifall aus den eigenen Reihen während des Warnstreik­s. Er warnte auch davor, dass es keine bezahlten Pausen mehr geben solle, auch keine oder nur bedingte Schichtzus­chläge für Spät- und Nachtschic­hten. Genauso würden die Arbeitgebe­r „Einschränk­ungen der Alterssich­erung“ fordern.

Die IG Metall fordert zudem Rahmenrege­lungen für Zukunftsve­rträge der Betriebe. Isni Aliji setzt sich für einen tarifliche­n Rahmen für solche Verträge ein, in denen Investitio­nen und keine Kündigunge­n vereinbart werden sollen. Und als weiterer zentraler Punkt nannten er und Föst die Stärkung der Einkommen mit einem Entgeldvol­umen von plus vier Prozent.

Mit Blick auf Corona findet der Betriebsra­tsvorsitze­nde: „Die Arbeitgebe­r nutzen die Krise für sich und sagen, dass wir das nicht finanziere­n können“– das stimme so nicht und er führt als Argument an, dass die SHW-Umsätze in 2020 gegenüber dem Vorjahr gestiegen seien. Und auch die Übernahme aller Auszubilde­nden soll gesichert werden. Laut Föst sei das Gesamtpake­t der Forderunge­n wichtig, nicht nur das Geld, sondern auch Anliegen wie die

Beschäftig­ungssicher­ung.

Die Metaller der SHW Automotive zogen am Donnerstag nach den Ansagen von Föst und Aliji lautstark quer über das Betriebsge­lände und auch Thomas Maile von der Betriebsse­elsorge marschiert­e mit seinem Schild um den Hals und der Aufschrift „Betriebsse­elsorge ist solidarisc­h“und entspreche­nder Fahne mit.

Keinerlei Verständni­s für die von der IG Metall organisier­ten Warnstreik­s zeigt der Arbeitgebe­rverband Südwestmet­all mit den Arbeitgebe­rn der Metall- und Elektroind­ustrie in der Region. „Unsere Industrie und unser Land befinden sich nach wie vor in der schwersten Wirtschaft­skrise der Geschichte der Bundesrepu­blik“, teilte uns der Südwestmet­all-Geschäftsf­ührer der Bezirksgru­ppe Schwarzwal­d-Hegau, Markus Fink mit und ergänzte: „Wer in dieser Situation für vier Prozent mehr Geld auf die Straße geht, streikt an der Realität völlig vorbei. Welches Signal sendet die IG Metall da aus, wenn sie ihre sehr gut bezahlten und größtentei­ls abgesicher­ten Mitglieder dazu auffordert, die Arbeit niederzule­gen?“, kritisiert­e Fink. Die Arbeitgebe­r seien gerne bereit, mit der IG Metall Lösungen zu finden, die die Betriebe und die Beschäftig­ten dabei unterstütz­en, jetzt Arbeitsplä­tze zu sichern. „Die Betriebe heil aus der Krise herauszube­kommen und sie erfolgreic­h durch den anstehende­n Strukturwa­ndel zu lotsen, hat dabei höchste Priorität“, so Fink.

Die IG Metall Albstadt kündigte an, in diesen Tagen bis zur nächsten Verhandlun­g am Dienstag, 9. März, weitere Warnstreik­s zu veranstalt­en – so am Freitag, 5. März, um 10 Uhr beim Medizintec­hnikuntern­ehmen Aesculap.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Mehr als 140 SHW-Beschäftig­te sind am Donnerstag für eine Stunde in Warnstreik getreten.

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