SHW sagt der Börse Ade
Der Automobilzulieferer plant den vollständigen Rückzug vom Aktienmarkt
AALEN - Der schwäbische Automobilzulieferer SHW will die Börse verlassen und beabsichtigt, die Notiz seiner Aktien im Freiverkehrssegment M:Access der Börse München zu beenden. Das teilte das Unternehmen mit Sitz in Aalen und Werken unter anderem in Bad Schussenried, Neuhausen ob Eck und Tuttlingen am Freitag mit. Dabei soll auch der Widerruf der Einbeziehung der SHW-Aktien in den Freiverkehr der Börse München erfolgen.
Über den Delisting-Antrag des SHW-Vorstands muss letztlich die Börse München entscheiden. Üblicherweise wird dem entsprochen, allerdings kann sich die Umsetzung bis zu zwei Jahre hinziehen. Danach will SHW auch alle anderen Börsen in Deutschland über die Entscheidung informieren. Das Unternehmen geht davon aus, dass in der Folge auch dort der Handel mit SHW-Aktien enden wird.
Hinter SHW steht seit einigen Jahren der österreichische Industrielle Stefan Pierer, der über seine
Beteiligungsgesellschaft Pierer Industrie AG 77,4 Prozent an SHW hält. Den verbleibenden Aktionären will Pierer ein freiwilliges Erwerbsangebot in Höhe von 19 Euro pro SHWAktie machen, das diese annehmen können aber nicht müssen. Am Freitag kletterte der Kurs der SHW-Aktie bei dünnen Umsätzen um gut drei Prozent auf genau diesen Betrag.
Die Gründe für den Börsenrückzug erklärte SHW-Sprecherin Ramona Zettl im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“wie folgt: „Als Bestandteil der Industriebeteiligungsgruppe von Herrn Pierer ist die
SHW AG nicht mehr auf eine Finanzierung über den Kapitalmarkt angewiesen. Zudem sparen wir durch die Beendigung der Börsennotierung Zeit und Geld und sind nicht mehr verpflichtet unsere Zahlen offenzulegen. Das hilft uns im Wettbewerb und bei Kunden.“
SHW hatte bereits im Juni 2019 seinen Rückzug vom regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse bekannt gegeben und damals mitgeteilt, auf diese Weise jährlich Kosten von 250 000 Euro einsparen zu können.
SHW ist, wie viele Automobilzulieferer, durch die Corona-Pandemie in schwieriges Fahrwasser geraten. Anfang Oktober des vergangenen Jahres hatte das Unternehmen seine Umsatzprognose revidiert und für 2020 Erlöse zwischen 370 und 390 Millionen Euro in Aussicht gestellt, nachdem 2019 noch 432 Millionen Euro erwirtschaftet wurden. Endgültige Zahlen will das Unternehmen, das weltweit 1600 Mitarbeiter beschäftigt und Pumpen, Motorkomponenten sowie Bremsscheiben herstellt, am 1. April veröffentlichen.