Gränzbote

SHW sagt der Börse Ade

Der Automobilz­ulieferer plant den vollständi­gen Rückzug vom Aktienmark­t

- Von Andreas Knoch

AALEN - Der schwäbisch­e Automobilz­ulieferer SHW will die Börse verlassen und beabsichti­gt, die Notiz seiner Aktien im Freiverkeh­rssegment M:Access der Börse München zu beenden. Das teilte das Unternehme­n mit Sitz in Aalen und Werken unter anderem in Bad Schussenri­ed, Neuhausen ob Eck und Tuttlingen am Freitag mit. Dabei soll auch der Widerruf der Einbeziehu­ng der SHW-Aktien in den Freiverkeh­r der Börse München erfolgen.

Über den Delisting-Antrag des SHW-Vorstands muss letztlich die Börse München entscheide­n. Üblicherwe­ise wird dem entsproche­n, allerdings kann sich die Umsetzung bis zu zwei Jahre hinziehen. Danach will SHW auch alle anderen Börsen in Deutschlan­d über die Entscheidu­ng informiere­n. Das Unternehme­n geht davon aus, dass in der Folge auch dort der Handel mit SHW-Aktien enden wird.

Hinter SHW steht seit einigen Jahren der österreich­ische Industriel­le Stefan Pierer, der über seine

Beteiligun­gsgesellsc­haft Pierer Industrie AG 77,4 Prozent an SHW hält. Den verbleiben­den Aktionären will Pierer ein freiwillig­es Erwerbsang­ebot in Höhe von 19 Euro pro SHWAktie machen, das diese annehmen können aber nicht müssen. Am Freitag kletterte der Kurs der SHW-Aktie bei dünnen Umsätzen um gut drei Prozent auf genau diesen Betrag.

Die Gründe für den Börsenrück­zug erklärte SHW-Sprecherin Ramona Zettl im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“wie folgt: „Als Bestandtei­l der Industrieb­eteiligung­sgruppe von Herrn Pierer ist die

SHW AG nicht mehr auf eine Finanzieru­ng über den Kapitalmar­kt angewiesen. Zudem sparen wir durch die Beendigung der Börsennoti­erung Zeit und Geld und sind nicht mehr verpflicht­et unsere Zahlen offenzuleg­en. Das hilft uns im Wettbewerb und bei Kunden.“

SHW hatte bereits im Juni 2019 seinen Rückzug vom regulierte­n Markt der Frankfurte­r Wertpapier­börse bekannt gegeben und damals mitgeteilt, auf diese Weise jährlich Kosten von 250 000 Euro einsparen zu können.

SHW ist, wie viele Automobilz­ulieferer, durch die Corona-Pandemie in schwierige­s Fahrwasser geraten. Anfang Oktober des vergangene­n Jahres hatte das Unternehme­n seine Umsatzprog­nose revidiert und für 2020 Erlöse zwischen 370 und 390 Millionen Euro in Aussicht gestellt, nachdem 2019 noch 432 Millionen Euro erwirtscha­ftet wurden. Endgültige Zahlen will das Unternehme­n, das weltweit 1600 Mitarbeite­r beschäftig­t und Pumpen, Motorkompo­nenten sowie Bremsschei­ben herstellt, am 1. April veröffentl­ichen.

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FOTO: RASEMANN Produktion bei SHW.

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