Mehr Impfungen, mehr Schnelltests
Pilotprojekt zum Impfen in Tuttlinger Arztpraxis – Schnelltest-Zentrum am Tuwass geplant
TUTTLINGEN - Mit 550 Impfungen am Tag hat das Tuttlinger Kreisimpfzentrum (KIZ) jetzt eine Auslastung von drei Vierteln der geplanten Kapazität erreicht. Sobald mehr Impfstoff geliefert wird, kann das Verabreichen des Serums dort noch beschleunigt werden. Für über 80-jährige Bürger gibt es bald eine weitere Möglichkeit, den schützenden Piks gegen das Coronavirus zu erhalten. Außerdem wird das Testen im Kreis intensiviert.
„Im Landkreis Tuttlingen wird es bald eine Pilotpraxis geben, die das Impfen mitübernimmt“, erklärt Landrat Stefan Bär. In der Tuttlinger Praxis von Matthias Szabo, Vorsitzender der Kreisärzteschaft, erhalten Menschen über 80 Jahre, die mit höchster Priorität geimpft werden sollen, bald eigene Zeitfenster. „Wir machen das sechs Wochen lang. Damit wollen wir in erster Linie Erfahrungen für das Impfen in weiteren Praxen sammeln“, sagt Bär. In den ersten drei Wochen erhalten die Senioren ihre Erst-, im zweiten gleichlangen Block die Zweitimpfung.
Im KIZ soll, wir haben berichtet, sobald noch mehr Impfstoff vorliegt, eine weitere Impfstraße aufgemacht werden. Zudem, erläutert Bär, könne man auch die tägliche Dauer der Impf-Tätigkeit noch um eine Stunde verlängern. „Wenn wir Impfstoff haben, dann impfen wir auch an den Feiertagen“, kündigt er an. Aktuell seien aber alle Termine für die nächsten drei Wochen vergeben.
Parallel dazu wird das Testen intensiviert. „Alle Kommunen prüfen, ob und wie sie eine Testeinrichtung aufbauen können“, berichtet der Landrat nach einem Gespräch mit den Gemeinden. In der kommenden Woche, so hofft er, habe man einen Überblick, wo Menschen auf eine Ansteckung mit dem Coronavirus überprüft werden können.
In Tuttlingen wird ein mobiles Testzentrum für Schnelltests im Bereich des Tuwass und der Mühlausporthalle stehen. Darüber hat die Verwaltung in einer Pressemitteilung informiert. Das Angebot richte sich vor allem an Menschen, die Kontakt zu Risikogruppen haben oder selbst einer besonderen Gefahr ausgesetzt sind (siehe Infokasten), heißt es. Details würden noch festgelegt. Erstmals können sich die Bürger am
Dienstag, 9. März, von 17 bis 20 Uhr dort testen lassen. Danach soll es das Angebot in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) an zwei Nachmittagen und einem Vormittag geben. Die Schnelltests werden mit einem Rachen-Nasen-Abtrich unter freiem Himmel und ohne Anmeldung durchgeführt. Es wird empfohlen, im Vorfeld einen Anmeldebogen auszufüllen, den man ab Montag auf der Website der Stadt, www.tuttlingen.de, herunterladen kann. Das Ergebnis erfährt man vor Ort nach ungefähr 15 Minuten.
Bedeuten viele Schnelltests auch mehr Fälle? Ja, zum Teil seien die hohen Fallzahlen sicherlich auf vermehrte Schnelltests zurückzuführen, sagt Landrat Bär: „Wir bekommen immer wieder positive Fälle, die dann durch einen PCR-Test bestätigt werden.“Das sei generell positiv zu werten, „weil wir mehr Fälle entdecken“, aber es treibe natürlich auch die Zahlen in die Höhe. Er glaubt allerdings nicht, dass nur dieser Umstand die Zahlen steigen lässt. Die britische Virusvariante – wie im Kindergarten in Immendingen entdeckt (siehe Seite 16) – sei vielmehr daran schuld.
Nur diese Variante sei bisher im Kreis gefunden worden, meint Bär, andere Mutationen dagegen nicht. Von allen Infektionen mache sie gut zwölf Prozent aus. Damit würde der Kreis noch deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegen, der zwischen 30 und 40 Prozent der Infektionen durch die britische Mutation aufweist. Für Bär ist aber klar, dass die Infektionen durch den britischen Virusableger demnächst auch im Kreis steigen wird. „Wir schauen mit Sorge auf die nächsten Tage.“
Eine Infektion mit dem britischen Erreger sei anders als noch vor Wochen nun nicht mehr vollständig nachvollziehbar, meint Bär. Weil diese Mutation infektiöser und mit einer höheren Viruslast ausgestattet sei, werde – wie beim Immendinger Kindergarten – rigider mit der Quarantäne umgegangen. Neben den Infizierten müssen auch die Kontaktpersonen einer Kontaktperson ersten Grades nicht nur zehn, sondern 14 Tage in Quarantäne.
Die Sieben-Tages-Inzidenz lag am Freitag bei 71, steigt am Samstag aber auf 78. „Wir befinden uns in einer stabilen Seitwärtsbewegung mit steigender Tendenz“, beschreibt Bär den aktuellen Verlauf. Grund für die wieder höheren Zahlen sei ein größerer Ausbruch in der Trossinger Rehaklinik im Bethel, in der sich seit Montag mehr als 20 Personen infiziert haben.
Jeder Bürger kann sich einmal pro Woche kostenlos einem Schnelltest unterziehen. Bevorzugt getestet werden sollen Angehörige folgender Gruppen:
• Pflegende Angehörige, Haushaltsangehörige von Schwangeren und Angehörige von Personen, bei denen ein erhöhtes Risiko für einen schweren oder tödlichen Verlauf nach einer Infektion mit dem Coronavirus besteht.
• Personen, die privat oder beruflich mit vielen Menschen zusammen kommen – zum Beispiel Polizeibeamte, Beschäftigte im ÖPNV, Beschäftigte in kundenintensiven Bereichen.
• Schüler und Eltern.
• Personen in Bereichen, in denen regelmäßige Schnelltests vorgeschrieben sind – zum Beispiel Fahrschulen oder körpernahe Dienstleistungen. (pm)