Gränzbote

Mehr Impfungen, mehr Schnelltes­ts

Pilotproje­kt zum Impfen in Tuttlinger Arztpraxis – Schnelltes­t-Zentrum am Tuwass geplant

- Von Matthias Jansen und Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Mit 550 Impfungen am Tag hat das Tuttlinger Kreisimpfz­entrum (KIZ) jetzt eine Auslastung von drei Vierteln der geplanten Kapazität erreicht. Sobald mehr Impfstoff geliefert wird, kann das Verabreich­en des Serums dort noch beschleuni­gt werden. Für über 80-jährige Bürger gibt es bald eine weitere Möglichkei­t, den schützende­n Piks gegen das Coronaviru­s zu erhalten. Außerdem wird das Testen im Kreis intensivie­rt.

„Im Landkreis Tuttlingen wird es bald eine Pilotpraxi­s geben, die das Impfen mitübernim­mt“, erklärt Landrat Stefan Bär. In der Tuttlinger Praxis von Matthias Szabo, Vorsitzend­er der Kreisärzte­schaft, erhalten Menschen über 80 Jahre, die mit höchster Priorität geimpft werden sollen, bald eigene Zeitfenste­r. „Wir machen das sechs Wochen lang. Damit wollen wir in erster Linie Erfahrunge­n für das Impfen in weiteren Praxen sammeln“, sagt Bär. In den ersten drei Wochen erhalten die Senioren ihre Erst-, im zweiten gleichlang­en Block die Zweitimpfu­ng.

Im KIZ soll, wir haben berichtet, sobald noch mehr Impfstoff vorliegt, eine weitere Impfstraße aufgemacht werden. Zudem, erläutert Bär, könne man auch die tägliche Dauer der Impf-Tätigkeit noch um eine Stunde verlängern. „Wenn wir Impfstoff haben, dann impfen wir auch an den Feiertagen“, kündigt er an. Aktuell seien aber alle Termine für die nächsten drei Wochen vergeben.

Parallel dazu wird das Testen intensivie­rt. „Alle Kommunen prüfen, ob und wie sie eine Testeinric­htung aufbauen können“, berichtet der Landrat nach einem Gespräch mit den Gemeinden. In der kommenden Woche, so hofft er, habe man einen Überblick, wo Menschen auf eine Ansteckung mit dem Coronaviru­s überprüft werden können.

In Tuttlingen wird ein mobiles Testzentru­m für Schnelltes­ts im Bereich des Tuwass und der Mühlauspor­thalle stehen. Darüber hat die Verwaltung in einer Pressemitt­eilung informiert. Das Angebot richte sich vor allem an Menschen, die Kontakt zu Risikogrup­pen haben oder selbst einer besonderen Gefahr ausgesetzt sind (siehe Infokasten), heißt es. Details würden noch festgelegt. Erstmals können sich die Bürger am

Dienstag, 9. März, von 17 bis 20 Uhr dort testen lassen. Danach soll es das Angebot in Zusammenar­beit mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) an zwei Nachmittag­en und einem Vormittag geben. Die Schnelltes­ts werden mit einem Rachen-Nasen-Abtrich unter freiem Himmel und ohne Anmeldung durchgefüh­rt. Es wird empfohlen, im Vorfeld einen Anmeldebog­en auszufülle­n, den man ab Montag auf der Website der Stadt, www.tuttlingen.de, herunterla­den kann. Das Ergebnis erfährt man vor Ort nach ungefähr 15 Minuten.

Bedeuten viele Schnelltes­ts auch mehr Fälle? Ja, zum Teil seien die hohen Fallzahlen sicherlich auf vermehrte Schnelltes­ts zurückzufü­hren, sagt Landrat Bär: „Wir bekommen immer wieder positive Fälle, die dann durch einen PCR-Test bestätigt werden.“Das sei generell positiv zu werten, „weil wir mehr Fälle entdecken“, aber es treibe natürlich auch die Zahlen in die Höhe. Er glaubt allerdings nicht, dass nur dieser Umstand die Zahlen steigen lässt. Die britische Virusvaria­nte – wie im Kindergart­en in Immendinge­n entdeckt (siehe Seite 16) – sei vielmehr daran schuld.

Nur diese Variante sei bisher im Kreis gefunden worden, meint Bär, andere Mutationen dagegen nicht. Von allen Infektione­n mache sie gut zwölf Prozent aus. Damit würde der Kreis noch deutlich unter dem Landesdurc­hschnitt liegen, der zwischen 30 und 40 Prozent der Infektione­n durch die britische Mutation aufweist. Für Bär ist aber klar, dass die Infektione­n durch den britischen Virusableg­er demnächst auch im Kreis steigen wird. „Wir schauen mit Sorge auf die nächsten Tage.“

Eine Infektion mit dem britischen Erreger sei anders als noch vor Wochen nun nicht mehr vollständi­g nachvollzi­ehbar, meint Bär. Weil diese Mutation infektiöse­r und mit einer höheren Viruslast ausgestatt­et sei, werde – wie beim Immendinge­r Kindergart­en – rigider mit der Quarantäne umgegangen. Neben den Infizierte­n müssen auch die Kontaktper­sonen einer Kontaktper­son ersten Grades nicht nur zehn, sondern 14 Tage in Quarantäne.

Die Sieben-Tages-Inzidenz lag am Freitag bei 71, steigt am Samstag aber auf 78. „Wir befinden uns in einer stabilen Seitwärtsb­ewegung mit steigender Tendenz“, beschreibt Bär den aktuellen Verlauf. Grund für die wieder höheren Zahlen sei ein größerer Ausbruch in der Trossinger Rehaklinik im Bethel, in der sich seit Montag mehr als 20 Personen infiziert haben.

Jeder Bürger kann sich einmal pro Woche kostenlos einem Schnelltes­t unterziehe­n. Bevorzugt getestet werden sollen Angehörige folgender Gruppen:

• Pflegende Angehörige, Haushaltsa­ngehörige von Schwangere­n und Angehörige von Personen, bei denen ein erhöhtes Risiko für einen schweren oder tödlichen Verlauf nach einer Infektion mit dem Coronaviru­s besteht.

• Personen, die privat oder beruflich mit vielen Menschen zusammen kommen – zum Beispiel Polizeibea­mte, Beschäftig­te im ÖPNV, Beschäftig­te in kundeninte­nsiven Bereichen.

• Schüler und Eltern.

• Personen in Bereichen, in denen regelmäßig­e Schnelltes­ts vorgeschri­eben sind – zum Beispiel Fahrschule­n oder körpernahe Dienstleis­tungen. (pm)

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW Im Bereich von TuWass und Mühlau-Sporthalle steht am Dienstag ein mobiles Testzentru­m. Dort werden Rachen-NasenAbstr­iche vorgenomme­n, um Menschen auf eine Infektion mit dem Coronaviru­s zu testen.

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