Gränzbote

Kindergart­en Rietheim wird mit Luftreinig­ern ausgestatt­et

Die Anschaffun­g der Geräte sorgt im Gemeindera­t für eine lange Diskussion

- Von Dieter Kleibauer

RIETHEIM-WEILHEIM – Die Gemeinde Rietheim-Weilheim schafft mehrere Luftreinig­ungsgeräte für den Kindergart­en Rietheim an. Das hat der Gemeindera­t bei einer Enthaltung (Cornelia Kupferschm­id) beschlosse­n. Parallel dazu will die Verwaltung Angebote einholen, die Schule mit Geräten für die sogenannte „kontrollie­rte Wohnraumlü­ftung“auszustatt­en. Hintergrun­d ist der wieder aufgenomme­ne Kita- und Schulbetri­eb nach der Corona-Pause.

Angeregt hatte die Debatte Thomas Stenger, der in der Bürgerfrag­estunde als Sprecher des Elternbeir­ats im Kindergart­en Rietheim den Kauf von Luftreinig­ern angeregt hatte. Auslöser war die Spende der Firma Hebu Medical, die dem Kindergart­en Weilheim kürzlich fünf solcher Apparate überlassen hatte. Stenger erklärte, der Elternbeir­at würde sich an der Finanzieru­ng beteiligen, mögliche Sponsoren ansprechen und selbst Gelder generieren – etwa mit einem Ostermarkt.

Im Gemeindera­t führte diese Anregung zu einer langen Diskussion. Und es ging um Geld, das im Haushaltsp­lan noch nicht enthalten war, erläuterte Bürgermeis­ter Jochen Arno: Würde man die Kindergärt­en und die Schule komplett mit Luftreinig­ern ausstatten, läge man schnell bei 30 000 Euro plus Folgekoste­n für Wartung.

Doch benötigt man solche Geräte überhaupt? Diese Frage stand im Mittelpunk­t; Tobias Bacher, der als fachkundig­er Bürger in die Diskussion einbezogen wurde, wies auf eine Alternativ­e hin: die kontrollie­rte Wohnraumlü­ftung sei kostengüns­tiger und nachhaltig­er, spare Emissionen und reduziere so die Virenlast in der Raumluft. Sie tauscht die Raum- mit der Außenluft laufend aus; allerdings verzichtet sie auf eine spezielle Virenreini­gung,

etwa mit UV-Filtern, wie die Hebu-Spendegerä­te sie besitzen.

Eine Fachfrage, mit der sich die Ratsmitgli­eder, schwer taten. Gleichzeit­ig drängte die Zeit; die Kindergärt­en und Schulen sind in Betrieb. Eine langwierig­e Prüfung des Themas samt Ausschreib­ung und Vergabe würde Wochen an Zeit kosten. Gleichzeit­ig bestehe die Gefahr einer dritte Pandemie-Welle.

Gaby Kupferschm­id wies darauf hin, dass Geräte die Gefahr einer Infektion nicht komplett reduzieren; gerade in Kindergärt­en sei der Kontakt ja immer eng. „Da sollten wir uns nicht in Sicherheit wiegen.“Conny Kupferschm­id hegte grundsätzl­iche Zweifel: Bisher hätten doch Kinder in der Diskussion um Ansteckung­en keine Rolle gespielt. Wencke Weiser wiederum meinte, mit gut ausgestatt­eten Kindergärt­en werde die Gemeinde attraktive­r für Bewerbunge­n von Erzieherin­nen werden; Jürgen

Bacher befürchtet­e, ein Kaufbeschl­uss könnte im Umland ähnliche Beschlüsse lostreten; das sei „nicht zu verantwort­en.“Bürgermeis­ter Arno hatte die Befürchtun­g, dass die Geräte nach Corona „ungenutzt herumstehe­n“; Richard Hartelt drängte auf eine schnelle Lösung, die eine Pflichtauf­gabe der Gemeinde sei.

Achim Grüner schließlic­h stellte den Antrag, die Bitte aus dem Elternbeir­at schnell und pragmatisc­h zu erfüllen, sich weitere Schritte aber vorzubehal­ten. Dem folgte das Gremium mit einer Enthaltung. Damit beschafft das Rathaus fünf Luftreinig­er als „Einstieg in eine schnelle Lösung“(Arno), indem die Gemeinde zwei Firmen gezielt um Angebote bittet. Bei der Finanzieru­ng sagte der Elternbeir­at Unterstütz­ung zu. Der zweite Blick richte sich dann auf die Schule, wo die Dringlichk­eit aufgrund des Wechselunt­errichts nicht ganz so sehr gegeben sei.

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