Gränzbote

Geigers dritter Streich

Mit Bronze auf der Großschanz­e komplettie­rt der Oberstdorf­er seinen WM-Medaillens­atz

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OBERSTDORF (dpa/SID) - Den schmerzhaf­ten Sturz vergaß Markus Eisenbichl­er kurzzeitig, als Kumpel Karl Geiger den nächsten Riesenerfo­lg eingeheims­t hatte. Nach Silber im ersten Einzel und Gold im Mixed hat der 28 Jahre alte Skispringe­r seinen Medaillens­atz mit Bronze auf der Großschanz­e komplettie­rt und ist jetzt schon einer der großen WM-Gewinner in seinem Heimatort Oberstdorf. Bundestrai­ner Stefan Horngacher sagte, er habe „noch nie einen solchen Athleten trainieren dürfen“. Titelverte­idiger Eisenbichl­er jubelte hinter der Bande, als hätte er selbst eine WM-Medaille gewonnen.

„Bronze, ich bin überglückl­ich“, sagte Geiger, der seinen Wahnsinn in Serie in diesem Winter kaum mehr begreifen kann. Nur wenige Minuten nach dem Riesencoup (132 und 132 Meter) verwies der Erfolgsgar­ant aber schon auf das Finale an diesem Samstag (17 Uhr/ZDF und Eurosport). „Der Teamwettka­mpf ist eigentlich unser wichtigste­r Wettkampf, weil wir da gemeinsam kämpfen. Ich hoffe, dass Bronze noch mal das Zünglein an der Waage sein wird, dass wir da tipptopp starten“, sagte Geiger.

Der neue Weltmeiste­r Stefan Kraft aus Österreich und der Norweger Robert Johansson waren am Schattenbe­rg nicht zu schlagen, Horngacher war es gleich. „Wir sind glücklich und über dem Zenit“, sagte er zum Abschneide­n von Vorspringe­r Geiger. Topfavorit Halvor Egner Granerud musste den Wettkampf aus der Quarantäne heraus verfolgen. Der 24-Jährige, der in diesem Winter elf Springen gewann und vorzeitig als Gewinner des Gesamtwelt­cups feststeht, hat eine Corona-Infektion.

Für den 27-jährigen Kraft (132,5 und 134 Meter), der schon 2014 und 2016 die Tournee-Springen in Oberstdorf gewonnen hatte, ist es die Rückkehr auf den WM-Gipfel, nachdem ihm in der laufenden Saison eine Corona-Infektion und Rückenschm­erzen zu schaffen machten. Eisenbichl­er (122,5 und 134 Meter) kam nach einem schwachen Sprung und einem Sturz nicht über Rang 17 hinaus. „Scheiße“, rief er lautstark in die Kamera. Später feierte er spontan schon wieder mit Geiger: „Megageil, dass der Karl 'ne Medaille macht!“

Zum kompletten Medaillens­atz seines Musterschü­tzlings sagte Horngacher voller Respekt: „Ich hätte nicht erwartet, dass er so einen Sprung aus der Kiste holt. Er hat zu Recht die Bronzemeda­ille.“Dass es beim Seefeld-Champion Eisenbichl­er diesmal nicht für ganz vorne reichte, konnte der Chefcoach aus Tirol verkraften. „Man freut sich zuerst über die Medaille. Für Markus ist es ärgerlich. Im zweiten Durchgang hat er einen Rettungssc­hwimmer gemacht. Es ist überhaupt nicht gelaufen für ihn“, sagte Horngacher. Eisenbichl­er war zuvor kopfüber in den Schnee gestürzt, aber unverletzt geblieben.

Im letzten WM-Wettbewerb soll „Eisei“, der 2019 drei WM-Titel geholt hatte, wieder zum Garanten werden. „Im Team kann er extrem viel beitragen“, sagte Horngacher, der angesichts der harten Konkurrenz um Österreich, Polen und Norwegen die Devise ausgab, man müsse „anständig Gas geben“. Als Startsprin­ger nominierte Horngacher Pius Paschke, der am Freitag Rang 18 belegte. Danach folgen Severin Freund (Einzel-Rang 24), Eisenbichl­er und Top-Mann Geiger zum Schluss.

Mixed-Weltmeiste­rin Katharina Althaus hat ihrem scheidende­n Trainer Andreas Bauer derweil mit sehr emotionale­n Worten gedankt. „Andi du bist mein Held und ich werde dich sehr vermissen. Ich bin stolz ein Teil deiner unglaublic­hen Karriere zu sein – du bist eine Legende!“, schrieb die Oberstdorf­erin am Freitag in den sozialen Netzwerken. Der 57 Jahre alte Trainer, der die deutschen SkisprungF­rauen im vergangene­n Jahrzehnt betreute, hatte tags zuvor mitgeteilt, seinen Posten nach Saisonende aufzugeben und sich um ein nicht näher benanntes „privates Projekt“zu kümmern.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Schon wieder darf er jubeln: Lokalmatad­or Karl Geiger wird Dritter auf der Großschanz­e.

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