Gränzbote

Masken-Raffkes betrügen uns alle

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de ●»

Die Maskenaffä­re verstört inmitten der größten Krise der Bundesrepu­blik nach dem Zweiten Weltkrieg: Nicht nur das ohnehin arg ramponiert­e Vertrauen der Bürgerinne­n und Bürger in die Politik und in die handelnden Personen leidet. Nur verharmlos­end von Politikver­drossenhei­t zu reden, würde den Raffzahn-Skandal beschönige­n.

Die Vorgänge um angeblich gezahlte Provisione­n und ebenso angeblich hinterzoge­ne Steuern wirken vielmehr wie ein Brandbesch­leuniger des Misstrauen­s gegenüber den verkorkste­n Corona-Maßnahmen: Das dreifache Chaos bei der Maskenbesc­haffung, der Bestellung des Impfstoffs und der Bereitstel­lung von Schnelltes­ts drückt ohnehin auf die Stimmung. Jetzt sind Solidaritä­t und Hintanstel­lung eigener Interessen wünschensw­ert, doch manche Politiker sehen die Chance, durch die unerträgli­che Verquickun­g von Mandat und privater Profitgier Geld fürs eigene Konto herauszusc­hlagen.

Falls die Noch-immer-Abgeordnet­en Löbel und Nüßlein tatsächlic­h Provisione­n für die Vermittlun­g von Maskenlief­erungen genommen haben, müssen sie sich fragen lassen, ob dies nicht Teil des Mandats ist, für das sie sich entschiede­n haben und für das sie gut bezahlt werden. Falls die Herren auch noch Steuern hinterzoge­n haben, haben sie exakt uns alle, die Bürger betrogen, die sie gewählt haben und für die sie im Bundestag sitzen. Und schließlic­h müssen sie sich fragen lassen, warum die Raffgier sie hat erblinden lassen: Sollten sie wirklich geglaubt haben, dass ihre Machenscha­ften unentdeckt bleiben? Dann waren sie nicht nur kriminell, sondern sogar dumm.

Eine Woche vor den Landtagswa­hlen in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz kommen der Union Mandatsträ­ger mit kriminelle­r Energie aus den eigenen Reihen zur absoluten Unzeit, in der der Kanzlerin die Fäden zu entgleiten drohen. Hektisch wird gefragt, ob sich nur Löbel und Nüßlein selbst bedient haben könnten?

Die anderen Parteien sollten ihre Schadenfre­ude begrenzen: Der Vertrauens­verlust erschütter­t das gesamte politische Fundament. Die Quittung kommt am nächsten Sonntag.

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