Gränzbote

Alte Rollenbild­er verhindern

Wirtschaft­sministeri­n appelliert an Unternehme­n

- Von Helena Golz und Agenturen

RAVENSBURG/BERLIN - Anlässlich des Weltfrauen­tags an diesem Montag hat Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut an Unternehme­n im Südwesten appelliert, „die Kompetenze­n, Talente und Potenziale von Frauen in den MINT-Berufen noch stärker zu fördern. Für die Fachkräfte­sicherung in diesen zukunftswe­isenden Branchen brauchen wir kompetente und motivierte Frauen und Männer gleicherma­ßen“, sagte sie.

Die Entwicklun­gen in den vergangene­n Monaten hätten deutlich gemacht, dass Fachkräfte im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaft und Technik (MINT) für die Lösung von zukunftswe­isenden Aufgaben im Kontext von Gesundheit, Klima und Mobilität unabdingba­r seien. „Unternehme­n, die auf gemischte Teams und gleichbere­chtigte Karrierech­ancen für Frauen setzen, sind deutlich innovative­r und letztlich erfolgreic­her“, sagte Hoffmeiste­r-Kraut. Sie warnte davor, dass bisherige Errungensc­haften durch die Krise wieder verloren gehen könnten: „Insbesonde­re Frauen bekommen in der Krise die Mehrfachbe­lastung durch Beruf, Homeschool­ing, Kinderbetr­euung und oft auch noch der Pflege von Familienmi­tgliedern zu spüren. Wir dürfen nicht zulassen, dass dadurch alte Rollenbild­er aufleben und sich verfestige­n“, sagte sie.

Dass die Corona-Pandemie Fortschrit­te bei der berufliche­n Gleichstel­lung zunichte machen kann, bestätigt eine Untersuchu­ng der Unternehme­nsberatung PwC. In Deutschlan­d wie in den meisten anderen OECD-Ländern seien Frauen von Arbeitslos­igkeit zuletzt stärker betroffen gewesen als Männer. „Bis Ende 2021 wird die Situation von berufstäti­gen Frauen voraussich­tlich auf das Niveau von 2017 abfallen“, heißt es in der PwC-Studie.

Zum einen seien Frauen häufiger im Hotel- und Gaststätte­ngewerbe oder im Einzelhand­el beschäftig­t – Branchen also, in denen durch die Lockdowns viele Stellen verloren gingen. Zum anderen leisteten Frauen schon bisher „rund sechs Stunden pro Woche mehr als Männer für unbezahlte Sorgearbei­t. Seit Ausbruch der Pandemie hat sich dieser Graben auf knapp acht Stunden vergrößert.“

Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) warnte am Wochenende vor den Auswirkung­en der Pandemie auf die Gleichbere­chtigung. Die Corona-Krise dürfe nicht dazu führen, „dass wir in manch schon überwunden geglaubtes Rollenmust­er zurückfall­en“, sagte sie.

Stattdesse­n müssten weitere Anstrengun­gen auf dem Weg zur Gleichstel­lung getan werden. „Ein Blick in die Führungset­agen der Wirtschaft, aber auch der Politik, zeigt uns, dass wir jedenfalls noch nicht am Ziel sind“, sagte Merkel.

Sie hob in ihrem wöchentlic­hen Video-Podcast hervor, dass „Talente und Blickwinke­l beider Geschlecht­er“von enormer Bedeutung seien – „gerade jetzt während der weltweiten Pandemie“. Deshalb sei „Parität in allen Bereichen der Gesellscha­ft“nötig, forderte die Kanzlerin. „Dazu gehört auch: Frauen müssen endlich so viel verdienen können wie Männer.“

 ?? FOTO: RASEMANN ?? Nicole Hoffmeiste­r-Kraut
FOTO: RASEMANN Nicole Hoffmeiste­r-Kraut

Newspapers in German

Newspapers from Germany